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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 213
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dieser Zeit bemühte man sich nun auch seitens der Gegenwart verstärkt um eine
Fusion mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dennoch war nicht zu übersehen,
daß die FAZ vor allem aus dem Geist der nach dem Krieg ohne jeden ideellen Vorläufer
gegründeten Allgemeinen Zeitung entstanden war, und man eine Übernahme
der Tradition der Frankfurter Zeitung hier nicht unbedingt anstrebte,187 So riet ausgerechnet
der Verleger Wirthle letztendlich von einer Fusion ab. Man würde die Gegenwart
dort, argwöhnte er, „als untragbare Hypothek betrachten". Die „Frankfurter
Societäts-Druckerei" habe klein angefangen, mit dem Ziel, die Frankfurter Zeitung
wiederzubeleben. „Heute sind wir mit dem Unternehmen weiter vorangekommen,
was aber das Gewissen betrifft, so muss ich sagen, diesen Herrschaften liefere ich
die FZ einfach nicht aus."188

So entschloß man sich letztlich doch, die Zeitschrift weiterbestehen zu lassen. In
den folgenden Jahren gab es verschiedene Anläufe, die Gegenwart inhaltlich attraktiver
zu gestalten, und man dachte auch mehrfach daran, sie in eine Wochenzeitschrift
umzugestalten. 1954 wurde sogar eine englischsprachige „Overseas Edition"
der Zeitschrift angedacht.189

1955 kritisierte Friedrich Sieburg in einer Redaktionskonferenz, die Zeitschrift sei
schwach geworden. „Alle guten Vorsätze von früher seien wieder in den Wind geschlagen
. Die Artikel würden immer länger, die Blätter seien einfach zu schwer und
unbeweglich. [...] Das ganze Blatt sei in seiner Lebendigkeit zurückgegangen.
Wahrscheinlich spiele dabei auch das Gefühl zunehmender Sicherheit eine Rolle,
eine gewisse wirtschaftliche Gelassenheit sei zu spüren."190 Sichtbares Ergebnis die-
ser Überlegungen wurde aber lediglich die Neugestaltung des „Zeitregisters". Ende

1955 schied Sieburg dann überraschend aus der Redaktion aus*191

100 Jahre Frankfurter Zeitung

1956 erschien ein auf Glanzpapier gedrucktes Sonderheft der Zeitschrift „Ein Jahrhundert
Frankfurter Zeitung". Das Heft kann als Ergebnis der jahrelangen Bemühungen
der Redaktion um „Aufrechterhaltung eines Gedankenaustauschs und Adres-
senaustauschs zwischen allen in» und ausländischen FZlern, die guten Willens sind
und waren"192 gelten. Gleichzeitig war es eine Selbstdarstellung gegenüber der FAZ.
Viele der alten Mitarbeiter, unter ihnen Theodor Heuss, Fritz Sänger, Oskar Stark
und Bernhard Guttmann, waren hier nochmals mit Artikeln vertreten. Benno Reifenberg
fand Gelegenheit, den Bericht „Die zehn Jahre" über die Frankfurter Zeitung
in den Jahren 1933 bis 1943, den er 1945 aus dem Gedächtnis für die amerikanische
Besatzungsmacht verfaßt hatte, zu veröffentlichen und damit einem breiten
Publikum die internen Vorgänge in der Zeitung darzulegen*193 Fast zwölf Jahre
nach Kriegsende schien die Erinnerung an zwölf Jahre Diktatur schon wieder aus
dem allgemeinen Bewußtsein geschwunden zu sein, und so ist dem Sonderheft fast
so etwas wie ein antiquarischer Charakter anzumerken. Die Redaktion war von dem
Wunsch geleitet, das Heft möchte „der heutigen Generation die Erkenntnis stärken,
welch ein Gut es in der Freiheit zu verteidigen gilt".194 War die Freiheit der Presse
auch unstrittig, so zeigte man sich nun über die Unabhängigkeit der Presse besorgt.
Unter diesem Titel steuerte Dolf Sternberger einen nachdenklichen Artikel bei, in
dem er auch die Entwicklung der „politischen Kultur" seit 1945 betrachtete. „Wenn

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