Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 212
(PDF, 49 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0212
„Verständnis" - gemeint waren Subventionen - wie für Karlsruhe erwartete. Von
einer „Anstalt mit Hochschulcharakter" wolle man der peripheren Lage Freiburgs
wegen absehen. Daher stieß dieses Projekt bei Prof. Gurlitt wohl zunächst nicht auf
besonderes Interesse.7 Andererseits kam aus der deutsch-liberalen Volkspartei die
Frage, warum sich gerade die Universität um eine solche Musikschule kümmere.
Diese Partei missbilligte ohnehin die von Erpf vertretene atonale Richtung, die „auf
den französischen Israeliten Satie zurückgeführt" wurde. Antisemitische Tendenzen
zeigten sich bereits überdeutlich.

Die Zwanzigerjahre waren im Bereich der Musik eine Umbruchzeit; die verschiedensten
Stilrichtungen von expressionistisch und atonal bis zu Schönbergs
Zwölftonmusik veränderten die Musikszene. Über ein Jahrzehnt war Deutschland
von der Entwicklung in anderen Ländern abgeschottet gewesen, daher stieß die neue
Musik oft auf Unverständnis - sie entspräche nicht „dem Volksempfinden". Die
„Freiburger Zeitung" sah wiederum das städtische Engagement als Einmischung in
die künstlerische Freiheit. Die Zeit war noch nicht reif für eine solche Musikschule.
Im November 1925 wurde das Projekt „aus Klugheitsgründen" zurückgestellt, in
Wirklichkeit hatte jedoch der Bürgerausschuss keine Zustimmung erteilt. Selbst
Max Mayer, SPD-Stadtrat und ursprünglich Befürworter des Projekts, äußerte Bedenken
wegen der schwierigen Wirtschaftslage. Deutlicher formulierte es der Landeskommissär
, der das Projekt „zum Teil durch Unverstand der Beteiligten, zum Teil
aus persönlicher und politischer Gehässigkeit" als gescheitert betrachtete. Im übrigen
zweifle er an der Qualifikation von Doflein: Dieser sei schließlich einmal Mitarbeiter
der Pariser Tageszeitung „Le Figaro" gewesen. Offenbar betrachtete er
Doflein als ,Nestbeschmutzer', der zu Deutschlands ,Erbfeind' Frankreich Beziehungen
unterhalten habe. Wahrscheinlich führte auch Erpfs „übermoderne Richtung
" zur Ablehnung des Projekts.

Inzwischen hatten Erich Doflein, der Organist Ernst Kaller und der Komponist
Fritz Katz die Initiative ergriffen und im Oktober 1926 „Freiburger Kurse zur theoretischen
Musik-Ausbildung und allgemeinen musikalischen Laienbildung" gegründet
. Eine solche Schulung war dringend notwendig, da es bisher in den süddeutschen
Staaten keine gesetzliche Regelung für die Zulassung zum Privatmusikunterricht
gab, also auch keine Examina.8 Häufig fehle daher die theoretische und musikgeschichtliche
Ausbildung, meinten die Initiatoren Doflein und Kaller. Dem widersprach
energisch ein Mitglied des Musikpädagogischen Verbandes namens Goguel,
das seine private Tätigkeit in Gefahr sah. Von Konservatorien halte er nichts, denn
„die Befürworter von künstlerischen Massenbetrieben erweisen sich als Schädlinge
an unserer musikalischen Kultur". Die „Freiburger Kurse" fanden jedoch Zustimmung
und wurden bald erweitert. Auf dem Lehrplan standen 1927 Gehörbildung,
Harmonielehre, moderne Harmoniesysteme, Kontrapunkt, Klang- und Stillehre, Instrumentationslehre
und Partiturspiel, Einführung in das „Wohltemperierte Klavier"
Bachs, Musikgeschichte sowie eine Einführung in die moderne Klaviermusik. Die
letzten beiden Fächer unterrichtete Dr. Erich Katz, der Musikreferent der „Freiburger
Zeitung". Die Kurse waren gut besucht, im Herbst 1927 wurden bereits 96 Schüler
im „Musik-Seminar Freiburg i. B." unterrichtet, das inzwischen dem Reichsverband
Deutscher Tonkünstler und Musiklehrer angeschlossen war.

212


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0212