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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 87
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Aufruf über seine Zielsetzungen, womit er sehr energisch in die badische Öffentlichkeit
trat.17 Der Karlsruher Verein übernahm die Funktion des badischen Zentralvereins
für die Polenhilfe und koordinierte die Zusammenarbeit mehrerer Polenvereine
und Polenfreunde im Großherzogtum. Im Juli 1831 gelang es dem Verein, zwei
für die zeitgenössischen Verhältnisse sehr große Geld- und Charpiesendungen nach
Warschau durchzuführen.18

Durch den Fall Warschaus am 7. September 1831 wurde seine Tätigkeit offiziell
nicht unterbrochen. Der Verein bestimmte, die übrig gebliebenen Geldmittel sollten
der Unterstützung der polnischen Emigranten auf dem Weg nach Frankreich dienen,
die seit November in die Stadt ankamen. Mit dem erneuten Aufruf vom 23. Dezember19
1831 appellierte der Polenverein wieder an die badische Öffentlichkeit und
nahm den großen Teil der Pflichten, die mit der organisatorischen und materiellen
Unterstützung der durch Karlsruhe durchziehenden Polen verbunden waren, auf
sich.20 Welcker und Wessenberg schieden zu dieser Zeit aus der Leitung des Vereins
aus. Beide Abgeordneten haben nach dem Abschluss des Landtags im Dezember
1831 die Hauptstadt verlassen. In diesem Moment übernahm Freiherr von Fahnenberg
im Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Klose die Führungsrolle im Verein
.21

Seine Tätigkeit führte der Karlsruher Polenverein bis zur völligen Erschöpfung
der finanziellen Mittel fort, die eintrat als in der veränderten politischen Situation
nach dem Hambacher Fest kein Nachschub mehr zu beschaffen war22 und die Tätigkeit
aller politischen und anderen Vereine mit den Bundesbeschlüssen untersagt
wurde23.

Insgesamt hat der Karlsruher Polenverein 511 Offiziere und andere in diese
Kathegorie angehörige Polen sowie 144 Unteroffiziere, Soldaten und Bediente mit
Geld, Verköstigung und Einquartierung unterstützt. Viele wurden mit Kleidungsstücken
ausgestattet.24

Politische Tendenz

Die offizielle Tätigkeit des Karlsruher Polenvereins begrenzte sich auf die Organisation
der Unterstützung für die Polen während des Krieges mit Russland und
während der Durchzüge der Emigranten durch das Großherzogtum. Seine gesellschaftliche
Funktion überschritt jedoch die Grenzen der Wohltätigkeit. Nicht zufällig
saßen in der ersten Führung des Vereins außer dem Oberbürgermeister Klose und
dem Oberpostdirektor von Fahnenberg zwei namhaften Vertreter der ersten und
zweiten Kammer, Welcker und Wessenberg, die sich um die Einführung der fortschrittlichen
liberalen Reformen verdient gemacht hatten. Beide Tätigkeiten der Abgeordneten
- das Wirken im Parlament und im Polenverein - liefen parallel. Beide
Aktivitäten spielten sich vor den Augen der Öffentlichkeit ab - und im Falle des
Polenvereins mit der breiten aktiven Teilnahme der Öffentlichkeit - und wurden als
miteinander verbunden wahrgenommen. Der erste von Welcker verfasste Aufruf zur
Polenunterstützung entstand am 29. Juni (veröffentlicht am 2. Juli), also ein Tag nach
der großen Debatte über die Pressefreiheit im badischen Parlament am 27. und 28.
Juni.25 Vom 27. bis 29. Juni feierte der liberal gesinnte Teil Europas den ersten Jah-

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