Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 244
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0246
auf sprachliche Veränderungen ein, die sich klassifizieren lassen. Endsilbenabschwächung ist
eine der beobachteten Erscheinungen. Aus dem Archivmaterial kann die Autorin feststellen,
wann der Wandel erstmals einsetzte. Dabei stellt sie eine Staffelung von Norden nach Süden
fest. Die Neuerungen gingen demnach vom fränkischen Sprachgebiet aus, das sich nördlich
an das alemannische anschließt.

Dorothea Wenninger hat mit Energie und Ausdauer eine große Materialfülle präzise bearbeitet
und eine wertvolle Dokumentation erstellt. Darüber hinaus hat sie zur Erforschung der
Entwicklung der alemannischen Sprache und zur Klärung von orts- und regionalgeschichtlichen
Fragen beigetragen. Renate Liessem-Breinlinger

Heike Köster / Jean Jeras: Die Wasserspeier am Freiburger Münster. Hg. v. Freiburger Münsterbauverein
. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 1997. 64 S., 91 farbige Abb. und 2 Planskizzen
.

Von den Traufrinnen der griechischen und römischen Tempel reckten sich in Stein gehauene
Tierfiguren vor, die das Regenwasser ausspien. Diese dekorative Art, das Mauerwerk vor
Nässe zu schützen, erlebte im hohen Mittelalter eine Renaissance: Die gotischen Dome wurden
zuerst in Frankreich, dann in ganz Europa mit Wasserspeiern ausgestattet. Man könnte
auch von „verziert" sprechen, denn bald entwickelten sich die erst plump gearbeiteten Plastiken
zu Meisterwerken der Bildhauerkunst. Möglicherweise sollten die mittelalterlichen Wasserspeier
neben ihrer technischen und schmückenden Funktion auch als Abwehrzauber gegen
böse Geister wirken.

Die Kunsthistorikerin Heike Köster, die den reichen Bestand der Wasserspeier am Freiburger
Münster untersucht hat, weist darauf hin, daß die Deutung dieser Figuren umstritten ist:
Wo die einen Magie vermuten, sehen die anderen nur Steinmetzlaunen. Vermutlich liegt die
Wahrheit irgendwo dazwischen. Die große Vielfalt der Freiburger Wasserspeier zeigt jedenfalls
, daß die Steinmetzen hier ausgefallene Ideen verwirklichen konnten, die sich kaum oder
nur schwer in religiöse Bildprogramme einordnen lassen.

Über 90 Wasserspeier stellt die Autorin in einer Publikation vor, die vom Münsterbauverein
herausgegeben wurde: 75, die rund um das Langhaus und den Hochchor angebracht sind,
und 16 weitere, die zum Turm gehören. Die Gruppe der phantastischen und monströsen Wesen
ist mit 27 Beispielen die größte: Drachenartige Ungeheuer, Teufel und Gestalten mit den
Merkmalen verschiedener Tiere gehören hierher. Fast ebenso oft wählten die Steinmetzen
Menschen als Motiv, viele fratzenhaft, abschreckend oder als Spottfiguren dargestellt. Zu dieser
Gruppe zählt der sogenannte „Hinternentblößer", eine nackte Figur mit zwei Köpfen und
langen Haaren, die dem Münsterplatz die Kehrseite zuwendet - der Wasserspeier mit dem
größten Bekanntheitsgrad.

Ähnlich populär ist die „Nonne mit einem Zahn". Diese Figur entstand im 16. Jahrhundert,
während der „Hinternentblößer" aus dem späten Mittelalter stammt, der produktivsten Zeit,
was die Freiburger Wasserspeier angeht. Aufgehört hat die Herstellung von Wasserspeiern aber
nie. Auch aus unserem Jahrhundert sind Neuschöpfungen in den Figurenzyklus eingegangen:
eine Darstellung des Münsterbaumeisters Kempf von 1921 zum Beispiel. Sie wurde eingefügt
an Stelle einer „längst zerstörten Gestalt", wie eine Inschrift festhält, um die künstlerische
Freiheit zu erklären oder zu entschuldigen, denn das vorrangige Ziel der Bauhütte war es frei
lieh damals wie heute, den Bestand zu erhalten. Viele der alten Wasserspeier wurden bereits
durch Kopien ersetzt. Die Originale stehen in den Magazinen der Bauhütte oder in Museen.

Das Buch dokumentiert den gesamten Bestand übersichtlich und präzise. Die Wasserspeier
sind numeriert, ihre Position an einem Münstergrundriß und einem Turmquerschnitt eingetragen
, was das Auffinden in natura ermöglicht. Was das Bändchen besonders attraktiv macht,

244


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0246