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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 34
(PDF, 49 MB)
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betrügerischen Methoden gefertigt worden zu sein, welche die Transmutation unreiner
Metalle in Gold und Silber durchaus auch vor Publikum möglich machten.
Scherer erwähnt in einer seiner Aussagen eine goldtkunst28, die er von einem Augsburger
erworben haben will, dem man dafür noch die sagenhafte Summe von 4.000
Gulden schuldig sei. Die Beschwörung von Geistern war eine weitere, offenbar beliebte
Methode, von der man sich Reichtum erhoffte. Neben der Anrufung der
dienstbaren Geschöpfe auf freiem Feld zur Nachtzeit, nutzte man Kristalle, in denen
die Geister gebannt werden sollten. Vielversprechende Versuche, einen Erzengel in
den Kristall zu zwingen und ihn durch einen reinen Knaben nach magischen Künsten
und Gold befragen zu lassen, scheiterten aber an den hohen Anforderungen dieser
Technik; der Knabe soll unrein gewesen bzw. ein solcher nicht zu finden gewesen
sein, zudem brachten die begangenen Sünden nach Meinung des Baders die Visionen
zum Abbruch. Der Pfarrer nimmt offensichtlich eine Mittlerstellung zwischen
kirchlichem Wissen und dem Volks- und Aberglauben ein.39 Über ihn, aber auch über
Scherer lief ein reger Austausch von magischen Büchern und Geistervisionen. Ein
Bewusstsein, etwas unrechtes zu tun, scheint bei diesen magischen Praktiken kaum
ausgeprägt zu sein. Nur einmal taucht die Frage auf, ob das Tun des Pfarrers christlich
gewesen sei, was dann auch von den Verhörten bejaht wurde. Alles in allem bildeten
die geheimnisvollen Techniken nur einen Nebenaspekt der Untersuchungen,
was entweder heißt, dass derartige Dinge allgemein akzeptiert oder, vor allem beim
Fehlen von Schadenszaubern, nicht als gefährlich angesehen wurden.40

Die Ermittlungen

Verhör- und Ratsprotokolle sollen nun mit Blick auf die Funktionsweise der früh-
neuzeitlichen Justiz betrachtet werden. Auf welche Aspekte legten die Verhörbeamten
Wert? Auf welche Hindernisse stieß die Aufklärung von Verbrechen? Welche
Möglichkeiten gab es für die Verhafteten bzw. deren Verwandte, Freunde und Bekannte
, den Verlauf und den Ausgang der Prozesse zu beeinflussen?

Nach der Verhaftung Hans Vischers durch die Universität handelten Stadt und
Universität rasch. Die Hochschule ließ Hans Scherer in Ebnet verhaften, der Rat
setzte einige Personen, deren Namen Vischer genannt hatte, wie etwa die Mutter
Mathis Jacobs oder Hilleson, in Freiburg fest. Gleichzeitig wurden Steckbriefe vorbereitet
und die Fahndung nach Jacob und Widenmeyer eingeleitet. Durch die Aussagen
von Scherer und von Barbara Frickhin konnte der Verbleib Jacobs in Rottenburg
am Neckar festgestellt werden. Ein dorthin entsandter Bote bestätigte dies bald
und berichtete zudem, dass Jacob wegen der Beteiligung an einem Totschlag in der
Stadt festgehalten wurde. Inzwischen hatte der Rat die Nachricht erhalten, dass Widenmeyer
im nahen Bremgarten festgenommen worden war, und begann die Auslieferung
der beiden zu betreiben. Im Falle Widenmeyers war dies offenbar unproblematisch
: Bremgarten kooperierte und lieferte Widenmeyer bald aus. Bei der
Überstellung Jacobs war die Situation komplizierter. Am Procedere bis zum Eintreffen
Jacobs in Freiburg lassen sich die Schwierigkeiten verdeutlichen, vor denen
eine effektive Strafverfolgung im zersplitterten Deutschland stand. Der Rat fürchtete
, Rottenburg könnte die Auslieferung verweigern und entschied sich, von der vor-

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