Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 227
(PDF, 59 MB)
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fehlte es an den Grundnahrungsmitteln Getreide und Kartoffeln, Saatgut und
Fleisch.

- Die Franzosen ernährten sich im Unterschied zu den Amerikanern und Engländern
aus ihrer Zone, nicht zuletzt, weil die Deutschen während des Kriegs Frankreichs
Ressourcen erschöpft hatten.

- Durch die Abschottung der französischen Zone gelangten kaum zusätzliche Lebensmittel
nach Südbaden. Außerdem fehlte es an ausreichenden Transportmöglichkeiten
.

- Das System der Erfassung der Hektarerträge war fehlerhaft; man geht davon aus,
dass etwa 20-30 Prozent mehr landwirtschaftliche Produkte geerntet wurden.

Die französische Besatzungsmacht war sich der prekären Situation durchaus be-
wusst. Zahlreiche Schriftstücke des Besatzungsarchivs in Colmar zeugen davon.9
Dass die schlechte Ernährungslage das Verhältnis zur Besatzungsmacht gefährdete,
war ebenfalls bekannt. Nach Aufstellungen der Militärregierung sollte die landwirtschaftliche
Produktion eines Jahres sowohl für die Versorgung der Erzeuger ausreichen
als auch vier Monate lang die Ernährung der Nichterzeuger, der Städter,
sichern. In Freiburg waren 91 Prozent10 auf Zuteilung angewiesen, die Nahrungsmittel
für die übrigen acht Monate mussten also aus anderen Quellen - Importen/
Spenden - kommen. Bereits im September 1945 wurden Generalgouverneur Koenig
und Generalverwalter Laffon in einer von der Stadt, den Kirchen und den Gewerkschaften
erstellten Denkschrift über die prekäre Ernährungslage informiert. Der Beauftragte
für das Ernährungswesen, Anton Dichtel, wies noch vor Weihnachten 1945
darauf hin, dass die Getreidevorräte fast völlig erschöpft und auch keine Kartoffelvorräte
mehr vorhanden seien. Im selben Monat veröffentlichte die Universität ein
Gutachten über die Folgen der Mangelernährung: gravierende Abmagerung der Kinder
, Hungersyndrome wie Schwindel, abnorme Müdigkeit, Ohnmachtsanfälle, Ansteigen
der Sterbequote, vor allem bei alten Menschen, Zunahme der Tuberkulosefälle
. "

In Freiburg waren besonders viele TB-Kranke zu beklagen, jeder Dritte von ihnen
starb daran. Medikamente zur Behandlung kamen erst Ende 1949 durch einen internationalen
Hilfsfonds, die UNICEF, nach Deutschland. Eine Fürsorgerin berichtete:
„6-köpfige Familie Alfred K., ein einziges Zimmer als Wohnung. Frau K. ist tuberkulosekrank
und große Infektionsgefahr für die Kinder. Auch hier fehlen jegliche
Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände. Keine Kartoffeln."'2

Im Frühjahr 1946 verhärteten sich die Fronten. Den Deutschen wurde Uneinsich-
tigkeit vorgeworfen, sei doch die Ernährungssituation weltweit schwierig. Außerdem
sei Frankreich vier Jahre lang von den Deutschen ausgeplündert worden. Die Landesvorsitzenden
der Parteien und der Kirchen verhielten sich zunächst vorsichtig:
Sie wüssten, dass Frankreich unter den Nationalsozialisten sehr gelitten habe und es
auch nicht in der Lage sei, den Menschen in Südbaden entscheidend zu helfen. Aber
sie warfen der Militärregierung vor, sich in dieser Notlage nicht beim Alliierten Kontrollrat
für sie eingesetzt zu haben. Im Mai 1946 war aber die Lebensmittelversorgung
in der amerikanischen Zone ebenfalls schlecht, obwohl Zufuhren aus den USA
ins Land kamen. Weltweit war die Ernährungslage inzwischen angespannt, in allen
westlichen Besatzungszonen wurde die Brotration gekürzt. Präsident Truman ließ

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