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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 95
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0095
Bevor ich zu dessen Beantwortung schreibe erlauben Sie mir über die bisherige Wirkung
unseres Hülfsvereins Ihnen einige Auskunft zu geben.

Als sich im Frühjahre des verflossenen Jahres die Kunde von dem außerordentlichen
Elend verbreitete, welches in Ihrem unglücklichen Vaterlande die blutigen Kämpfe
und furchtbare Krankheiten herbeiführten, vereinigten sich in allen größeren Städten
Deutschlands, Menschenfreunde um Beiträge für die Verwundeten und Kranken
in den polnischen Spitälern, zu sammeln.

Der von dem hiesigen Verein zu erlassene Aufruf erfreute sich des schönsten Erfolgs.
Reichliche Beiträge, in Geld und Charpie, wurden uns zu theil und wir sahen uns dadurch
in Stand gesezt schon im Monate Juli, durch das Handlungshaus Peter Gebhard
in Frankfurt 4,300 fl nach Warschau zu schicken und waren auch so glücklich
hierüber noch eine eigene Empfangsbeschreibung von dem Fürsten A. Czartoryski
zu erhalten, außerdem wurden von hier, durch das gedachte Handlungshaus, noch
738 Pfund Charpie nach Warschau gesandt.

Nach den später erfolgten höchstbedauerlichen Vorgängen sahen wir uns leider
genötigt unsere Sendungen einzustellen. Doch es bot sich nun zu bald eine andere
Gelegenheit unsere noch vorrätigen Beiträge auch auf wie gleich menschenfreundliche
Weise verwenden zu können.

Schon seit einiger Zeit kommen nämlich durch unseres Land unglückliche Trümmer
ihres Heldenvolkes eine fremde Heimath suchend. Diesen Braven wenden wir daher
unsere noch übrigen Geldmittel zu und keiner derselben ist bisher von uns geschieden
, ohne nicht eine Gabe erhalten zu haben. Auf diese Weise haben wir bereits gegen
500 fl. verabreicht und werden fast täglich von neuem in Einspruch genommen.
Denn die Vereine in Süddeutschland haben untereinander die Einrichtung getrofen,
dass ein Verein dem anderen Ihre hülfsbedürftigen Landsleute empfiehlt, so daß
jeder dieser unglücklichen darauf rechnen kann von Stadt zu Stadt hinlänglich unterstützt
zu werden. Sie werden sich hierdurch überzeugen, daß die deutschen Hülfs-
vereine ihre Geldmittel gewiß auf die edelste und menschenfreundlichste Weise verwenden
und daß es wahrhaft an Grausamkeit grenzen würde, wenn wir Ihre armen
verlassenen Landsleute, die unsere Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, bei uns
derben lassen wollten. Dieß wäre des deutschen Charakters ganz unwürdig. Sie, edle
Männer, werden sich nun selbst überzeugen, dass ich Ihrem Ansinnen, Ihnen unsere
noch vorrätigen Gelder zu übersenden nicht zu entsprechen vermag. Aus demselben
Grunde sah ich mich veranlasst ein ähnliches Verlangen des polnischen National-
Vereins in Dresden abzulehnen. In öffentlichen Blättern haben wir nämlich bekannt
gemacht, daß wir Ihre unglücklichen Landsleute unterstützen wollten, als Männer
von Ehre müssen wir auch unser Versprechen erfüllen. Wir sind überdies nun die
Verwahrer dieser uns anvertrauten Gelder und können daher nicht nach Willkühr,
und gegen den Sinn der Gaben, darüber verfügen. Wir sind dagegen bereit, jeden
Ihrer Landsleute, den Sie uns zuweisen werden, nach Kräften zu unterstützen. Mehr
vermögen wir leider für Ihr edles Heldenvolk nicht zu thun. Möge die Stunde Ihrer
Erlösung, Ihrer politischen Wiedergeburt, bald herannähen! Dieß, Sie dürfen überzeugt
seyn, ist der sehnlichste Wunsch jedes deutschen Mannes. Dann verschwunden
ist ja der Unterschied der Nationen: die Völker haben sich einander genähret und
sind Bruder geworden. Nehmen Sie nun diese Ergießungen eines für die Leiden der

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