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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 113
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Wie Helden entstehen.
Max Dortu und die Gestaltung seines Nachruhmes *

Von

Karlheinz Deisenroth

Am 31. Juli 1849 setzte ein Erschießungspeloton der preußischen Okkupationsarmee in Baden
dem kurzen, aber ereignisreichen Leben des Johann Ludwig Maximilian Dortu beim
Wiehremer Friedhofe der Stadt Freiburg i. Br. ein klägliches Ende. Ihm folgten wenig später
weitere Opfer der siegreichen Bundesexekution, die damit der neuen, alten Ordnung ein abschreckendes
, warnendes Zeichen voranstellen wollte. Keiner dieser ,Märtyrer' der fehlgeschlagenen
badischen Revolution sollte jedoch diesen Bekanntheitsgrad erreichen, wie ihn
Dortu bis zum heutigen Tage besitzt. Es gilt, nach den Gründen für diese Popularität zu forschen
, beschäftigen sein Leben und seine Person doch noch 150 Jahre nach seinem Ableben
den politischen Alltag seiner Heimatstadt Potsdam.

Geboren am 29. Juni 1826 in Potsdam im Hause Waisenstraße Nr. 29, wuchs der junge Max
als Einzelkind in günstigsten sozialen Verhältnissen auf. Der Vater Ludwig Wilhelm Dortu, Ju-
stiz-Commissarius und Potsdamer Stadtverordneter, galt als liberal-demokratisch gesinnter
ehemaliger Jenenser Burschenschafter, dessen freiheitliches Denken nicht ohne nachhaltigen
Einfluss auf den Sohn bleiben sollte. Die als politische Ikone durch die zeitgenössische Presse
und Literatur wandernde Xylographie des Jünglings zeigt eine volle, weiche, noch wenig gereifte
Physiognomie, der revolutionäre Energie fremd zu sein scheint. Und doch loderte in dem
Auskultator am Potsdamer Stadtgericht die Flamme des Aufruhrs, die ihn vom Agitator in den
Versammlungen der Volks vereine des Jahres 1848 zum Anstifter gegen die Staatsgewalt gerichteter
Anschläge mittels Demontage von Eisenbahnschienen der Linie Potsdam - Berlin zur
Verhinderung geplanter Truppentransporte in die unruhige Hauptstadt mitreißen sollte; ein,
wie wir wissen, auch heute noch von staatsfernen Kreisen für probat erachtetes Mittel im
Kampfe gegen die Staatsmacht. Dieser Aktionen am 12. November 1848 wegen musste der
steckbrieflich gesuchte Unteroffizier der Reserve im Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 24
und ehemalige Regimentskamerad Theodor Fontanes bei den „Franzern" das Land eiligst verlassen
, zumal bereits ein Revisionsverfahren wegen Beleidigung des königlichen Prinzen Wilhelm
anhängig war. Über Belgien gelangte er, finanziell abgesichert durch seinen Vater, der
„ihn überreichlich mit Geld" versah,1 nach Paris. Versuche, zwecks militärischer Weiterbildung
in die französische Armee, dann die der römischen Republik im Frühjahr 1849 einzutreten
, scheiterten. Bei Ausbruch der Unruhen im Südwesten führte ihn sein Weg aus der
Schweiz, wo er sich zusammen mit Johann Philipp Becker und Gustav Adolph Schlöffel an
der Herausgabe des politischen Wochenblattes „Die Revolution" beteiligt hatte, umgehend
wieder auf deutschen Boden, um sich den Freischaren zur Verfügung zu stellen.2 Als Adjutant

* Nachdruck aus: „Dem Ideal der Freiheit dienen, ihrer Vorkämpfer gedenken". Festgabe für Wolfgang Michalka,
hg. vom Förderverein „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte", Rastatt
2003, S. 23-32.

1 Julius Haeckel: Der Revolutionär Max Dortu. In: Potsdamer Jahresschau/Havelland-Kalender 1932, S. 41-57,
hier S. 46.

2 Über seine diesbezüglichen Spuren in den Akten vgl. Heinrich Raab: Revolutionäre in Baden 1848/49. Bio-

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