http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0223
Abb. 6 Alfred Rosenberg, Reichsleiter der NSDAP, und Oberbürgermeister Franz Kerber anlässlich
der zweiten Gaukulturwoche im Oktober 1937. Rosenbergs Ansprache versammelte Hunderte auf dem
Münsterplatz, während die gleichzeitige Eröffnung der Musikschule kaum zur Kenntnis genommen
wurde (StadtAF, M 75/1)
Es ist aufschlussreich, wer hier unter anderem unterrichtete: Neben Müller-Blat-
tau - Musikgeschichte und Musiktheorie - war auch Weismann wieder dabei. Er, vor
kurzem zum Ehrenkurator ernannt, leitete die Meisterklasse für Komposition und
künstlerisches Klavierspiel. Nur etwa eineinhalb Jahre nach dem Niedergang des
Musikseminars war wieder eine ähnliche Schule entstanden, jetzt aber unter dem
Zeichen des Hakenkreuzes. Die städtische Musikschule blühte und gedieh, allerdings
nur die Abteilung für Jugend und Volk. Anfang 1939 konnte sie die stolze Zahl
von 623 Schülern vorweisen, ohne die Sonderkurse, während die Fachschule gerade
24 Schüler zählte. Nachdem Müller-Blattau nicht nur die Leitung beider Züge übertragen
, sondern er auch zum Musikbeauftragten der Stadt Freiburg ernannt worden
war, trat das Projekt in ein neues Stadium. Die Stadt hatte ein adäquates Gebäude
gefunden in der Werderstraße 11, das sie am 1. Mai 1939 der Musikschule zur Verfügung
stellte.23 Hier, im ehemaligen Haus Sonneck, das einst den Freiherrn von
Gleichenstein gehört hatte, richteten sich die beiden Abteilungen ein. Vor allem die
Fach- und Ausbildungsklassen mit Musikseminar, der zweite Zug, bekamen nun Zulauf
, da viele Privatmusiklehrer ihre Schüler an die Städtische Schule abgaben. Vergessen
war die Jüdische Versippung' Dofleins, denn er leitete den Kurs zur Vorbereitung
auf die Privatmusiklehrerprüfung, den er bisher schon auf privater Basis geführt
hatte. „So ist dank der verständnisvollen Förderung durch die Stadt Freiburg
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