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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 79
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0079
19 Bei ihren Ermittlungen profitieren die Freiburger davon, dass die jugendlichen Übeltäter nicht nur
jeweils das eigene Vergehen zugeben, sondern immer noch mindestens eine andere Person benennen
, die dasselbe getan habe. Das Schema ist das folgende: „Obwohlen dieser [Hans Bircken-
meyer] anfangs bey vorgenommener verhör, gar nichts hiervon wissen wollen und sich so simple
gestellet, gleich er nicht wüste noch verstünde, was es were, wofon man ihn fragte, hatt er doch,
von den übrigen überzeügt, endlichen eingestanden und bekennt, nicht allein daß er gesehen, wie
der Frantz Kühnlin dehn Marx Bürckenmeyer auff seinen leib gezogen, unnd beyde einander ihre
membra virilia, zwischen die beine gethan, und einander den saamen zwischen die bein lauffen
lassen, sondern auch von ihm selber auß gesagt und bekannt, daß gleichermaßen er und Martin
Birckenmeyr auffeinander gelegen, und hette einer dem andern sein ding, zwischen die bein gethan
, den saamen lauffen lassen, daß der ander von ihme naß geworden. 2. Marx Birckemeyer
hierüber befraget, hat nicht allein, was Hannß Birckemeyer außgesaget gestanden, sondern auch
ferner bekennet, daß er und Christel Dietlicher gleicher gestalt auffeinander gelegen, ihre membra
virilia einander zwischen die bein gethan, den saamen fliesen lassen und sich mit dem hembt gewischet
...". Ebd., fol. 26 f.

2(1 „Qui proprys manibus ex membro virilij semem pelliciunt et essudunt", die der Apostel (Paulus) im
1. Brief an die Korinther „Weichlinge" (molles) nenne. Ebd., fol. 28v.

21 „Cum alio vero prohibitae carnis voluptates exercentur multis modis, e. g. a masculis cum bestys,
vel a masculis cum masculis, sive ut loquitur ordin. Crim. art. 117 mann mit mann, quos Apostolus
in 1. ad Timoth 1. v. 10 vocat masculorum concubitores, knabenschänder". Ebd.

22 Ebd., fol. 28 f.; mollities = Weichlichkeit, aber auch unnatürliche Wollust/Päderastie.

23 Georg Schindler: Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg im Breisgau von der Einführung
des neuen Stadtrechts bis zum Übergang an Baden (1520-1806). Freiburg 1937, S. 271.

24 StadtAF, Cl Criminalia 28, 8. April 1683, fol. 1.
" Ebd., lv.

2* Ebd., fol. 27v.

27 StadtAF, B5 XIII, Nr. 102, 12. März 1683. „Eß wurde über des Bartie und Frantz Kuenlins wie auch
uibriger examinirten und Theils in verhafftung genommenen zarterer Jugendt in p[unc]to Sodomia
et incestus referirt undt [...] auffgetragen diejenigen, so nit über 14 Jahr in der Kirchen und der [..?]
abzuestraffen, wegen der übrigen aber die sach der Straßburglichen juridischen facultet umb dero
rechtliches guetachten zue überschickhen".

28 StadtAF, Cl Criminalia 28, 8. April 1683, fol. 13-14.

29 Ebd., fol. 15.

30 Zu Cujas siehe Hans Erich Troje: Humanistische Jurisprudenz. Studien zur europäischen Rechtswissenschaft
unter dem Einfluß des Humanismus. Goldbach 1993.

31 StadtAF, Cl Criminalia 28, 17. Juni 1683, S. 4 f.

32 StadtAF, B5 XHIa, Nr. 102, 5. Mai.

33 Siehe hierzu die Abschnitte 4, 5 und 6.

34 Darauf weisen die Ratsbucheinträge vom 19. und 21. Juli hin, die besagen, dass ein „responsum"
bezüglich der beiden Kühnlin aus Straßburg eingetroffen und verlesen worden sei. StadtAF, B 5
XHIa, Nr. 102, 19. und 21. Juli 1683. Ein drittes Gutachten zum Fall Kühnlin ist jedoch in Cl Criminalia
28 nicht enthalten, auch gibt Clausdieter Schott in seiner Auflistung der aus Straßburg eingeholten
Gutachten kein drittes Rechtskonsilium zum Fall Barthel und Franz Kühnlin an. Clausdieter
Schott: Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg i. B., Freiburg i. Br. 1965, S. 77.

35 Zu Gutachten, Gutachtertätigkeit und Aktenversendung in Spätmittelalter und Früher Neuzeit siehe:
Wieacker (wie Anm. 9), S. 181 f.; Schott (wie Anm. 34); Hermann Lange: Das Rechtsgutachten
im Wandel der Geschichte. In: Juristenzeitung 24, 1969, S. 157-163; Guido Kisch: Das Rechtsgutachten
als Quelle der Rezeptionsgeschichte. In: Ders.: Studien zur humanistischen Jurisprudenz.
Berlin 1972, S. 163-177; Peter-Michael Hahn: Die Gerichtspraxis der altständischen Gesellschaft
im Zeitalter des „Absolutismus". Die Gutachtertätigkeit der Helmstedter Juristenfakultät für die
brandenburgisch-preußischen Territorien 1675-1710. Berlin 1989; Stefan Suter: Die Gutachten
der Basler Juristenfakultät in Strafsachen. Basel 1990; Consilia im späten Mittelalter. Zum historischen
Aussagewert einer Quellengattung. Hg. von Ingrid Baumgärtner. Sigmaringen 1995; Hans-
Rudolf Hagemann: Die Rechtsgutachten des Bonifacius Amerbach. Basel 1997; Legal Consulting
in the Civil Law Tradition. Hg. von Mario Ascheri, Ingrid Baumgärtner und Julius Kirshner.

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