Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 46
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0046
Freiburg vs. Christoff Pflueg - Wer ist Christoff Pflueg?

Zunächst ist zu vermerken, dass die Hauptperson des untersuchten Falles Ehemann
und Familienvater ist. Verheiratet ist Pflueg mit Anna Maria Kärpffin. Es wird sich
zeigen, dass der Konflikt in dieser Beziehung seinen Ursprung hat und so auch später
nicht zuletzt zu einem wahren Kleinkrieg zwischen den beiden Eheleuten eskaliert
. Nichtsdestotrotz gehen aus der Verbindung Kinder hervor, und zwar mindestens
vier, wahrscheinlich aber fünf. Zu Beginn des Falles wird eine Tochter erwähnt
. Seine Frau sagt 1625, Pflueg habe zwei Kinder „umb das Leben" gebracht,
er spricht aber noch 1629 von drei Kindern.7 Es ist anzunehmen, dass die Familie in
oder nahe der Lehener Vorstadt wohnt, da bei den Kapuzinern die Messe besucht
wird, und Pfluegs Frau im Kloster St. Agnes Zuflucht sucht.8 Pflueg ist des Schreibens
mächtig, was zwei von ihm selbst verfasste Bittschriften an den Rat belegen.9
Sein Beruf wird in keinem Dokument explizit genannt. Es finden sich allerdings
Hinweise auf eigene Reben.10 Damit ist eine Zugehörigkeit zur Rebleutezunft anzunehmen
, die als arm galt, wobei Rebleute mit eigenen Reben allerdings eine Sonderstellung
hatten.11 In jedem Fall handelt Pflueg, da er wiederholt auf Zahlungen
aus dem Kaufhaus verweist.12 Ein zusätzliches Einkommen kommt von sogenannten
„Costgengern".13 Keine der insgesamt sechs Mägde, die in 15 Jahren bei Christoff
Pflueg arbeiten, hält es lange im Haus aus, bzw. wird dort lange geduldet.14 Hier
zeichnet sich bereits das nicht ganz einfache Wesen des Hausherrn ab. Der Charakter
Christoff Pfluegs steht so auch im Mittelpunkt des Falles, der im Folgenden vorgestellt
wird.

Auftakt und Entwicklung bis zur ersten Verurteilung (1614-1618)

Christoff Pflueg und seine „Haushaltung" geraten zum ersten Mal durch die Ausweisung
der Magd Rosina Heimin in das Blickfeld der Obrigkeit. Die Magd sagt aus,
Pflueg habe eines Tags das Abendessen verlangt, worauf seine Frau ihm ein Stück
Fleisch in einer Brühe gekocht habe. Darüber habe sich Pflueg empört, geflucht und
gefragt, was der Rest der Familie gegessen habe, und schließlich zur Frau gesagt
„waß du fette hast dich vol wein gesoffen, und hast mich disen tag wasser trunckhen
lassen." Dann habe er zuerst die Frau und darauf die Magd zu schlagen versucht.
Dieser gelingt die Flucht, doch Pflueg, der ihr noch „schawerig Alte fettel" nach ruft,
sperrt sie aus.15 Die Magd drückt ihren Unmut lautstark aus und bittet die Nachbarn
um Aufnahme. Die befragten Nachbarn sagen geschlossen aus, dass sie vom Lebensstil
im Hause Pflueg nichts wüssten, aber die „ußgeiagte" Magd bemerkt haben.
Die Befragung zielt allerdings auch auf den Lebenswandel von Pfluegs Frau ab. Der
Schneider Marc Grueber berichtet, sie habe in seinem Haus mit Jacob Streitsteiner
getanzt.16

Die geschilderte Episode ist in soweit bezeichnend, als sie bereits einige Konstanten
des Falles aufweist: Christoff Pflueg hält nichts von der Art und Weise, wie
seine Frau den Haushalt führt, und vermutet, sie führe in seiner Abwesenheit ein verschwenderisches
Leben. Pflueg ist ein jähzorniger Mann mit Hang zum Fluchen und
zum Alkohol. Und er neigt zur Gewalttätigkeit. Seine Frau dagegen tanzt mit einem

46


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0046