Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 212
(PDF, 35 MB)
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Öffentlichkeit, nämlich die politisch Gebildeten." Die Redaktion habe von vornherein
gewußt, mit ihren Vorstellungen „auf lange Sicht ein sehr undankbares Geschäft
betreiben zu müssen".176

Nach einer Auswertung von Leserzuschriften von 1950 wurde die Zeitschrift vor
allem von akademisch gebildeten Freiberuflern, in größeren Firmen und von leitenden
Angestellten gelesen, dagegen weniger von Lehrern und Professoren und -
natürlich wegen des liberalen Kurses - überhaupt nicht von katholischen Geistlichen
.177 Doch schon mit dem Einsetzen des „Wirtschaftswunders" beklagte man
allseits das „hohe Arbeitstempo" und die mangelnde Zeit zum Lesen: „Bedauerlicherweise
können sich viele Freunde der Gegenwart in Deutschland nicht zu einem
Abonnement entschliessen, weil sie in dieser gehetzten Zeit, als leitende Persönlichkeiten
durch den Aufbau ihrer Tätigkeitsgebiete, ihrer Existenz und ihrer privaten
Sphäre bis zur Leistungsgrenze beansprucht sind," hieß es beispielsweise im Geschäftsbericht
von 1950.178

Schon in dieser Zeit hatte die Zeitschrift praktisch keine eigene finanzielle Grundlage
mehr, und der Verlag mußte jährlich bis zu 100.000 DM Defizite übernehmen.
Anfang 1951 sank der Einzelverkauf von über 4.000 auf 829 Exemplare,179 im Juli
1951 betrug die Gesamtauflage nur noch 17*500 Exemplare^ von denen nur 11.000
verkauft wurden.180 Es wurde daher schon jetzt überlegt, die Zeitschrift „einschlafen
zu lassen". Wenn der Verlag dennoch seine Zustimmung zu einem Weiterbestehen
der Zeitschrift gab, so hatte dies einen einzigen Grund: „Dabei ist der Umstand, dass
Die Gegenwart durch ihre Redaktion eine Art Statthalterschaft für die künftige FZ
darstellen muss, entscheidend."181

Aber auch unter den neuen Veriagsbedingungen weigerte sich die Redaktion vehement
, den veränderten Lesegewohnheiten durch eine andere inhaltliche Gestaltung
des Blattes irgendwie entgegen zu kommen: „Herr Reifenberg betonte mit
Nachdruck, dass von redaktioneller Seite aus nicht durch ein Abweichen von der
Linie und durch Konzessionen an ein sensationslüsternes oder nationalistisches
Publikum zu einer leichteren Verkäuflichheit der Gegenwart beigetragen werden
könne," hieß es beispielsweise in einer Konferenz 1951.182 Zielte der letzte Vorwurf
auf die Springer-Presse, so war der erste gegen die Illustrierten gerichtet, gegen die
man seitens der Gegenwart einen herablassenden, bisweilen auch gehässigen Ton
pflegte.183 Eingeschlossen war hier selbst die im eigenen Haus der „Frankfurter
Societäts-Druckerei" erscheinende Frankfurter Illustrierte. Indes gehört es zum
merkwürdigen Beziehungsgeflecht redaktioneller Freiheiten und Abhängigkeiten,
daß die Gegenwart wirtschaftlich ausgerechnet von den Überschüssen dieser Illustrierten
getragen wurde.184

Die finanzielle Situation machte es 1953 erneut nötig, „die Lage der Zeitschrift zu
überdenken".185 Als möglicher Ausweg zeichnete sich nun eine völlig neue Perspektive
ab: Mit dem Wegfall des Lizenzzwanges war 1949 eine weitere Frankfurter
Tageszeitung gegründet worden, die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Sie verdankte
ihre Entstehung der Initiative von Erich Welter, der die französische Lizenz
für die Allgemeine Zeitung in Mainz besessen und die Zeitung nach der Gründung
der Bundesrepublik im Herbst 1949 nach Frankfurt übertragen hatte. Bis 1953 hatte
das Blatt zahlreiche Redakteure der alten Frankfurter Zeitung an sich gezogen.186 In

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