Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 26
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Stadtwechsel, die städtische Bank4, aufklären, der im Herbst des Vorjahres geschehen
war.

Glaubt man den Aussagen der Gefangenen, so reicht die Geschichte dieser Einbruchsserie
rund vier Jahre zurück. Damals hatten sich in einem Wirtshaus vier
Männer zusammengeschlossen, um gemeinsam das Studium magischer Künste und
Praktiken zu betreiben, die ihnen zu Geld und Reichtum verhelfen sollten. Neben
Hans Vischer waren dies Hieronymus Widenmeyer, der Sohn eines ehemaligen
Obristmeisters, d.h. eines Sprechers der Handwerkszünfte, und Mathis Jacob, der
Sohn eines Bettelvogts. Komplettiert wurde die Gesellschaft durch Hans Scherer,
einen Bader aus Ebnet, der auch der geistige Kopf des Quartetts gewesen zu sein
scheint. Scherer beschäftigte sich seit längerem mit Alchemie, um das Geheimnis
der Herstellung edler Metalle aus unreinen Ausgangsstoffen zu entdecken. Einer
seiner Bekannten war der Rottenburger Pfarrer Christoff Buckmeyer, der sich ebenfalls
für das Goldmachen interessierte und dabei große Fortschritte gemacht haben
soll. Von ihren Fähigkeiten überzeugt, planten Scherer und der Pfarrer, Edelmetalle
herzustellen, die dann mit großem Gewinn an eine Münze verkauft werden sollten.
Spätestens seit dem Frühjahr 1601 kannte Scherer den Luzerner Bürger Dionysius
Lutz, einen Kupferschmied, der wiederum über Beziehungen zur Münze in Luzern
verfügte. Da Scherer bei einem Treffen mit Lutz Proben seines und des Pfarrers
Können vorweisen konnte, kam es zum Abschluss eines Vertrages über die Lieferung
von Silber an die Luzerner Münze. Obwohl der Pfarrer kaum an den Verhandlungen
beteiligt gewesen zu sein scheint, wurde er als Prinzipal von dem münz
Verlag5 angesehen. Im Sommer 1601 wurde Lutz unruhig, da ihm seine Vertragspartner
noch kein Silber geliefert hatten. Offenbar stellte sich die Herstellung des
Silbers schwieriger dar als erwartet. Lutz reiste nach Freiburg und übte Druck auf
Scherer aus, der Abhilfe versprach. Inzwischen hatten auch Widenmeyer, Vischer
und Jacob von dem Münzhandel und vor allem von dessen sagenhaften Gewinnaussichten
erfahren. Sie baten Scherer, sie an diesem Geschäft zu beteiligen, was
dieser ihnen nicht abschlagen konnte. Gemeinsam dachten sie nun über Wege nach,
wie man trotz der Probleme bei der Silberherstellung den lukrativen Verlag aufrechterhalten
konnte.

Wie sich bereits gezeigt hatte, waren mit Mathis Jacob und Hans Vischer zwei
Mitglieder der Gesellschaft nicht nur in magischen, sondern auch in kriminellen
Praktiken bewandert. Irgendwann im Frühsommer 1601 hatten die vier Männer in
der Herberg Zum Camelthier6 miteinander gezecht. Scherer lenkte das Gespräch auf
den Anwalt Petrus Colinus und sagte, Eß habe der her Petrus Colinus Viel gelts, Vnd
seye dabey gar Vntrew1. Widenmeyers Antwort, Wan dan Jme Colino einer einbrechen
thät, es geschehe Jme schierist recht, fand auch den Beifall Jacobs und so beschlossen
sie, noch in der selben Nacht in das Haus des Anwalts einzubrechen.
Offenbar bekamen aber Scherer und Widenmeyer kalte Füße. Der Bader schützte
eine Gerichtsverhandlung am nächsten Tag als Entschuldigung vor, Widenmeyer
sprach von wichtigen Geschäften. So brachen Vischer und Jacob um elf Uhr nachts
allein auf und mit Hilfe von Nachschlüsseln in das Haus von Colinus ein. Dort erbeuteten
sie rund 40 Gulden und zwei Paar Strümpfe, die sie in Vischers Wohnung
brachten, wo sie auch übernachteten. Den Tag darauf wanderten sie hinaus nach

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