Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 144
(PDF, 58 MB)
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ser Familienüberlieferung standen, wie sich wiederum vor Ort ermitteln ließ, zum einen verschiedene
Bücher geistlichen sowie kulturgeschichtlichen Inhalts, die angeblich aus dem Besitz
des Pfarrers stammten, andererseits eine von notarieller Seite her angefertigte Abschrift
der testamentarischen Verfügungen des Erblassers. Während die soeben erwähnten Druckerzeugnisse
im Verlauf des 20. Jahrhunderts der Vernichtung anheimfielen, wurde das Gill-
mannsche Testament noch Jahrzehnte nach dem Hinscheiden des Pfarrers im Kreis der Angehörigen
aufbewahrt und rezipiert. Bereits die Tatsache, dass Hansjakobs Seitenhieb auf die
exzessive Sparsamkeit seines Priesterkollegen den Blick unwillkürlich auf die Vermögensverhältnisse
des Witticher Geistlichen lenkt, rechtfertigt meines Erachtens eine nähere Inaugenscheinnahme
dieser Archivalie. Der Text lautet wie folgt:23

Der Großh[erzogliche] Notar A. Fuchs in Freiburg24 an Sofie geb[orene] Gillmann, Ehefrau
des Cornel Merkt25 in Merdingen

Die Verlassenschaft des pensionierten] Pfarrers Benedikt Gillmann hier betreffend.

No 817 Rubrikat ist am 31. Mai 1897 gestorben. Derselbe hat einen eigenhändigen letzten
Willen hinterlassen, lautend:

Testament.

Im Namen des Vaters,26 des Sohnes und des heiligen Geistes verordne ich zur Verhütung
von Streit und Uneinigkeit bei Vertheilung meines durch unglückliche Spekulationen
geminderten Erbgutes wohlüberlegt, freiwillig, daß meine treue21 Hauserin2S Maria
Magdalena Flum29 Universalerbe30 meines Hausrathes, meiner Werthpapiere, Forde-

23 Der folgende Abdruck basiert auf Fotokopien des Originaltestaments, über dessen Entstehungsprozess der
Schlussabschnitt des Textes Auskunft gibt. Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass sich das Original
in Form eines Autographs erhalten hat (StadtAF, H 18116). Meine Edition berücksichtigt im Anmerkungsapparat
sämtliche Textvarianten, die sich aufgrund von Vergleichen mit dem Freiburger Original ermitteln ließen,
nicht aber verschiedene Abweichungen hinsichtlich der Abschnittsgliederung, die mir in der notariellen Abschrift
sinnvoller erscheint und damit die Lesbarkeit des Textes erleichtert. Meine Entscheidung, bezüglich der Absatzgestaltung
der Kopialüberlieferung den Vorzug zu geben, fiel im wesentlichen aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit
. Dies erscheint mir umso nahe liegender, als das im StadtAF aufbewahrte Autograph nicht in Form
einer redigierten Reinschrift vorliegt, sondern eher den Eindruck eines korrigierten Konzepts erweckt.

24 Im Adreßbuch der Stadt Freiburg im Breisgau für das Jahr 1897, S. 229, findet sich der Nachweis eines Notars
Fuchs Andr. unter der Adresse Kaiserstr. 56.

25 Gemäß dem Stammbaum der Merdinger Familie Hofert (siehe, Anm. 22) ein Sohn des Karl Merkt (1815-1876)
und der Brigitte Gerteisen (1820-1893). Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich im Merdinger Haus
Hochstraße 16 ein im Jahr 1895 angelegtes Waldbuch für Kornel Merkt erhalten hat, das in Form eines fragmentierten
, insgesamt 18 Papierseiten umfassenden Notizheftes den Waldbesitz des Genannten auflistet, wobei
verschiedene Nachträge darauf hindeuten, dass das Verzeichnis bis zum Jahr 1915 (Todesjahr Cornel Merkts!)
fortgeführt wurde.

26 Im Originaltext folgt nach dem Komma und.

27 Im Originaltext: treue, langjährige.

28 Gemeint ist die Haushälterin des Erblassers.

29 In der Personalakte Benedikt Gillmanns, die im EAF aufbewahrt wird, findet sich u.a. ein Beschluss des Ordinariats
Freiburg vom 12. Mai 1890, der besagt, dass dem genannten Geistlichen (auf dessen Antrag vom 27.
März 1890 hin sowie nach sorgfältiger Prüfung durch die kirchlichen Behörden) die Erlaubnis erteilt wird, die
am 23. Dezember 1850 zu Nöggenschwihl (Dorf nordöstlich von Waldshut; seit 31. Juli 1888 Wirkungsort Gillmanns
als Pfarrverweser) geborene Maria Magdalena Flum als Haushälterin einzustellen. Hieraus und aus weiteren
Schriftstücken der Akte geht außerdem hervor, dass die Genannte eine eheliche Tochter des Schreiners und
Bürgermeisters Bernhard Flum (gest. 1888) und seiner Frau Katharina Malzacher war. Ebd. lagernde Zeugnisabschriften
vom 28. März 1890 belegen (neben Gillmanns Antrag vom 27. März 1890), dass Magdalena Flum
bis zum Eintritt in Gillmanns Dienste an verschiedenen Orten (Nöggenschwiel, Tiengen, Waldshut, Aarau [Kt.
Aargau], Schinznach [Kt. Aargau] und Todtmoos) als Näherin und Köchin gearbeitet hatte, dem Dritten Orden
der Franziskaner angehörte und vergeblich versucht hatte, in einem Kloster unterzukommen. Ein Eintrag zu
einer Flum Magdalena, Privat findet sich im Adreßbuch der Stadt Freiburg im Breisgau für das Jahr 1897 (wie
Anm. 24), S. 227. Als deren aktuelle Wohnadresse wird die Scheffelstraße 5 genannt. Ebd., S. 232, findet sich

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