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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 233
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0235
in einer sehr ausführlichen Einleitung deutlich, daß es sich hierbei um eine Minderheit handelte
. Nur ganz wenige brachten den Mut auf, gegen Diskriminierungen und Verfolgungen des
Naziregimes aktiv vorzugehen. Wie viele es letzten Endes gewesen sind, kann schon deshalb
nicht ermittelt werden, weil nur wenige nach 1945 darüber Auskunft gaben. Möglicherweise,
so vermuten die Autoren, verstanden sie ihr Handeln als nicht besonders herausragend. Wenn
man indes berücksichtigt, daß die überwiegende Mehrheit der Deutschen dem antisemitischen
Treiben entweder gleichgültig zusah oder in den verschiedensten Formen auch unterstützte,
kann ermessen werden, welcher Mut dazu gehörte, gegen den Strom zu schwimmen. Mußten
die heimlichen Helfer doch jederzeit damit rechnen, von „guten Deutschen" denunziert zu
werden.

Wie schwierig es ist, die Verhaltensweisen von Helfern zu analysieren, wird am Beispiel der
Firma Bosch deutlich, wie es Joachim Scholtyseck beschreibt. Er kommt zu dem Ergebnis,
daß sich der Firmenleiter bereits 1933 gegen den grassierenden Antisemitismus wandte und
Bürger jüdischer Abstammung in den Jahren danach unterstützte, wo er konnte. Der Autor dieses
Beitrages folgert daraus, es habe auch einen Widerstand liberal gesinnter Menschen in
Deutschland gegen den Terror der Nazis gegeben. Gerade dies aber bestritt Thomas Karlauf
unlängst in einem Beitrag in der Zeit (Nr. 10 vom 2. März 2000, S. 52). Seiner Ansicht nach
hätten die Verantwortlichen bei Bosch eher an den Bestand und die Weiterexistenz des Unternehmens
gedacht. Mag sein, daß sie durch ihr Handeln - mit Blick auf die Nachkriegszeit -
auch versuchten, möglichst wenig Schuld auf sich zu laden.

Ebenfalls nicht restlos geklärt ist die Verhaltensweise des KZ-Kommandanten von Daut-
mergen, Erwin Dold. Thomas Seiterich-Kreuzkamp beschreibt hauptsächlich anhand von Zeugenaussagen
und einem Inhaltsverzeichnis der Prozeßakten aus Colmar, wie Dold bemüht war,
in diesem Lager dafür zu sorgen, daß möglichst viele Häftlinge überleben konnten. Genaueres
wird aber erst ans Licht kommen, wenn die französischen Akten vollständig interessierten
Forschern zur Verfügung stehen.

Demhingegen besteht kein Zweifel daran, daß sich die Bewohner der Gemeinde Oberdorf
am Ipf dem Antisemitismus der Nazis mit Wort und Tat entgegenstellten, wie dies Felix Sut»
schek überzeugend darlegt. Es ist kaum zu glauben, aber es gab tatsächlich eine, wenn auch
kleine Gemeinde, die sich dem allgemeinen Trend der damaligen Zeit entzog. Um so wich-
tiger ist es sie gebührend darzustellen. Ahnliches gilt für den Beitrag von Angela Borgstedt
über Hermann Maas und Gertrud Luckner, die Juden unter Inkaufnahme großer persönlicher
Opfer Hilfe leisteten.

Um auf die eingangs genannte erste Gruppe von Verfolgten zurückzukommen: Peter Noah,
Hansgeorg Schmidt-Bergmann und Gisela Brodesser beschreiben Schicksale von Bürgern
jüdischer Abstammung, die sich durch Camouflage, Flucht oder, wie die Ordensschwester
Maria Hilberling, durch Fügung glücklicher Umstände der drohenden Hinrichtung oder Deportation
in Vernichtungslager entziehen konnten. In diesen Beispielen wird klar, wie vielfach
das bürokratische und in seinen Kompetenzen und Hierarchien zersplitterte NS-System selbst
dazu beitrug, Verfolgten Nischen zu eröffnen, in denen sie diese mörderische Zeit überleben
konnten. Ebenfalls von Angela Borgstedt stammt ein ausführlicher Literaturbericht über Jüdischen
Widerstand - „Judenhelfer", der Interessierten die Möglichkeit gibt, sich über dieses
Thema weiter zu informieren. Detlef Vogel

Quellen zur Entstehung der Verfassung des Landes Baden von 1947. Erster Teil. Bearbeitet
von Paul Feuchte (Veröffentlichungen zur Verfassungsgeschichte von Baden-Württemberg
seit 1945, 15. Bd.). Hg. v. der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1999. X, 518 S.

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