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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 229
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gelklasse und Meisterklassen hinzukommen. Die aus Baden stammende Pianistin
Frieda Kwast-Hodapp sollte künftig die Meisterkurse für Klavier leiten. Der Ehrenkurator
und Leiter der Kompositions- und Klaviermeisterklasse, Julius Weismann,
versprach ebenfalls seine Mitwirkung. Mit der Leitung der Opernschule sollte der
Intendant der Städtischen Bühnen, Paul Hieber, beauftragt werden, mit dem Unterricht
der Opernsänger Adolf Permann. Soviel Neugestaltung war nun wiederum der
Reichskulturkammer zu viel. Wieder wusste sich der Direktor der Musikschule zu
helfen: Statt einer Opernschule wurde ein bühnenberuflicher Ausbildungszweig im
Rahmen des Musikseminars der Städtischen Schule angeschlossen. Nur an der
Raumsituation der Musikschule änderte sich nichts.

An der Konzeption der Nationalsozialisten, immer mehr Musikschulen mit immer
neuen Zweigen zu errichten, änderte sich ebenfalls nichts. Wie ein Spinnennetz überzogen
neue Anstalten die Gaue. Im Frühjahr 1943 wurde das Konservatorium in Kat-
towitz zur Landesmusikschule erhoben, im März 1944 errichtete man in Schlettstatt
eine Musikschule, obwohl wegen Lehrermangels die Lehrer und Lehrerinnen hierfür
aus Colmar abgezogen werden mussten. „Unser Volk hat es wieder gelernt, sich
singend zu den großen Ereignissen der Zeit zu äussern", bemerkte dazu der Leiter
der Abteilung Musik im Reichsministerium. Es war, als hätte es die Niederlage von
Stalingrad nicht gegeben.

In Freiburg war man unzufrieden und fühlte sich benachteiligt - Straßburg und
Mannheim besaßen sogar Schulmusikanstalten. Hier wollte man nicht zurückstehen
und da - streng vertraulich! - Ende April mit einer Schließung der Hochschule in
Karlsruhe im Zuge der Stilllegungsaktion gerechnet wurde (sie wurde aber dann
doch nicht geschlossen), schien Freiburg gute Chancen zu haben. Selbst einen Leiter
für die neue Abteilung hatte man bereits in Aussicht: Professor Dr. Zenck, seit
1943 Ordinarius für Musikwissenschaft und Leiter des Musikwissenschaftlichen
Instituts der Universität. Dem Wunschtraum, dass in Freiburg einmal eine Staatliche
Hochschule entstehen könnte, wäre man mit einer Landesmusikschule unter
Führung der Stadt und mit staatlichem Zuschuss bereits näher gerückt. Am 11. November
1943 erhielt Freiburg schließlich die Berechtigung zur Ausbildung für das
künstlerische Lehramt an Höheren Schulen, kurz darauf die Berechtigung zur Ausbildung
von Privatmusiklehrern. Hatte die Städtische Musikschule nun ihr Ziel erreicht
? Auf dem Papier schon, nur gab es wegen des „totalen Kriegs" kaum noch
Lehrkräfte. Doflein ging bereits am 2. April 1941, Müllenberg verließ Freiburg im
April 1943, um in Straßburg beim Aufbau einer Musikschule zu helfen.

Offenbar wollte man mit der Neuordnung des Musikschul- und Musikerziehungswesens
nun doch nicht bis nach dem ,Endsieg' warten. Im Sommer 1943 standen
neue Fächer wie „Rhythmische Erziehung" auf dem Lehrplan. Auch eine Orchesterschule
war noch am 8. Mai 1944 ins Leben gerufen worden. In Freiburg veränderte
sich das Lehrerkollegium, statt wie bisher Männer unterrichteten nun Frauen
und zwar in deren eigener Wohnung. Reich wurden sie dadurch nicht, denn das Honorar
betrug je nach Instrument und Klasse 8-20 Mark im Monat, abzüglich 10 Prozent
, die die Musikschule für bedürftige Schüler einbehielt. Trotz Lehrermangels
wurden immer wieder neue Fächer eingerichtet wie die Meisterklasse für Orgelspiel.
Edith Picht-Axenfeld gehörte ebenfalls zu den Unterrichtenden, von einer „jüdi-

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