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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 36
(PDF, 49 MB)
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teressierten weniger.46 Die angewendeten Methoden erscheinen erstaunlich modern.
Die Kataloge enthalten oft über 25 Fragen und zeugen von hartnäckigen Fragestellern
.47 Die Verhafteten wurden auch mit den Aussagen anderer Verdächtiger konfrontiert
, um so ein möglichst einheitliches und geschlossenes Bild des Tatablaufs
zu erhalten. Die Antworten der Verhörten wurden durch Schreiber protokolliert und
später ins Reine geschrieben, teilweise in mehreren Ausfertigungen. Während des
gesamten Verfahrens behielt der Rat die Fäden in der Hand. Hier wurden die Verhöre
verlesen und dann über den weiteren Verlauf der Ermittlungen entschieden. Inwieweit
die Folter zum Einsatz kam, lässt sich nur schwer beantworten. Nur einmal
taucht in den Ratsprotokollen der Entschluss auf, Jacob und Widenmeyer peinlich
zu examinieren. In den Akten fehlt meist jeder Hinweis auf die „Art" des Geständnisses
, doch wo er vorhanden ist, ist von gütlichen Aussagen zu hören. Hausdurchsuchungen
und Gegenüberstellungen waren weitere Ermittlungsmethoden.48 Die
Fragen der Ermittler konzentrierten sich auf die Personen der unmittelbaren Täter,
auf die Herstellung und den Verbleib der Nachschlüssel, auf das Schicksal der Beute
und auf mögliche Mitwisser. Die magischen Praktiken bildeten nur ein Randthema
der Befragungen.

Die Suche nach Mitwissern dehnte die Untersuchungen von Anfang an auf einen
ziemlich weiten Personenkreis aus49. Gleich nach Vischers Verhaftung wurde der
Glasmaler Matthias Federer verhaftet, der für Vischer und Widenmeyer Botendienste
geleistet und dabei recht eindeutige Hinweise auf die Straftaten „übersehen"
hatte. Zudem war er für den Rat kein Unbekannter und schon mehrfach durch Schlägereien
aufgefallen.50 Auch der Schreiner Steffen Mänen, bei dem Vischer einige
Zeit Kostgänger gewesen war, wurde festgesetzt und wegen seiner häufigen Feiern
und der Herkunft des dafür notwendigen Geldes befragt. Da sich der Rat hier Auf-
schluss über einen Teil der Beute erhoffte, scheute er keine Mühen und ließ 25 Nachbarn
des Schreiners über dessen Feiergewohnheiten befragen. Der für seine alche-
mistischen Kenntnisse bekannte Johann Baptist Hilleson wurde ebenfalls in den
Turm eingeliefert, da man bei ihm wohl eine Komplizenschaft mit Scherer vermutete
. Othmar Häffele und sein Sohn, die als Schlosser in Kirchzarten lebten, wurden
unter dem Vorwurf festgenommen, Vischer Nachschlüssel angefertigt zu haben. Sie
bestritten dies auch nicht, rechtfertigten sich aber damit, den Studenten für redlich
gehalten zu haben. Barbara Frickhin, die Mutter Mathis Jacobs, wurde Mitte Juli erneut
verhaftet, nachdem bei einer Durchsuchung ihrer Wohnung in einer Lade Geld
gefunden worden war, das aus der Beute ihres Sohnes zu stammen schien. Seltsamerweise
lassen sich keine Wirte unter den Verhafteten nachweisen, obwohl sich
viele Fragen in den Verhören nach Wirtshäusern und ihren Betreibern richten. Wie
aus den Aussagen hervorgeht, trafen sich die vier Bandenmitglieder häufig in Kneipen
, um zu zechen51, aber auch, um ihre Einbrüche zu planen. Außerdem versetzte
Widenmeyer mehrfach wertvolle Gegenstände bei Wirten, soll sie aber immer wieder
ausgelöst haben. Zur Hehlerei scheint es da letztlich nur noch ein kleiner Schritt
gewesen zu sein. Auffällig ist außerdem, dass sich Stadt und Universität in Luzern
nach Dionysius Lutz erkundigten, in den Ratsprotokollen aber keine Anfragen in
Rottenburg wegen des Pfarrers nachzuweisen sind.

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