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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 128
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sehe Vorstellungen mit Leben erfüllten. Zwei der kultur- und friedenspolitisch aktiveren
Männer in diesem „Freimaurerbund Zur Aufgehenden Sonne"1 waren Paul
Freiherr von Schoenaich mit seinen ihn belastenden Weltkriegserfahrungen und Kurt
Tucholsky.2 Auch Carl von Ossietzky, für 1935 mit dem Friedensnobelpreis geehrt,
gehörte ab dem Frühjahr 1919 diesem jungen Reformlogenbund zeitweise an.3

Nun soll uns hier jedoch nicht das konkrete Tun des sozialpolitischen Vordenkers
K. Ch. F. Krause mit seinem aufgeklärten Gottesglauben beschäftigen - es würden
darin auch bitter stimmende Leidenszüge seiner freimaurerischen Vita aufgedeckt
werden - und auch nicht die friedenspolitischen Lebenswege der genannten drei weiteren
Logenmitglieder, sondern es soll auf eine Rolle der Freimaurerei als angeblichen
Geheimbund4 - verleumderisch gar einmal der Weltverschwörung bezichtigte
Organisation - aufmerksam gemacht werden, wie sie öffentlich nur selten wahrgenommen
wurde und wird.5 Das ist neben ihrer selbstgestellten, im Stillen wirkenden
karitativen Aufgabe eine von Mensch zu Mensch unterschiedlichster Weltanschauungen
in den Bund hineingerichtete, ausgleichende und Eintracht stiftende Rolle. Ich
nenne hierfür das Stichwort Toleranz und verweise als Beispiel auf die „Ringparabel
" in „Nathan der Weise" des Freimaurers Gotthold Ephraim Lessing. In erster Linie
aber ist es die nach außen in die Gesellschaft hineinwirkende friedensstiftende
Rolle von Freimaurern. Immerhin waren aus dieser weltweit verbreiteten Bruderschaft
allein im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts neun Friedensnobelpreisträger
hervorgegangen: Neben dem schon genannten Carl von Ossietzky die beiden Schweizer
Henri Dunant (1901) und Ehe Ducommun (1902), der Österreicher Alfred Hermann
Fried (1911), die zwei US-Amerikaner Theodore Roosevelt (1906) und Frank
B. Kellogg (1929), der Belgier Henri-Marie La Fontaine (1913), der Franzose Leon
Bourgeois (1920) sowie als erster Deutscher Gustav Stresemann (1926).

Ebenso dürfte kaum bekannt sein, dass von den im „Hermes Handlexikon" zur
europäischen Friedensbewegung vorgestellten Pazifisten mindestens sechzehn Männer
in- oder ausländischen Freimaurerlogen angehört haben.6 Es waren dies F. Bloh,
F. Bucher-Heller, R.N. Graf von Coudenhove-Calergi, F. C. Endres, E. J. Gumbel,
I. Herrmann, W. Lamszus, J. Leonhart, R. Penzig („Ethische Kultur"), L. Satow,
E. Schairer, H. Prinz zu Schoenaich-Carolath, G. Seger sowie die drei anfangs Genannten
. Unter diesen wiederum waren elf Persönlichkeiten Mitglieder des deutschen
Reformfreimaurerbundes „Zur Aufgehenden Sonne" (FZAS)7 und teilweise
zugleich im Deutschen Monistenbund (DMB).

Würde nun jemand legitimerweise erwarten, den FZAS beispielsweise im sehr gut
bearbeiteten „Handbuch der deutschen Reformbewegungen 1880-1933" oder im
gleichermaßen hervorragend edierten Darmstädter Ausstellungskatalog „Die Lebensreform
. Entwürfe zur Neugestaltung von Leben und Kunst um 1900"8 mit bearbeitet
zu finden, so wird er dort sowie in ähnlich angelegten Werken vergeblich
suchen. Auf den FZAS, mit dessen pazifistischem Reformprogramm ab 1920 sich
ein nicht unbeträchtlicher Teil des liberalen und linksintellektuellen sowie freigeistigen
Bildungsbürgertums identifizieren konnte und in dem es sich bis 1932/33 auch
engagierte, wird nicht einmal beiläufig hingewiesen.9 Dieser Mangel erstaunt umso
mehr, als manche Angehörige etlicher, von den jeweiligen Autoren beschriebener
Reformvereinigungen zugleich Mitglieder des FZAS gewesen waren, dieser Zu-

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