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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 209
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schreiben wurde die Attraktivität der Zeitschrift sehr gesteigert - dies bekam die
Redaktion besonders nach seinem Ausscheiden 1956 zu spüren.157 Dennoch stieß
Sieburgs Mitarbeit zunächst auf scharfe Kritik der Leserschaft, unter anderem war
immer wieder die Rede davon, daß Sieburg Ehrenbegleiter von Marschall Petain gewesen
sei.158 Namentlich der nach Brasilien emigrierte Frankfurter Rechtsanwalt
Max Herrmann Maier, der noch aus Frankfurter Tagen mit den Herausgebern der
Gegenwart eng verbunden war, verhehlte seine Befürchtungen nicht, „daß mit Sieburg
ein aktiver Anhänger Hitlers, und zwar ein belasteter und gefährlicher in den
Mitarbeiterstab der , Gegenwart' eingezogen sei".159

Das Ende der „ersten Etappe"

Entscheidend für die Entwicklung der Gegenwart wurden die Ereignisse des Jahres
1948. Da mit der Währungsreform auch in der französischen Zone die Pressezensur
endgültig wegfiel, konnte die Redaktion die Zeitschrift mit ihrer Nummer 62 im Juli
1948 erstmals wieder als Halbmonatsschrift erscheinen lassen. Sie hatte zu dieser
Zeit ein solches Ansehen gewonnen, daß man während der Isolierung Berlins, wo
man mit rund 7000 Exemplaren vertreten war, darüber verhandeln konnte, 2000
Exemplare der Zeitschrift über die amerikanische Luftbrücke in die Stadt einzufliegen
: „Wie ich Ihnen schon in unserem Gespräch sagte, liegt uns daran, in Berlin -
gerade unter den gegenwärtigen Verhältnissen - präsent zu sein, da die Haltung des
Blattes gegenüber den Russen offenbar auch von diesen selbst wahrgenommen wird,
wir andererseits der Meinung sind, dass auch den zuständigen amerikanischen
Behörden daran gelegen sein müsste, dass eine objektive, von keiner Parteistimme
beeinflusste deutsche Presse aus dem Westen in Berlin zu lesen ist," schrieb Benno
Reifenberg an die deutschen Behörden.160

Doch gleichzeitig setzte mit der Währungsreform, wie Oeser zuvor richtig vermutet
hatte, auch ein starkes Wegbrechen der Leserschaft ein. „Mit der Kaufkraft des
neuen Geldes wuchs die Kauflust und verdrängte allzu bald den Hunger nach geistiger
Nahrung."161 Außerdem kam zu dieser Zeit als völlig neuer Zeitungstyp die
Regenbogenpresse auf. Beide Entwicklungen zusammen führten zu einem raschen
Ende des Zeitschriftenbooms. Zahlreiche literarisch-politische Nachkriegszeitschriften
mußten in den folgenden Jahren ihr Erscheinen einstellen.

Auch bei der Gegenwart war die neue Entwicklung deutlich zu spüren: Bereits
beim zweiten Septemberheft 1948 betrug die Auflage nur noch 65.000 Exemplare,
wobei gegenüber einem rapiden Rückgang in den Westzonen aus der Sowjetzone
neue Bestellungen hinzugekommen waren.162 Im September 1949 war man bereits
über jedes neue Abonnement froh. So warb Oeser, als er hörte, daß die Zeitschrift
bis nach Holland weitergeschickt würde: „Vielleicht kommt auch da noch einmal ein
Abonnement heraus. Das Blatt kann's brauchen. Wir schränken uns mächtig
ein..."163

Die Entwicklung machte eine bessere Vermarktung der Zeitung unabdingbar.

■ *

Uber die Art, neue Leser zu gewinnen, kam es aber zu großen Differenzen mit dem
Verleger Stückrath, der, wie Oeser in einem Brief andeutet, „uns nicht genug fürs
Geschäft tat, so wie ihm die Redaktion nicht genug zur Popularisierung des Inhalts
tut".164 Ärgerlich schrieb Reifenberg 1949 in einem Brief an Guttmann: „Stückrath

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