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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 164
(PDF, 58 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0164
mit Olshausen's Commentar126zusammen u. lassen eine Benützung des leztern erkennen,
ohne jedoch eine bloße Copie zu sein. Diesem kurzen Gutachten erlauben wir uns beizufügen
, daß allen bisherigen Wahrnehmungen zufolge Alumnus Gillmann sehr fleißig u.
voll guten Willens zu sein scheint.127

Endlich war der Weg für ein weiteres Gesuch um die Erteilung des Tischtitels frei. Der entsprechende
Antrag erging am 19. Dezember 1851 an den Großherzoglichen Oberkirchenrat,
der am 30. Dezember beschloss, daß wir für dieses Mal die Prüfung als giltig annehmen wollen
und zur Aufnahme desselben in den Clerus des Landes unsere Zustimmung ertheilen.128 Die
Tischtitelsurkunde datiert vom gleichen Tag und ebnete Gillmann nun endgültig den Weg zum
Priesteramt.129

Gillmann und das Geld - wie unsere Recherchen immer wieder zeigten, lässt sich bereits
den frühesten erhaltenen Zeugnissen ablesen, dass finanzielle Aspekte im Leben des späteren
Pfarrers von Wittichen eine nicht unerhebliche Rolle spielten, wobei nicht zuletzt die Herkunft
aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen des Freiburger Umlandes und die zunehmend prekär
gewordene materielle Situation bereits den jungen Gymnasiasten entscheidend geprägt haben
dürften. Unterzieht man gar die vom frühesten Bittschreiben bis zum Originaltestament in
autographer Form überlieferten handschriftlichen Zeugnisse Gillmanns einer Autopsie, kann
man sich angesichts des von der Graphologie bereitgestellten Vergleichsmaterials des Eindrucks
nicht erwehren, selbst in dem über rund ein halbes Jahrhundert hinweg mit geradezu
stupender Uniformität 'durchgehaltenen' Schriftbild der unzähligen Eingaben, Anträge, Bittbriefe
usw. einen ausgeprägten Hang zur Sparsamkeit, ja Kleinlichkeit wahrzunehmen, der in
der beinahe schon zwanghaft anmutenden Ausführlichkeit - um nicht zu sagen: Akribie - auch
eher unbedeutender Schriftstücke eine konsequente Fortsetzung zu finden scheint. Die Frage,
ob und in welchem Maße sogar die chronische Erkrankung des Gillmannschen Verdauungstraktes
in diesen 'Symptomzusammenhang' einzuordnen sein dürfte,130 - die Symptomatik des
entsprechenden Charaktertyps ist von der psychosomatischen Medizin schon vor längerer Zeit
erkannt worden -, kann an dieser Stelle lediglich gestellt, nicht aber in befriedigender Weise
beantwortet werden, dienten die vorliegenden Ausführungen doch in erster Linie lediglich
einer ersten Durchsicht der archivalischen Überlieferung.

126 Hermann Olshausen, evangelischer Theologe, 1796-1839, Professor in Königsberg und Erlangen, Verfasser der
ersten vier Bände des von ihm begründeten 'Biblischen Commentars über sämtliche Schriften des Neuen Testaments
' (1830 ff.). Einführende Literatur: Deutsche biographische Enzyklopädie, Bd. 7, 1998, S. 490. Der Kommentar
zu Apg 91-42 findet sich in: Hermann Olshausen: Biblischer Commentar ueber saemmtliche Schriften
des Neuen Testaments zunaechst fuer Prediger und Studirende. Bd. 2: Das Evangelium des Johannes, die Leidensgeschichte
und die Apostelgeschichte enthaltend. Königsberg 1832, S. 664-679.

127 Personalakte.

128 Personalakte.

129 Personalakte.

130 Hierzu siehe bereits oben, wobei hinsichtlich der körperlichen Beschwerden Gillmanns noch nachzutragen
wäre, dass sich in der Personalakte mehrere Zeugnisse finden, die eine Tuberkuloseerkrankung belegen. So absolvierte
der Geistliche gemäß einem Schreiben des Dekanats Mühlhausen (südöstlich von Pforzheim) vom 14.
August 1854, das die Admissio ad curam animarum (gemeint ist die Zulassung zur Seelsorge; hierzu siehe etwa
Philipp Müller: Art. „Seelsorge". In: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 9,32000, Sp. 383-387) betrifft,
einen Kuraufenthalt in Bad Peterstal (westlich von Freudenstadt). Eine Badkur ebd. wird darüber hinaus in
einem eigenhändigen Brief Gillmanns, der vom 8. August 1854 datiert, erwähnt. Schließlich liegt uns ein am
21. August 1854 ausgestelltes Arztzeugnis vor, das den jungen Pfarrer als seit längerer Zeit leidend bezeichnet,
eine Lungentuberkulose diagnostiziert, eine mehrere Wochen dauernde Badkur verordnet und eine Versetzung
des Pfarrers in eine milde Gegend empfiehlt. Wie lange der Patient zu jenem Zeitpunkt schon leidend war, lässt
sich auf der Basis der mir zur Verfügung stehenden Unterlagen nicht exakt feststellen. Ein möglicher Zusammenhang
mit den in früheren Lebensjahren nachweisbaren Beschwerden bleibt hypothetisch.

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V


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