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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 137
(PDF, 49 MB)
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Das Friedenstreffen zu Pfingsten 1932 in Freiburg

„1932. Schwerwiegende Entscheidungen werden in diesem Jahre fallen. Für das
deutsche Volk, ja für die ganze Welt wird es das Schicksalsjahr sein. Im Januar die
Reparationskonferenz, im Februar die Abrüstungskonferenz. Von ihrem Ausfall
hängt alles weitere ab. [... ] Der Krieg von 1914 und der Friede von 1919, sie sind
wohl gleichermaßen schuld an diesem dämonischen Unheil, das sich vor unsern
Augen abspielt [... ] Es nutzt nichts, den Frieden zu preisen und sich gleichzeitig zu
weigern, auch nur das kleinste Opfer für den Frieden zu bringen [ ... ] Leider sind
die pazifistischen Kreise Frankreichs heute ziemlich ohnmächtig [ ... ] Gerade wir
pazifistischen Freimaurer haben Ursache, nichts von den ungeheuren Schwierigkeiten
zu verschweigen, die heute der deutsch-französischen Verständigung im Wege
stehen." So formulierte (hier in Auszügen) der Großmeister des FZAS, Max Seber,
seine Neujahrsbotschaft in den Januarmitteilungen. Er war sich dabei bewusst, dass
eine kleine Gruppe von nicht einmal 2000 Adressaten in ganz Deutschland - darunter
vergleichsweise sehr viel mehr Juden als in den so genannten humanitären deutschen
, geschweige denn altpreußischen Großlogen - wohl recht wenig ausrichten
konnte, wenn es darauf ankäme. Und so blieb auch den Herausgebern des Monatsblatts
„Ethische Kultur" in Nachfolge Dr. Rudolph Penzigs, nämlich Dr. Max Apel,
Berlin, Professor Dr. Walter A. Berendsohn, Hamburg, Dr. Hans Hartmann, Berlin,
Professor Dr. W. Hauser, Freiburg i. Br., Dr. Fr. Maase, Düsseldorf, Louis Satow,
Hamburg, Dr. Max Seber, Dresden, allesamt Brüder des FZAS, für ihr Heft 5 mit
Datum 15. Mai 1932 in der Tat nichts anderes übrig, als ihren Protest gegen das „Unrechtsurteil
" über Carl von Ossietzky zu 18 Monaten Gefängnis lediglich in Form
einer eingefügten Petitionsliste der Deutschen Liga für Menschenrechte und des
Pen-Clubs (Deutsche Gruppe) auszudrücken.30

Inwieweit nun der seit dem 10. Mai in Berlin-Tegel einsitzende Pazifist v. Ossietzky
in der Pfingstzeit vom 14. bis 16. Mai unter den deutschen und französischen
Teilnehmern der 11. Internationalen Friedenskundgebung in Freiburg ein längeres
Gesprächsthema geworden war, lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.
Sicher ist zumindest, dass das Programmkomitee mit zwei Rednern aus Frankreich
und zwei oder drei Rednern aus Deutschland sachliche Fragen in den Vordergrund
stellte. Seitens der deutschen Brüder sollten Wilhelm Hauser sowie der Ludwigs-
hafener Reichstagsabgeordnete und Rechtsanwalt Friedrich Wilhelm Wagner von
der dortigen FZAS-Loge „Goethe zur Leuchte am Rhein" über den „Kampf der
Kriegsinteressen gegen die Friedensidee" sprechen.

In der Februar-Ankündigung hieß es im einzelnen: „In diesem Jahr der Entscheidungen
soll die alljährliche Kundgebung maurerischen Friedensgeistes den nationalistischen
Ausschreitungen ein notwendiges Gegengewicht bieten und zeigen, dass
auch heute noch Vernunft und Menschlichkeit eine Heimstätte in unseren Ländern
haben. [... ] Heute, wo es sich deutlich zeigt, dass nur die friedliche Ausweitung der
engen Ländergrenzen, die wirtschaftliche und politische Zusammenfassung der so
arg zersplitterten Staaten weit Europas die Rettung bringen kann! Heute, wo ja gerade
die Herrschaft des nationalistischen Geistes dieser einzig möglichen Entwicklungslinie
der europäischen Länder die größten Schwierigkeiten bereitet, wo er vielfach

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