Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 235
(PDF, 35 MB)
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floreat - es möge leben, wachen und gedeihen." So Klaus von Trotha MdL, Minister für Forschung
, Wissenschaft und Kunst, in einem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung, mit der
das Staatsarchiv Freiburg sich und seine Arbeit der Öffentlichkeit vorstellte (S. 15). Man stutzt
angesichts der Ubersetzung von ,crescat'; nur ein Versehen, wie es auch bei aufmerksamem
Korrekturlesen vorkommt? Könnte zu den Aufgaben der Archive nicht auch gehören, als Gedächtnis
von Staat, Stadt, Körperschaft usf. ein Wächteramt auszuüben?

Der schmale Band bringt Vorträge, die die Ausstellung ergänzten. Wolfgang Faßnacht geht
auf Aspekte der Universitätsgeschichte ein. Die Zuständigen der Besatzungsmacht hatten bald
nach ihrem Einmarsch den Eindruck gewonnen, daß die Universitäten Freiburg und Tübingen
eher traditionsverhaftet und für einen echten Neubeginn ungeeignet seien. Da der nördliche
Teil der Französischen Zone keine Universität hatte, war eine Neugründung naheliegend. In
die engere Wahl kamen Neustadt, Speyer, Trier und Mainz; man entschied sich auch deshalb
für Mainz, weil hier passende Räumlichkeiten gegeben waren. Faßnacht untersucht dann die
Zusammensetzung der Studierenden: Im Vergleich zu Freiburg und Tübingen waren sie in
Mainz im allgemeinen jünger und besser ausgebildet; der Anteil von Frauen sowie von Arbeiter
- und Bauernkindern war hier größer, der von ehemaligen Offizieren der Wehrmacht und
von Angehörigen nationalsozialistischer Organisationen geringer.

Thomas Nicklas erörtert Ungereimtheiten und Widersprüche in der Baden- und Deutschlandpolitik
Frankreichs. Nach 1945 fehlte ein klares, praktikables Konzept für die „verkorkste
Zone" (Dietmar Hüser). Zur Lösung der gewaltigen Probleme taugten weder in sich nicht
schlüssige Wünsche de Gaulies, noch Bilder aus der Vergangenheit. Immerhin könnte manches
im föderalistischen Aufbau der späteren Bundesrepublik auf die beharrliche Überzeugungsarbeit
französischer Dienststellen zurückgehen.

Gerold Blümle untersucht Wirtschaft und Wirtschaftspolitik im Land Baden 1945-1952.
Rückblenden bis ins 19. Jahrhundert erlauben Neubewertungen (Bedeutung des annektierten
Elsaß-Lothringens für den raschen wirtschaftlichen Aufschwung des neugegründeten Reiches;
S. 51) und Erinnerungen (Baden war seit 1919 Grenzland mit negativen Folgen). Seit 1945
stand die Französische Zone im Dienst des Wiederaufbaus Frankreichs: Um verschleierte und
offene Reparationen handelte es sich bei der Zwangsbewirtschaftung von „Leitprodukten", bei
unterschiedlichen Dollarkursen für Ein- bzw. Ausfuhr, bei Demontagen (bis 1948) und bei der
Entnahme von Lebensmitteln. Insgesamt seien die Eingriffe der Besatzungsmacht stärker gewesen
als in der amerikanischen und britischen Zone, in Baden nachdrücklicher als im Rest
der Französischen Zone.

Martin Stingl fragt nach „Heimatbegriff, Heimatvereine und Landespolitik in (Süd-)Baden
1947-1952". Im Rückblick werden (nicht nur hier) personelle und konzeptionelle Kontinuitäten
in den Jahrzehnten vor und nach 1933/45 deutlich. Feste, Tage der Heimat sowie Vereinigungen
sollten den als schädlich eingeschätzten Einflüssen von Stadt und Moderne entgegenwirken
. Auch angesichts der Animositäten um die Bildung eines Südweststaates fand die
Regierung nicht zu einem überzeugenden Konzept, so daß die Heimatpflege in erster Linie
Schulen und Vereinen überlassen blieb.

Von Martin Stingl bearbeitete Dokumente zu ausgewählten Aspekten der Kulturpolitik in
(Süd-)Baden 1945-1952 runden den Band ab. Ediert ist u. a. ein Brief, in dem Albert Schweitzer
sich liebenswürdig dafür bedankt, daß ihm 1951 der Hebelpreis verliehen worden ist. Abgeschlossen
wird der Anhang mit Stellungnahmen zum Archivwesen, womit auf die Arbeit
von Veranstalter und Herausgeber zurückgelenkt ist. Norbert Ohler

Landesgeschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg. Bearb. v. Eberhard Gönner im
Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. 2., vermehrte
und aktualisierte Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1999. VIII, 262 S.

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