Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
121.2002
Seite: 267
(PDF, 49 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2002/0267
Die Zielsetzung des Autors war ein gut lesbares Buch zu schreiben, das den Ansprüchen
von Laien wie Fachleuten genügt. Zweifelsohne ist es Kluge gelungen, eine unterhaltsame,
vielfach spannende, mit viel Sympathie verfasste Sicht von Adolf Kussmaul zu verfassen.
Dennoch sind nicht alle historischen Aspekte ganz wohlgelungen, geben Anlass dazu, etwas
mehr Distanz vom Autor zu erwarten. Es ist aber sicherlich auch richtig, wenn der Autor Kussmaul
eben nicht isoliert, sondern als Kind seiner Zeit darstellen möchte. Bedauerlich ist, dass
die Zitierweise der umfangreichen und sehr fleissig verwendeten archivalischen und sekundären
Quellen fachlichen Maßstäben nicht immer entspricht. Dem Autor ist dennoch ein anschauliches
, unterhaltsames und inhaltsreiches Buch über einen großen Mediziner am Oberrhein
gelungen, das zu lesen sich lohnt. Dieter Speck

Der erste Zionistenkongress von 1897. Ursachen, Bedeutung, Aktualität. ...in Basel habe ich
den Judenstaat gegründet. Hg. von Heiko Haumann in Zusammenarbeit mit Peter Haber,
Patrick Kury, Kathrin Ringger, Bettina Zeugin. Karger-Verlag, Basel u.a. 1997, 402 S.,
Abb.

Der Zionismus, also das Bestreben, eine Heimstätte für die Juden der Welt zu finden, ist schon
sehr alt. Seit der Zerstörung Jerusalems um 70 nach Christus, tauchte in den darauffolgenden
Jahrhunderten immer wieder die Idee auf, die verstreut lebenden Juden in einem Gebiet zu
vereinigen. Es ist sicherlich der Entwicklung der Nationalstaaten in Europa nach der französischen
Revolution und den Napoleonischen Kriegen zuzuschreiben, dass dieses Ziel immer
konkreter ins Auge gefasst wurde. Für viele Juden war jetzt die Gründung eines eigenen Staates
denkbar.

Ein weiteres wesentliches Moment, das dem Zionismus einen starken Auftrieb verlieh, waren
ohne Zweifel die antisemitischen Tendenzen, wie sie sich in den neuen Nationalstaaten
Europas immer deutlicher abzuzeichnen begannen: von Ausgrenzung und Benachteiligung der
Juden bis hin zu mörderischen Pogromen.

Vor allem der Initiator des modernen Zionismus, Theodor Herzl, von dem in diesem Sammelband
vor allem die Rede ist, trug dem neuen Antisemitismus Rechnung. Die Dreyfuß-
Affäre in Frankreich hatte Herzl letztlich klar gemacht, dass der Weg einer Assimilierung von
Juden selbst in den aufgeklärten Ländern Europas nicht gangbar schien. Zu tief saßen die Ressentiments
gegen die Juden in vielen Schichten der Gastländer fest. Auch wenn sich viele
Juden eingebildet hatten, durch die Aufgabe des Ghettolebens ganz normale Bürger ihres Staates
geworden zu sein, so mussten sie sich von Herzl und seinen Anhängern doch sagen lassen,
dass nur die Formen des Antisemitismus andere geworden waren. Während man die Juden
früher aus religiösen und ökonomischen Gründen verfolgt hatte, kam jetzt ein dezidiert rassistisches
Motiv hinzu, ohne dass freilich die früheren Vorbehalte verschwanden.

Eine Reihe von Autoren dieses Bandes beschreiben nun die Aufnahme des zionistischen Gedankens
in den verschiedenen europäischen Ländern im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts
. In diesen Beiträgen kommt zum Ausdruck, dass es vor allem zwei Gruppierungen waren
, die sich den Bestrebungen Herzls nicht anschließen konnten und wollten. Einmal gab es
da die überzeugten orthodoxen Juden, die gegen Herzls pragmatische Aktivitäten ihren Glauben
setzten. Für sie bedeutete diese Form des Zionismus quasi eine Art Blasphemie. Denn die
Bildung eines Judenstaates dürfe nicht Menschenwerk sein, sondern sollte allein von dem erwarteten
Messias ausgehen, der alle Juden wieder ins gesegnete Land heimführen würde. Dem
orthodoxen Widerstand sahen sich die Zionisten aber nicht nur bei den zahlreichen Kongressen
bis zur Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 ausgesetzt. Auch danach machten viele
Strenggläubige vehement Front gegen die Verweltlichung jüdischer Lebensweisen im neuen
Staat.

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