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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 221
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Reichs'", meint Bernd Martin. Terror und Machtgier von nationalsozialistisch eingestellten
Kollegen hätten seine Entlassung bewirkt.20 Einer von ihnen, Müller-
Blattau, einst Gurlitts Schüler, wurde sein Nachfolger.

Willibald Gurlitt, geboren am 1. März 1989 in Dresden, wurde 1919 Lektor für
Musikwissenschaften an der Universität Freiburg. Hauptsächlich seiner Initiative
ist die Gründung des Musikwissenschaftlichen Seminars im Jahr 1920 zu verdanken
. Im Alter von 25 Jahren zog er in den Krieg. Nach seiner Rückkehr aus
französischer Gefangenschaft kam er am 1. Oktober 1919 als Lektor für Musikwissenschaft
nach Freiburg. Ein Jahr später wurde er zum außerordentlichen Professor
ernannt. Seit 12. Juli 1929 stand er als Ordinarius dem Musikwissenschaftlichen
Institut vor. Während der NS-Zeit, 1934, wurde er Dekan. Als „jüdisch
-versippter" Professor schickte man ihn am 17. Juni 1937 - mit Wirkung
vom 30. September 1937 - in den vorläufigen Ruhestand, allerdings nicht mit
dem vollen Ruhegehalt wie viele andere Professoren. Nach dem Zusammenbruch
nahm ihn Rektor Jansen bereits am 8. Mai 1945 wieder in die Universität auf, interimsweise
auf den Lehrstuhl von Prof. Zenck, der noch in Kriegsgefangenschaft
war. Ein Jahr später wurde er zum planmäßigen ordentlichen Professor ernannt,
erhielt jedoch das Ordinariat erst 1951 wieder, als der Lehrstuhl für Musikwissenschaft
frei wurde. Nach seiner Wiedereinsetzung unterstützte er tatkräftig die
Gründung der Musikhochschule. Als Anhänger der „Vereinigung Abendland
e.V." setzte er sich zusammen mit Oberbürgermeister Hoffmann, Josef Brandel
und anderen für eine Aussöhnung mit Frankreich und für eine europäische Einigung
ein. 1953 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig verliehen
. Im Sommersemester 1958 nahm er mit 69 Jahren seinen Abschied. Gurlitt
forschte im Bereich der Gregorianik und beschäftigte sich mit der Rekonstruktion
früher Orgelbaukunst. Auf seine Initiative geht die Praetorius-Orgel der Aula
zurück, die 1944 zerstört wurde. Aufgrund seiner Verdienste beim Aufbau der
Hochschule für Musik wurde ihm am 26. Juli 1955 die Würde eines Ehrensenators
verliehen. Am 15. Dezember 1963 starb er hochgeehrt in Freiburg.21

Volkslieder und zackige Soldatenlieder in der
„Städtischen Musikschule"

Immer wieder wurde die Stadt gedrängt, doch endlich eine „HJ.-Musikschule" zu
gründen, damit die Hitlerjugend durch Veranstaltungen wie Morgenfeiern, Heimabende
, Werkfeiern und Offenes Liedersingen zur „Neuformung der musikalischen
Lebensgestaltung" beitragen könne.22 Oberbürgermeister Kerber verschob jedoch
deren Eröffnung immer wieder, da ihm mehr an der Errichtung einer Musikschule
in der „Hauptstadt des Alemannengaues" gelegen war, die sowohl eine Völks-Mu-
sikschule mit propagandistischen Aufgaben als auch eine Musikfachhochschule sein
sollte. Die bisher vom Musikseminar in der Schlageterstraße 16, vormals Karlsplatz,
genutzten Räume seien dafür jedoch nicht geeignet, meinte er. Aber die Zeit drängte.
Anlässlich der zweiten Gaukulturwoche im Oktober 1937 kam Kerber nicht umhin,
die „Musikschule für Jugend und Volk Freiburg" zu eröffnen, die dann doch in der

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