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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 134
(PDF, 59 MB)
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wie des erzwungenen Geständnisses - bedurfte, um es vollstrecken zu können. Die
Menschen, die diese Maschinerie bedienten, waren manchmal davon überzeugt, der
Terror sei notwendig, damit der Sozialismus in der Sowjetunion siegen könne. Bei
den meisten hingegen handelte es sich um Opportunisten und Karrieristen oder auch
solche, die nicht den Mut aufbrachten, sich diesem System zu verweigern. Wie geriet
Michail Dmitrewski in die Räder der Maschinerie? Sein langer Aufenthalt in
Deutschland, seine Tätigkeit in einer deutschen Firma in Sowjetrussland, seine „verspätete
" Rückkehr nach Russland machten ihn in der damaligen überheizten Atmosphäre
, als für jeden Fehler, jedes Missgeschick, jeden Rückschlag ein „Saboteur"
oder ein „Schädling" gesucht wurde, um von der Verantwortung der Partei- und
Staatsführung abzulenken, gewiss von vornherein verdächtig. Als dann ein verhafteter
Bekannter - auch das hat Simeon Dmitrewski rekonstruieren können -, um
sich, vermutlich vergeblich, selbst zu retten, den Namen des Vaters angab, setzte er
die Räder in Gang - eine Aufklärung war gar nicht mehr angestrebt, der Terror hatte
sich längst verselbständigt.41

Noch etwas Merkwürdiges spielte sich in diesem Zusammenhang ab. In der
ersten Hälfte des Jahres 1937 erhielten die Verwandten in Schwarzach einen Brief
aus Russland, der es verdient, zitiert zu werden. Sascha - Simeons Schwester -
schreibt: „Lieber Onkel Albert! / Schon lange haben wir von euch keine Nachricht
erhalten. Es ist doch nicht möglich daß wir noch weiter von einander nichts zu wissen
bekommen. Seit Ihr uns lieber Onkel doch der aller näghste Verwandte. Hier
haben alle Kinder Tanten und Onkel die einen besuchen, aber wir haben keinen und
Ihr seit so weit das wir uns nicht sehen können. Wir wollen daher doch Euch wieder
schreiben und bitten Euch von ganzen Herzen uns auch mitzuteilen wie es unseren
allen Lieben in Schwarzach geht. Ich werde schon bald 14 Jahre alt. Alle sagen ich
sehe meiner verstorbenen Mutter sehr ähnlich. Senja ist so groß wie Papa, manchmal
sieht er noch größer aus er wird gewiß viel großer als Papa werden. Ich lerne in
der Schule schon in der letzten Stufe und mache auch gute Fortschritte im Lernen
auch kann ich schon gut Klavierspielen. Papa sitzt abens spät an seinen Arbeiten und
schreibt, er liebt das zu tun, wenn wir schon schlafen gehen dann ist es ruhiger in
unserer Wohnung. Wir sprechen oft von Euch was Ihr wohl macht. / Eure guten Kindern
und die liebe Tante möchten wir so gerne mal besuchen, aber wann wird das
wohl sein. Senja und Ich müssen doch noch viel lernen und da muß der Vater doch
auch gut verdienen auch die Mutter geht bei uns und hilft am Verdienen und geht
Abends ins Geschefft auf 2-3 Stunden. Im Sommer sind wir immer auf dem Lande
bei guten Bauern und ich helfen den Wirten oft auf s Vieh aufzupassen die Kuh, das
Schwein, das Kalb und Hühner zu versorgen. Ja, wenn ich doch das einmal bei Euch
tun könnte! Aber Papa sagt wir können hin. / So geht es uns ganz gut. Mutter sorgt
für's kräftige Essen. Vater ist etwas nevös und schon nicht mehr so kräftig wie er war.
/ Lieber Onkel! Eine große Bitte habe ich an Euch. Unser Senja wächst so schnell
aus den Kleidern heraus das man das alles garnicht so rasch anschaffen kann. Bitte
wenn Ihr nur könnt so schickt doch 3 Trikot Hemde in Mannesgroße und 3 Unterhosen
die dort so sehr gut sind. Für uns im Paket muß der Zoll schon bezahlt sein.
Für mich, lieber Onkel, eine wollenes Kleid, es kann auch gestrickt sein. Die Farbe
soll hellbraun oder stahlblau sein. Mein Maß ist von der Schulter bis zum Saum 1

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