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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 27
(PDF, 49 MB)
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Ebnet und besuchten den Bader, dem sie die Strümpfe schenkten. Wenig später erhielt
der Bader von Vischer und Jacob noch etwa die Hälfte des erbeuteten Geldes,
der Rest wurde nach und nach verzecht.

Bei weiteren Treffen in Ebnet und Freiburg, die vor allem in Wirtshäusern stattfanden
, reifte im Sommer 1601 langsam der Plan, in den Stadtwechsel einzubrechen,
um sich dort reichlich mit Geld versehen zu können. Die Vier fingen an, den Stadtwechsel
auszuspähen und Nachschlüssel anzufertigen. Gegen Ende September waren
die Vorbereitungen soweit gediehen, dass die Bande den Einbruch wagen konnte.
Wieder trafen sie sich in einem Wirtshaus und zechten bis in die Nacht. Dann versteckten
sie sich in der Nähe des Münsters und warteten bis nach Mitternacht, bevor
sie zum Stadtwechsel gingen. Durch die Nachschlüssel gelangten sie rasch ins Innere
des Wechsels. Dort erlebten sie eine böse Überraschung, denn sie fanden die
Geldtruhen verschlossen vor. Vor einer gewaltsamen Öffnung schreckten die Vier
wohl zurück, denn sie verschlossen den Stadtwechsel wieder und zogen unverrich-
teter Dinge ab. Wenige Tage später wiederholten sie ihren Einbruch. Diesmal fanden
sie einen Schlüssel zu den Geldtruhen und schleppten zwei volle Geldsäcke aus dem
Stadtwechsel, in denen sich insgesamt rund 1.000 Gulden befanden. Noch immer
müssen die Vier fest davon überzeugt gewesen sein, dass der Einbruch nur ein Notbehelf
bis zur Lösung der Probleme bei der Silberherstellung war, denn sie hinterließen
im Stadtwechsel eine Schuldverschreibung. Darin verpflichteten sie sich, das
entwendete Geld innerhalb eines Jahres samt zehn Prozent Zinsen zurückzuzahlen!
Ihre Namen verschwiegen sie jedoch lieber. Die erbeuteten Geldsäcke wurden vorerst
in Scherers Haus in Ebnet gebracht. Mitte Oktober nahmen dann Scherer und
Jacob den Löwenanteil der Beute, 800 Gulden, und reisten damit nach Rottenburg
zu Buckmeyer. Diesem erzählten sie, sie hätten das Geld in einem Schatz gefunden
und baten ihn, die Summe in seinem Namen in die Münze von Luzern zu liefern.
Ein Geschenk von 60 Gulden tat ein übriges und so zogen Scherer und Jacob, mit
einem Schreiben des Pfarrers an den Münzmeister in Luzern ausgestattet, nach Luzern
und lieferten dort 680 Gulden ab.

Die Wechselherren hatten den Einbruch bald bemerkt - die zurückgelassene Ver-
schreibung ließ ja auch keinen Zweifel an der Tat - und meldeten ihn den Häuptern
der Stadt. Diese entschieden, den Vorfall diskret zu behandeln und ihn vor Ablauf
der in der Obligation genannten Jahresfrist auch vor dem Rat zu verheimlichen, Jnn
ansehung es Jnn der statt ein groß geschrey gebe vnd doch das gelt hinweg vnd nit
wid[e]rumb Zubekhom[m]enß Einen gänzlichen Verzicht auf Ermittlungen bedeutete
dies keineswegs, vielmehr wurde den Wechslern aufgetragen, in Freiburg und
Umgebung Erkundigungen einzuziehen und auf ungewöhnliche Geldbewegungen
zu achten.

Die Bande fürchtete indessen, dass gerade Vischer ins Visier der Ermittler geraten
könnte, da er sich bei der Herstellung der Nachschlüssel sehr exponiert hatte. Damit
Jre falsche Practicen desto weniger an Tag komme9 gaben sie Vischer 100 Gulden
aus der Beute und befahlen ihm, er solle von alhie hinweg Jn Jtaliam, oder son-
sten vff ein andere hohe schul den studijs nachziehen. Vischer folgte dieser
Aufforderung und verließ Freiburg. Bis nach Italien schaffte er es aber nicht, denn
er blieb in Augsburg hängen, verprasste dort innerhalb kurzer Zeit sein Geld und fing

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