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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 86
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zu verschiedenen Zeiten Beziehungen nach Bern.39 Grob gesagt, entwickelte sich allmählich
ein verwandtschaftliches Netz, das zeitweilig vom Allgäu die Nordalpen entlang bis Genf und
womöglich weiter reichte, mit Ausläufern ins Oberrheingebiet.

Dass ein Anton Fels aus Konstanz nach Lindau heiratete, war sicher kein Zufall. Denn der
heutige bayerische Außenposten am Schwäbischen Meer war bis in die Neuzeit ein wichtiger
Umschlagplatz im Warenverkehr zwischen Oberschwaben und Allgäu, dem Hochrhein und
den Bündner Pässen. Für Kaufleute auf dem Weg zur Frankfurter Messe war Lindau ein wichtiges
Etappenziel. Nicht zuletzt wurde über Lindau und Rorschach, wie man auch aus einem
Handelsbuch des savoyischen Händlers Pierre Marquerat aus Immestadt im Allgäu und ergänzenden
Akten erfahren kann, zum Teil der wichtige Salzhandel zwischen Bayern, Tirol
einerseits und der Schweiz und Savoyen andererseits abgewickelt.40 Anton Fels hatte diesbezüglich
Großes im Sinn.

Sein entfernter Verwandter Johann Ludwig Morell versuchte sich derweil in Freiburg in
hoch spekulativen Münzgeschäften. Deshalb musste ihm der Rat 1593 schwer wiegende Verstöße
gegen die österreichische Münzordnung vorhalten und erlegte ihm 100 Mark Silber
Strafe auf, um nicht noch härter gegen ihn vorgehen zu müssen. Sein Vermögen wurde vorübergehend
mit Arrest belegt.41 Diese Maßnahme rief einen gewissen Andreas Fels, Bürger in
Konstanz, auf den Plan. Durch seinen Anwalt Petrus Cholinus42 ließ er vorbringen, er habe mit
seinem freündt vnd Schweger de[m] jungen Morell als Factorn oder beuelch haber mit dem
An- und Verkauf fremder Münzen ein offenlich[es] vnuerbottenes ehrlich[es] Gwerb getrieben
, so mit dem ehemaligen Bischof von Straßburg und der vorderösterreichischen Münze in
Ensisheim. Nun forderte er die Freigabe von Geldern, die er als sein Eigentum bezeichnete.
Der Rat verlangte zunächst den Nachweis, dass diese Geschäfte erlaubt seien, willigte aber
schließlich ein, dass er freieigenes Gut gegen Treuegelöbnis zu seinen Händen nehmen dürfe.43
In ähnlicher Weise protestierten Hans Bernhard Gebhard und Andreas Sommereisen, beides
Basler Bürger, gegen die Beschlagnahmung welschen Geldes, das ihnen bis zur Straßburger
Messe zustünde.4"1

Johann Ludwig Moreii geriet 1595 erneut in Schwierigkeiten, nachdem sich die Reichsstadt
Ulm über seine Münzgeschäfte beschwert hatte.45 Auf kaiserlichen Befehl kam Morell junior
daraufhin für 16 Monate in Freiburger Haft; die Bemühungen der Verwandtschaft um Freilassung
oder wenigstens Hafterleichterung füllen viele Seiten der Ratsprotokolle. Nachdem
auch dieses Strafverfahren ausgestanden war, bat Hans Ludwig Morell 1598, ihn neben Hans
Rieher als Freiburger Stadtwechsler anzunehmen: so sey er des anerbiettens den Wechßel der
maßen Jnn ein gang zu bringen das das gemein Gutt nit wenig Nutzen daruon haben solle.
Also ist bewilligt man wolle es ein Jar lang mit Jme versuchen vnd sähen wie der Wechßel
widerumb vffgebracht werden möge. Die Bewilligung wurde durch eine Bürgschaft des Vaters

39 Zu NN [Elisabeth?] Fels, Tochter des verstorbenen Vinzenz Fels, in Bern wohnhaft, siehe StadtAK, A IV Bürgerbuch
Bd. 10, S. 63, 5.12.1564. - Isaak Fels trat als Beistand der Elisabeth Morell in Bern auf, nach: StadtAK,
A IV Bürgerbuch Bd. 14, S. 58a, 7.3.1614.

40 Staatsarchiv Augsburg Adel/ Königsegg-Rothenfels Nr. 398 mit der Laufzeit 1716/20-1740, im Repertorium irreführend
als „Rechnungsbeilage" bezeichnet. Hierzu demnächst Martin Zürn: Das Immestädter Handelsbuch des
Pierre Marquerat. MS Freiburg/Meersburg 2002, 30 S.; zum Salzhandel s.o. Anm. 9.

41 StadtAF, B5 XHIa, Ratsprotokoll Bd. 37, fol. 248r, Montag 13.12.1593; fol. 254r f., Montag 15.12.1593; fol.
255r, Freitag 17.12.1593; zum weiteren Verfahren siehe u.a. ebd., fol. 399r-400r, Mittwoch 22.6.1594.

42 Der Satzbürger Petras Cholinus war „Arlunensis diocesis Trever.", stammte also aus Arle in der Provinz Luxemburg
in Belgien. Matrikel der Universität Freiburg i. Br. (wie Anm. 5), hier Teil 1/1, Freiburg i.Br. 1907, S. 565,
Nr. 61, 25.10.1577.

43 StadtAF, B5 XHIa, Ratsprotokoll Bd. 37, fol. 265v (Zitat)-267r, Montag 10.1.1594.

44 StadtAF, B5 XHIa, Ratsprotokoll Bd. 37, fol. 285r, Mittwoch 26.1.1594.

« StadtAF, B5 XHIa, Ratsprotokoll Bd. 38, fol. 218v-219v, Freitag 15.9.1595.

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