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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 91
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ber sein überflüssiges Geld der Unterstützung Ihrer oft von allem entblößten Unglücksgefährten
widmet, die noch immer in nicht geringer Anzahl durch unser Land
ziehen,52 antwortet das KNP unverzüglich im kurzen Brief vom 9. Mai. Das Pariser
Komitee drückte seine Anerkennung für den Vorzug aus, den unsere Freunde der
Linderung der würklichen Noth vor aller anderen Ausgaben geben53 und entschuldigte
sich zugleich für seine voreilige Bitte. Der kurze Gedankenaustausch zeigt,
dass der ganze Aufwand der Kosten und Lasten im Laufe der Durchzüge, die von
der deutschen Seite freiwillig und monatelang getragen wurden, dem KNP in Paris
nicht immer wirklich bewusst war.

Die nächsten Briefe haben beide Komitees im August 1832 gewechselt. Die wenigen
inzwischen verflossenen Monate hatten die politischen Umstände in Deutschland
und Baden wesentlich geändert. Die konstitutionelle und demokratische Hochstimmung
fand ihren Ausdruck im Hambacher Fest am 27.-30. Mai, in Baden in
zahlreichen Festen für die eingeführte Pressefreiheit und konstitutionelle Entwicklung
des Landes, oft auch im enthusiastischen Empfang der polnischen Emigranten.
Die Reaktion des Bundestags auf die rasch emporwachsende Reform- oder Umbruchstimmungen
in Süddeutschland war ebenfalls schnell und entschieden. Die
Ausnahmegesetze, welche die Karlsbader Beschlüsse erneuerten, führten wieder die
Zensur ein und untersagten alle politischen Vereine.54 Die namhaften Führer der
Liberalen versuchte man aus dem öffentlichen Leben zu verbannen: die beiden
Badener Rotteck und Welcker wurden ihrer Professuren an der Freiburger Universität
enthoben, Welcker verbrachte zwei Monate im Gefängnis.55

Im Brief vom 4. August 1832 empfahl das Nationalkomitee den badischen Polen-
freunden wieder ein Werk eines seiner Mitglieder, Das Russische Schreckens- und
Verfolgungssystem von Michal Hube.56 Das Buch, welches das Ergebnis der von
Hube unternommenen Untersuchungen der zaristischen Geheimpolizei vor dem Novemberaufstand
und die Beschreibung der von ihm selbst erfahrenen Verfolgung in
Preußen nach dem Fall Warschaus war, sollte als ein warnendes Denkmal für alle
Völker dienen, wie weit die Willkürlichkeit der Regierung gehen kann, wenn die gesetzliche
Volks-Opposition nicht stark genug ist, um sie in ihre eigenthümliche Grän-
zen zurückzuweisen, und dass in solchem Falle dem Volke nichts mehr übrig bleibt,
als gewaltsame Mittel zu ergreifen. Das Buch erwies sich nach der Zuspitzung der
Situation, die dem Hambacher Fest in Deutschland folgte, sehr aktuell, aber die Bedingungen
zu seinem Vertrieb, wobei der Karlsruher Polenverein helfen sollte, waren
eher schwierig.57

Darauf wies auch Fahnenberg in seiner Antwort nach Paris vom 19. August hin.
Der Hauptteil des Briefes stellte jedoch die Mitteilung der Auflösung des Karlsruher
Polenvereins am 4. August dar und eine kurze Rechenschaft über die Tätigkeit,
deren weitere Ausübung unmöglich war. Nicht ohne Stolz berichtete Fahnenberg
über die von dem Verein geleistete Unterstützung für knapp 700 Emigranten, die
durch Karlsruhe kamen. Dieser Blick in die jüngste Vergangenheit, wo die Badener
in einem konstitutionellen Staate freiheitlich handeln konnten, schien eine gewisse
Tröstung in den jetzigen politischen Verhältnissen dem Verfasser selbst zu leisten.
Die Anmerkung über die jetzige Sorge der Regierung für die Verpflegung und Weiterbeförderung
Ihrer, durch das Großherzogthum, kommenden Landsleute, auf die

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