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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 92
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sehr humane Weise klingt ein bisschen höhnisch. Als ob die Polenfreunde die Argumentation
der Regierung von der Überflüssigkeit der Polenvereine, mit denen die
Behörden die unkontrollierbare bürgerliche Initiative ausschalten wollten, selbst
übernommen hätten! Fahnenberg versicherte das KNP beständig, wie lebhaft die
deutsche Teilnahme und das Mitgefühl für das traurige Loos Ihres Vaterlandes immer
noch sei, wagte aber keine in die Zukunft gerichteten Visionen mehr wie er sie
seinen Briefen an die polnischen Emigrationsorganisationen noch im Januar beigefügt
hatte.

In der Literatur über die Kontakte der polnischen Emigration trifft man die Meinung
an, dass diese veränderte Situation nach dem Hambacher Fest und die Unterdrückung
der liberalen und demokratischen Bewegung in Deutschland zu einem
Rückgang des Interesses des KNP an der Zusammenarbeit mit den deutschen liberal
gesinnten Polenfreunden führte, das nur von dem demokratischen Flügel der
Emigration weiter getragen wurde.58 Die letzten Briefe, die im Jahre 1832 zwischen
Paris und Karlsruhe gewechselt wurden, bestätigen diese These nicht. Mindestens
von der polnischen Seite wurde der Wille zur künftigen politischen und sogar militärischen
Zusammenarbeit nie vorher so deutlich artikuliert wie im Spätherbst
1832.

Nach langer Pause in der Korrespondenz berief sich das KNP in seinem Brief vom
27. Oktober 1832 auf die mündlichen Mitteilungen der Emigranten über die Unterstützung
in Karlsruhe und hob sie unter allem, was von den zahlreichen Menschenfreunden
Deutschlands59 geleistet worden sei, als die gelungensten Beispiele hervor.
Die polnischen Emigranten in Paris bekundeten eine Dankbarkeit, die sie am liebsten
im Kampf für die Sache der zerstückelten und unterdrückten Germaniens, für
die Herstellung der allen Völkern entrissenen Freiheit ausdrücken würden. Das KNP
betonte hier deutlich die gemeinsamen Interessen beider Nationen im großen Bündnis
der freien und nach Freiheit sich sehnenden Völker. Die Perspektive des gemeinsamen
Kampfes der Völker für die Freiheit wurde anschaulich gekennzeichnet.
Der Brief stimmt ein in den Ton, der die Aufrufe zur Zeit des Hambacher Festes
kennzeichnet.60 Fahnenberg wurde gebeten, die Idee vom revolutionären Umsturz in
seiner Umgebung zu verbreiten. Wenn man die veränderten Umstände in Deutschland
im Auge behält, wirkt der Inhalt des Briefes überraschend. Was mag die polnischen
Emigranten zur solch radikalen Äußerungen veranlasst haben? Haben die persönlichen
Kontakte während der Durchzüge mit den badischen Polenfreunden zu
solchen Erklärungen von der polnischen Seite Grundlage gelegt? Dies würde voraussetzten
, dass die während der Durchmärsche deklarierten Ansichten der deutschen
sog. gemäßigten Liberalen von den Freiheitsgedanken der polnischen Emigranten
von KNP gar nicht so weit entfernt waren und die nationale Vereinigung und
politische Freiheiten als das letzte Ziel von beiden angesehen wurden. Ob auch über
die mögliche Verwirklichung dieser Ziele gesprochen wurde? Die süddeutschen
Liberalen haben die militärische Konfrontation zwischen den absolutistischen und
konstitutionellen Mächten in der gespannten Lage 1831-1832 erwartet61, die polnischen
Emigranten um Lelewel wollten zum Ausbruch der europäischen Revolution
tätig beitragen. In diesem Zusammenhang konnten sich im Winter 1831 und im
Frühling 1832 sowohl die deutschen Liberalen als auch die polnischen Aufständi-

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