Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 32
(PDF, 49 MB)
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ragende Rolle. Gegen die These einer professionellen Einbrecherbande spricht auch,
dass nur die beiden Einbrüche in den Stadtwechsel von allen Mitgliedern der Gesellschaft
begangen worden sind, während Hans Vischer und Hans Widenmeyer ihre
Einbrüche in die Universität auf eigene Faust und auf eigene Rechnung, d.h. ohne
die Beute mit den anderen zu teilen, unternahmen.

Die Einbrüche in das Haus des Anwalts Colinus, in den Stadtwechsel und in die
Universität zeigen aber zumindest bei Mathis Jacob und Hans Vischer deutliche Anzeichen
für eine Professionalisierung des Diebsgewerbes.26 Mathis Jacob verfügte
über eine ansehnliche Sammlung von Nachschlüsseln und Dietrichen, über deren
Zweck kaum Zweifel bestehen kann. Auch die Herstellung weiterer Schlüssel war
für die beiden kein Problem. Entweder ließen sie die Schlüssel von Schlossern in der
näheren Umgebung27 der Stadt anfertigen oder sie nahmen die Sache selbst in Angriff
. Dazu fertigten sie Wachsabdrücke der Schlösser an, nach denen ein Rohling
gegossen werden konnte. Dieser wurde mit Ruß oder mit Wachs bestrichen und im
Schloss probiert. Die nicht richtig passenden Stellen drückten sich dann im Ruß oder
Wachs ab und konnten abgefeilt werden. Diese Prozedur wurde solange wiederholt,
bis der Schlüssel passte. Für die damals noch recht unvollkommenen Schlösser hat
diese Methode jedenfalls völlig ausgereicht.28 Auch bei anderen Vorbereitungsmaßnahmen
verhielten sich die Vier sehr umsichtig. So wurde der Stadtwechsel neben
dem normalen Schloss noch mit einem verborgenen Riegel verschlossen. Dessen
Bedienung spähten Widenmeyer und Vischer aus, in dem sie sich bei dem Laden
eines nahen Eisenkrämers aufhielten und einen der Wechsler morgens bei der Öffnung
der Tür beobachteten. Auch ihre Einbrüche in die Universität bereiteten
Vischer und Widenmeyer sorgfältig vor, wobei Vischer der Kopf des Unternehmens
gewesen zu sein scheint. Auf langen Spaziergängen in und um die Stadt berieten sie
sich über die möglichen Einstiegsvarianten. Die Durchführung der Diebstähle wirkt
ebenfalls professionell. Bei ihren Einbrüchen in den Stadtwechsel harrten die Vier
stundenlang in ihrem Versteck aus, bevor sie die Tat wagten. Dabei teilten sie zwei
Mann zum „Schmiere stehen" ein, um der Entdeckung durch die Wache zu entgehen
. Zudem waren die angefertigten Schlüssel so gut, dass sie dem ersten erfolglosen
Einbruch einen zweiten folgen lassen konnten, ohne dass in der Zwischenzeit
ihr Eindringen bemerkt worden war.29 Auch die Anweisung an Vischer, nach Italien
zu gehen, zeigt, wie überlegt die Vier zu Werke gingen. Andererseits wirkt der Einbruch
bei Colinus in seiner Planung seltsam überhastet und mehr einer Kneipenlaune
entsprungen. Allerdings spricht es wieder für die Erfahrung Jacobs und Vischers,
dass sie die Tat trotzdem unentdeckt durchführen konnten. Bei den Einbrüchen in
die Universität ließ Vischer dagegen die anfängliche Vorsicht fallen und wurde zunehmend
übermütiger. Nach der Aussage Widenmeyers soll er tagsüber in die Universität
eingebrochen sein, Allweil etlich der Herrn im Hof spazieren gangen^.
Widenmeyer gab weiter an, er selbst sei bei einem Einbruch vol bezecht^ gewesen.

Auffällig ist die hohe Mobilität der Vier im gesamten südwestdeutschen Raum
und darüber hinaus.32 Reisen nach Rottenburg, Basel, Straßburg und Luzern sind offenbar
selbstverständlich, um Absprachen mit Bekannten zu treffen oder auch gestohlene
Gegenstände zu versetzen. Auch die Entscheidung, den Studenten Vischer
unter dem Vorwand der Fortsetzung des Studiums nach Italien zu schicken, findet in

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