Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 231
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führten Unterrichtszweige und -formen übernehmen, die äußere Organisation dagegen
von der zwischen 1938-1944 geplanten Musikschule ... Auch für diese Institution
gilt, dass sich die in zweiter Reihe stehenden Funktionäre der NS-Zeit offenbar
problemlos in die neue Zeit hinüberretteten. Nicht dagegen Müller-Blattau: Er war
von der französischen Besatzungsmacht interniert worden, da er nach Gurlitts Aussage
„den politischen Machenschaften, dem Ungeist und Aberwitz des Hitler-Regimes
verfallen war".

Mit großer Energie betrieb Gurlitt die Wiedereröffnung einer Musikschule - nicht
einer Musikhochschule - und erhielt auch tatsächlich schon am 18. September 1945
von General Jacques Schwartz die Genehmigung hierzu, allerdings nicht mehr in der
Werderstraße. In diesem Gebäude saßen inzwischen französische Verwaltungsstellen
. Zunächst musste also ein Haus gefunden werden, in dem - nach Gurlitts Vorstellungen
- eine Musikschule sich drei Bereichen widmen sollte: 1. der musikalischen
Heranbildung der musikbegabten Jugend, 2. der Fortbildung der Musikliebhaber aus
der Bevölkerung und aus den Studierenden der Universität, 3. der Ausbildung von
Fachmusiklehrern und Berufsmusikern. Diese Konzeption zeigt eine auffallende
Nähe zur einstigen NS-Musikschule - restaurative Vorstellungen selbst bei diesem
in der NS-Zeit verfolgten Mann.30

Aber es kam alles ganz anders, nachdem am 7. Februar 1946 weitere Musiker der
Stadt ihre Vorstellungen dargelegt hatten. Dr. Hugo Rothweiler und der Violinist
Adalbert Nauber setzten sich nämlich für die Gründung einer Musikhochschule ein,
nicht einer Musikschule. Ihnen schwebte eine „Spitzenschule" vor, wenn auch vorläufig
erst im Kleinstformat mit zwei Klassen. In einer angeschlossenen Allgemeinen
Abteilung sollten außerdem allen Musikinteressierten Musikgeschichte, Harmonielehre
usw. näher gebracht werden. Für dieses Modell käme als Leiter der bekannte
Flötist Prof. Gustav Scheck in Frage, der sich zurzeit mit der Errichtung einer
Musikhochschule in Meersburg beschäftige, berichteten sie. Scheck - ebenfalls ein
Schüler Gurlitts wie Müller-Blattau, aber mit völlig anderem politischen Hintergrund
- hatte schon vor einiger Zeit dem Chef des französischen Oberkommandos
in Deutschland, General Koenig, seine Denkschrift unterbreitet. Sein Vorschlag, in
der ehemals „Nationalsozialistischen Erziehungsanstalt" (Napola) im Meersburger
Schloss eine Musikhochschule zu gründen, wurde zwar von Koenig positiv aufgenommen
, scheiterte jedoch an der Finanzierung.31 Schecks Modell fand bei der Stadt
großen Zuspruch, vor allem bei dem seit November 1945 amtierenden Oberbürgermeister
Dr. Hoffmann. Aber auch hier scheiterten die Verhandlungen zunächst
wegen der hohen Kosten. Zu diesem Zeitpunkt bestand kein Konservatorium und
auch die Städtische Musikschule hatte „ihren Betrieb noch nicht wieder aufgenommen
".32 Aus finanziellen Gründen sollte Scheck sein Modell abspecken, was er jedoch
vehement ablehnte.

Eine neue Situation hatte sich im Juli 1945 ergeben, als die Stadt Karlsruhe dem
amerikanischen Sektor angegliedert wurde. Nun war Freiburg Landeshauptstadt
(Süd)Badens. Im ganzen Land gab es jedoch keine Musikhochschule. So erhoffte
sich Freiburg, dass die Karlsruher Musikhochschule „in irgendeiner Form in Freiburg
" wiedererrichtet werden könnte. Das wäre dann allerdings Aufgabe der badischen
Landeskulturverwaltung gewesen, nicht der Stadt. Gurlitt, der offenbar über

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