Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 232
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0232
Leo Wohleb, den provisorischen Präsidenten (Süd)Badens, die Denkschrift Schecks
erhalten hatte, einigte sich schließlich mit Scheck über die Konzeption einer künftigen
Musikhochschule. Die Stadt war ebenfalls mit dem Projekt einverstanden und
verpflichtete Scheck als Direktor der neuen Hochschule.33

Am 8. März 1946 verzichtete Scheck endgültig auf seine Meersburger Pläne zugunsten
einer Hochschule in Freiburg.34 Die Stadt erklärte sich zur Übernahme des
„Fehlbetrags" bei den Kosten bereit, in der Hoffnung, das Land (Süd)Baden würde
sich an den Unkosten - sie wurden auf 80.000 RM pro Jahr geschätzt - beteiligen.
Schließlich „beabsichtigte die Hochschule für Musik in Freiburg i. Br., sich höchstes
Format zu geben". Die Stadt wollte das Wenzingerhaus und einen Teil des Kaufhauses
in der Schusterstr. 19 für die Musikhochschule zur Verfügung stellen. Mit
dem Plazet des Ministeriums für Kultus und Unterricht konnte man rechnen, da der
provisorisch eingesetzte Staatspräsident Wohleb der Errichtung einer Musikhochschule
positiv gegenüberstand. Er stellte der Stadt sogar einen finanziellen Beitrag
von Seiten des Landes in Aussicht. Von französischer Seite würde es ebenfalls keine
Probleme geben, da die Besatzungsmacht in allen zur Kulturpolitik zählenden Bereichen
wie der Musik ein Mittel zur Umerziehung und Demokratisierung der durch
die NS-Zeit geistig verkümmerten Deutschen sah. Neben Volkshochschulen, Theatergruppen
und Ausstellungen wurde daher auch die Musik gefördert. Aggressionen
sollten dadurch abgebaut werden, was wiederum dem Sicherheitsbedürfnis der Franzosen
entgegenkam. Außerdem - wo konnte man leichter all die Not und den Hunger
vergessen als in der Welt der Illusion, im Kino, Theater oder Konzert?

Eine wohlüberlegte Konzeption steckte hinter dem französischen Kulturprogramm
, mit dem man vor allem die Jugend zu gewinnen suchte. Sie hoffte man am
leichtesten beeinflussen und umerziehen zu können. Aus diesen Gründen wurden
von französischer Seite die Bemühungen um die Gründung einer Musikschule weitgehend
gefördert. Als diese Institution längst bestand und sehr unter Raummangel
litt, räumte die Militärmacht sogar einige Wohnungen, um zusätzliche Unterrichtsräume
zu beschaffen. Gouverneur Pene ließ das Gasthaus „Laubfrosch" räumen und
stellte das Hotel dem Lehrpersonal der Musikhochschule zur Verfügung.35

Wohleb „begrüßte" zwar die Gründung einer Musikhochschule, die Genehmigung
des Ministeriums für Kultus und Unterricht sollte jedoch erst nach der Bewilligung
durch die Militärmacht zugestellt werden. Am 3. Mai 1946 erteilte der für die Stadt
Freiburg zuständige Lieutenant-Colonel Monteux die „autorisation provisoire" (vorläufige
Genehmigung) zur Eröffnung einer Musikschule. Allerdings unter einer Bedingung
: Zuvor wollte er die Fragebogen zur Entnazifizierung der Lehrer sehen ...
Einige Tage später, am Montag, den 5. Mai 1946, nahm die Musikhochschule ihren
Unterricht im „Haus zum schönen Eck" auf.36

Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, was ein solches Projekt Anfang 1946
bedeutete. Längst war die Euphorie verflogen, dass mit dem Einmarsch der Franzosen
bessere Zeiten anbrechen würden. Es fehlte einfach an allem Lebensnotwendigen
, die Ernährungsversorgung war auf ein Minimum gesunken und sollte noch weiter
sinken, die Wohnungsnot in der zerbombten Stadt war unbeschreiblich, zumal der
ganze Stab der französischen Militärregierung hier untergebracht war, dazu noch seit
Sommer 1945 die badische Landesregierung. Wo wollte man da noch Wohnraum für

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