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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 65
(PDF, 58 MB)
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Linie nach Eichstetten transportiert, um es dort wieder zu verwenden. In das benachbarte
Vogtsburg hingegen wurde anscheinend kaum etwas verbracht.

Im Fundspektrum fallen insbesondere die zahlreichen Ofenkacheln auf, die aufgrund typo-
logischer Kriterien zu einem Ofen gehört haben. Der Wohnraum der Einsiedelei war demnach
mit einem Kachelofen ausgestattet, dessen Reliefkacheln kurz nach der Mitte des 15.
Jahrhunderts in einer oberrheinischen Hafnerwerkstatt, möglicherweise Straßburg, gefertigt
wurden. Der wertvolle Ofen ermöglichte es, den Wohnraum von der Küche aus rauchfrei zu
beheizen. Wir können also bereits aufgrund dieser Beobachtung von einer Teilung des Wohntraktes
in mindestens zwei Bereiche ausgehen.

Die qualitätvollen Kacheln dieses Ofens zeigen ein wenig abwechslungsreiches Bildprogramm
(Abb. 6). Wir sehen zum einen grün glasierte Reliefkacheln, die einen nach rechts reitenden
Turnierritter mit eingelegter Lanze zeigen. Entsprechende Kacheln geben die spiegelbildliche
Darstellung wider, also einen nach links reitenden Turnierritter. Die Lesefunde belegen
, dass an dem Ofen fünf oder sechs solcher Paare angebracht waren. Vermutlich sollten
diese Ritter im Turnier dargestellt werden. Ansonsten finden sich noch zahlreiche Kacheln mit
so genanntem Waffeldekor, die lediglich engobiert waren und unglasiert blieben. Alle Kacheln
weisen einheitliche Abmessungen auf, was die Verwendung am selben Ofen unterstreicht - sie
sind 17 cm breit und 18 cm hoch.

Durch die Mischung der Kacheln ergab sich ein ansprechender Kontrast zwischen grün glasierten
und hellgelb engobierten Kacheln an dem Ofen, der in der Stube der Einsiedelei stand.
Was allerdings überrascht, ist das Bildprogramm des Ofens. Es tauchen keine biblischen Szenen
oder Heilige auf, wie wir es aus vielen zeitgleichen Öfen aus städtischem Milieu oder Burgen
kennen. Die Darstellung des Ritterturniers weist vielmehr in ein adeliges Umfeld - stammten
die Bewohner des Bruderhäusle aus diesem sozialen Milieu? Wendeten sie sich bewusst
davon ab oder weist der Ofen auf eine adelige Stiftung hin? Dies alles ist nicht mehr zu klären.

Im Fundbestand gibt es drei eiserne Scharniere, einen Schlossbeschlag und Teile eines
Schlosses, die aufgrund des vergleichbaren Dekors wohl ursprünglich an einer (Kasten-)Truhe
appliziert waren (Abb. 7). Truhen gehören zu den wenigen Möbelstücken, die im Spätmittelalter
gebräuchlich waren. In Ihnen wurden Kleidung, Schriftstücke und persönlicher Besitz
verwahrt. Man kann sich am ehesten vorstellen, dass dieses Möbel ursprünglich im Wohnbereich
stand.

Die Küche ist das Zentrum des häuslichen Lebens, dies gilt gleichermaßen für Burg, Bürgerhaus
und Kloster. Sie war nicht nur der Ort der Speisezubereitung, sondern auch Lagerraum
für Vorräte. Von der Herdstelle aus wurde durch eine Hinterladeröffnung der auf der gegenüberliegenden
Wand errichtete Kachelofen in der Stube beheizt. In dem noch stehenden
Mauersegment befindet sich eine Nische, die in Zusammenhang mit einer solchen Feuerungsanlage
steht.

Im Spätmittelalter wurde vornehmlich in irdenen Töpfen auf dem offenen Herdfeuer gekocht
. Etliche Bruchstücke von Töpfen, Dreibeintöpfen, Krügen und Pfännchen aus zum Teil
glasierter Keramik fanden sich auf der Eichelspitze. Hervorzuheben ist ein Topf aus grauer
Irdenware des 14./15. Jahrhunderts (Abb. 8,1). Auf der Fundstelle fanden sich auch mehrere
Messerklingen aus Eisen. Meist war, wie bei dieser, auf die Griffangel ein Griff aus Holz oder
Bein aufgenietet. Messer gehörten zur Grundausstattung einer Küche und waren ein vielseitig
verwendbares Gerät zum Zubereiten der Speisen und deren Verzehr. In den Bereich der Vorratshaltung
gehört das Bruchstück eines Fasshahns aus Bronze. Die Spundlöcher von Fässern
zur Aufbewahrung von Wein oder Essig wurden mit Fasshähnen aus Holz, oder wie hier aus
Bronze geschlossen. Diese waren zweiteilig und bestanden aus einem Rohr, das in das Fass
geschlagen wurde und einem drehbaren Konus, der häufig mit einem Tiermotiv (häufig ein
Hahn) bekrönt war.

Fasst man diese Beobachtungen aus Geländespuren und Funden zusammen wird deutlich,

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