Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 194
(PDF, 58 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0194
gen. So könnte einer von mehreren Beweggründen für ihre Entscheidung, sich dem durch und
durch konservativ-christlichen deutschen „Freimaurer-Orden" anzuschließen, gewesen sein,
dass sie sich zuvor bereits vergeblich bei den in der Stadt arbeitenden zwei Logen „Freunde
der edlen Aussicht" sowie „Friedrich zur Treue" um Aufnahme bemüht hatten, und der FO in
Freiburg noch durch keine Tochter vertreten war; also in dieser ausweglosen Situation einer
pragmatischen Lösung den Vorzug gaben.12

Das FZAS-Kränzchen „Zum freien Geist im Süden"

Nach der Konstituierung des „Freimaurerbundes Zur Aufgehenden Sonne" (FZAS) im Sommer
1907 in Frankfurt am Main mit Sitz in Nürnberg gab es bis zum Ende desselben Jahres
im deutschen Südwesten nur eine FZAS-Gruppe in Karlsruhe, die dort eine Loge errichtet
hatte. Weiter südlich existierte lediglich die Gründungsbauhütte „Zur Freiheit und Wahrheit"
im Orient Basel,13 die sich durch Schweizer Mitglieder am 11. August 1907 außerhalb der
Reichsgrenzen etabliert hatte und dort auch die FZAS-Landesloge „Helvetia" mit später errichteten
„Kränzchen" (Gründungszellen) in Genf („Tyr"), Zürich („Uto") und Klosters/
Graubünden („Alt-Fry-Rhätien") sowie - rund zwei Jahre nach der Frankfurter Konstituierung
- in Freiburg im Breisgau gründete.

Errichtet wurde das Freiburger FZAS-Kränzchen unter dem Namen „Zum freien Geist im
Süden" am 23. Mai 1909, und sein Obmann, anscheinend mit engerer Bindung zu Basel als zu
Karlsruhe, war der „Bruder Gustav Martz, Direktor, Erwinstraße 37", aufgenommen im zweiten
Quartal 1909 mit der Bundesnummer 695 in eben der Basler Loge. Als Treffpunkt für
erste und weitere Gespräche mit Interessenten aus dem freireligiösen und freigeistigen Milieu
der Stadt, zwecks potentieller Erweiterung des Kränzchens auf eine adäquate Mitgliederzahl
zur möglichen Gründung einer Loge, hatte Martz das Freiburger Cafe Kopf in der Engelstraße
5 ausersehen. Man traf sich jeden Mittwoch um 9 Uhr abends. Gesprächsinhalte dürften gewesen
sein, auf welchem weltanschaulichen Selbstverständnis der FZAS basierte, welchen
Zweck und welche Zielsetzungen er verfolgte und wie er zu den drei in Freiburg etablierten
Logen stand, die bereits drei deutsche freimaurerische Lehrsysteme repräsentierten, nämlich
das der vergleichsweise liberalen Bayreuther Großloge „Zur Sonne"; das altpreußisch-christ-
liche der Berliner Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln"; und das zweite Berliner
altpreußisch-christliche, das im Ort erst zwei Jahre zuvor errichtete des „Freimaurer-
Ordens".

Das übliche Informationsmaterial wird Martz an die Interessenten gewiss weitergegeben
und auch mit ihnen erörtert haben. So lautete ein Text ab dem Herbst 1905 in damals noch
„Aufruf genannten Anzeigen zur Gründung des FZAS in der „Wochenschrift zur Förderung
der monistischen Vernunfts-Religion", dem Periodikum „Freie Glocken": „Die alten Freimaurerlogen
waren früher eine Zufluchtstätte aller religiös-freiheitlich gesinnten Männer gegenüber
der Verfolgung und dem Hasse der römischen Kirche. Sie haben jedoch mit der Entwicklung
auf religiösem Gebiet nicht Schritt zu halten vermocht. Festgelegt in alte und veraltete
Traditionen huldigen sie noch heute dem starren Bibelglauben, die Bibel selbst darf als
eines ihrer drei , Lichter' auf keinem Altare fehlen, ihre Eide und Gelöbnisse werden auf die
Bibel abgelegt, ihre Lieder, Reden und Sprüche könnten zum größten Teil ebenso gut in jedem

12 Die Aufarbeitung der Geschichte der noch heute als FO-Loge „Zu den drei Tannen im Schwarzwald" existierenden
Bauhütte bleibe ihren Mitgliedern überlassen. Nach Kenntnis d. Verf. wurde aus dieser Zeit bislang nur
ein Dokument veröffentlicht, und zwar als faksimilierte Abbildung des Festprogramms der Loge „Humanitas zur
Freien Burg" anlässlich ihrer Johannisfeier am Sonntag, den 3. Juli 1904, „im kleinen Saal der Harmonie" auf
der (unpaginierten) Seite 45 der 1984 in einem freimaurerischen Selbstverlag herausgegebenen „Festschrift. 200
Jahre Freimaurer in Freiburg im Breisgau".

13 Mebes, Basler Zs. 97 und 98 (wie Anm. 3).

194


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0194