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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 246
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Rosa Sabater seinen Lehrstuhl. Sie kam tragischerweise am 26. November 1983 bei
einem Flugzeugabsturz ums Leben, nur wenige Stunden nach dem Ableben Carl
Seemanns.69 Am 28. Januar 1974 trat Prof. Dr. Lars Ulrich Abraham sein Amt als
„Rektor", nicht mehr „Direktor" der Musikhochschule an.70 Bereits 1962 hatte nämlich
der Senat der Musikhochschule statt der bisherigen Direktoratsverfassung eine
Rektoratsverfassung beantragt, die auch gewährt wurde. Die Hochschulsatzung
wurde abgeändert, die Hochschule für Musik war nun den anderen Hochschulen im
Land gleichgestellt. Daher stand nun auch hier ein „Rektor" an der Spitze.71

Der Musikwissenschaftler Lars Ulrich Abraham war 1969 an die Musikhochschule
berufen worden und leitete seither das Musikpädagogische Seminar. Seine
Amtstätigkeit fiel in die Zeit einer weltweiten Wirtschafts- und Ölkrise mit der höchsten
Quote an Arbeitslosen seit 1954. Die Landesregierung musste zu Sparmaßnahmen
greifen, die auch die Hochschulen in Mitleidenschaft zogen. In Freiburg kam
es zu einem Eklat, als der Rektor der Musikhochschule zu Beginn des Sommersemesters
1976 von seinem Amt zurücktrat, mit voller Unterstützung des Senats.
Grund dafür war die „ungesicherte Finanzlage" der Hochschule, verursacht durch
die Sparmaßnahmen der Landesregierung sowie durch eine „Sechsmonatssperre" für
die Einstellung von Lehrkräften.72 Es war nicht das erste Mal, dass ein Leiter der
Hochschule seinen Rücktritt ankündigte: Auch Gustav Scheck hatte Ende der 1940er
Jahre damit gedroht, falls Stellen gestrichen würden. Abraham malte die Folgen der
Einsparung von Lehrern aus: Die Bewerber für das Musikstudium bewiesen durch
den Eignungstest zwar ihre fachliche Qualifikation für eine Aufnahme, die Schule
könne sie jedoch nicht aufnehmen, da sie über keine Studienplätze und nicht genügend
Lehrer verfüge. Die Wellen schlugen hoch, das Kultusministerium sprach von
„unrichtigen Behauptungen", Abraham protestierte. Generell sei ein Sparprogramm
durchgeführt worden, entgegnete das Ministerium, und man habe sogar die Kunsthochschulen
- zu diesen gehörten inzwischen die Musikhochschulen - gleich wie
die Universitäten behandelt. Inzwischen wurde auch das Studentenparlament tätig
und startete eine Unterschriftensammlung, um Abraham um Fortführung seines Amtes
zu bitten. An der Musikhochschule scheint es zu dieser Zeit außerdem zu starken
Machtkämpfen zwischen einzelnen Dozentengruppen gekommen zu sein, die wiederum
zu Unstimmigkeiten zwischen Rektor und Prorektor geführt hatten. Daher
unterstützte das Studentenparlament eine Übernahme des Prorektorenamts durch
Prof. Peter Förtig.

Abraham hatte die Leitung der Musikhochschule in einer Periode des Umbruchs
übernommen, als es überall an den Hochschulen gärte. In der Ära von Bundeskanzler
Brandt war - im Gefolge der 68er Revolte - mehr „Basisdemokratie" gefragt. Es
herrschte ein revolutionärer Geist, Radikale, Gemäßigte und staatliche Autoritäten
standen sich gegenüber. Abraham genoss ganz offensichtlich die Sympathie der Studentenschaft
, wobei ihm sicher auch seine Erfahrungen in totalitären Gesellschaften
zugute kamen. Er verstand es, den Studenten „die gesellschaftspolitische Bedeutung
und Wirkung auch vermeintlich unpolitischer Musik bewusst zu machen".73 Unter
anderem beschäftigte er sich mit der Verwendung des Liedes, das nicht nur in der
NS-Zeit zu politischen Zwecken missbraucht wurde.

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