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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 198
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kum Zutritt hätte. Zugleich übermittelte er der Öffentlichkeit eine Botschaft des Präsidenten
des Internationalen Friedensbüros Bern, des belgischen Senators La Fontaine, an die Mitglieder
der „Union internationale des Societes de la Paix", wonach alle Menschen „eine einheitliche
Front [...] im Kampfe gegen die traditionelle Politik des Hasses, des Wettstreites und des
Todes" bilden müssten. Und kurz nach Pfingsten, am Dienstag, den 25. Mai, berichteten sowohl
die „Basler Nachrichten" als auch das Morgenblatt der örtlichen „National-Zeitung" -
letztere auf der Titel- und Folgeseite - in mehrspaltigen Beiträgen sehr ausführlich über den
zweitägigen Kongress mit rund siebzig Vertretern internationaler Friedensgesellschaften auch
aus den Niederlanden, Norwegen und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, und sie gingen
des Weiteren auf die Abschlusskundgebung am Sonntagabend im Basler Münster ein. Dabei
hatte die deutsche Seite für das Wochenende als Hauptredner Professor Ludwig Quidde aus
München entsandt. Aus Deutschland anwesend waren außerdem mindestens Richard Bloch
von der Freiburger Gruppe „Breisgau" und ein Logenbruder Alfred Bondy-Berlin von der Hannoveraner
FZAS-Bauhütte „Sachsenroß"; ob als Delegierte oder als Zuhörer auf der Tribüne,
konnte noch nicht ermittelt werden. Gewiss ist, dass Bloch dort Gaston Moch von der Grande
Loge de France traf, weiteren Meinungsaustausch mit ihm vereinbarte und so den Zugang des
FZAS auf die internationale freimaurerische Bühne einleitete.18

Die Rolle der Ortsgruppe „Breisgau" als initiativ gewordene Instanz in den freimaurerisch-
pazifistischen Bemühungen des FZAS hatte bis gegen Jahresende rege Aktivitäten zur Folge,
und ihrem Antrag entsprechend konnte sie nach eingehender Vorberatung und Vorbereitung sowie
Genehmigung durch den Bundes-Vorstand - bei Mithilfe der Mannheimer Mutterloge -
am Sonntag, den 19. Dezember 1920, als nunmehrige Loge „Zur Brudertreue" konstituiert
werden. Der anschließenden Feier unmittelbar vorausgegangen war unter der Leitung des
Stuttgarter Logenmitglieds Curt Floericke19 die Initiierung von 14 „Suchenden", darunter eines
Mannes, der bereits einer regulären „Altloge" angehört und sich von ihr aus Gewissensgründen
getrennt hatte. Gäste waren angereist aus Dresden, Mannheim und Stuttgart. Teilgenommen
an den Festlichkeiten mit einem Konzert örtlicher Künstler haben unter anderem drei
leitende Freiburger Vertreter des Internationalen Odd-Fellow-Ordens (I.O.O.F.) als Weitervermieter
der nun endgültig zum Logenheim erkorenen dritten Etage im Haus der Bäckerinnung,
Sedanstraße 22 (Abb. 2). Die Stadt Freiburg war damit kurz nach dem Ersten Weltkrieg Sitz
von vier Obedienzen und freimaurerischen Lehrsystemen zwischen national und christlich-
rechtskonservativ bis international und freigeistig linksliberal geworden. Viele Vorurteile der
Öffentlichkeit, die zumeist nur von der Freimaurerei überzeugt sein zu müssen glaubte,
ließen sich damit grundsätzlich widerlegen, wenn sie sich denn ernsthaft dafür interessierte.20

Die folgenden Jahresberichte des Bundessekretariats erlauben einen Einblick nicht nur in
die Mitgliederentwicklung der Freiburger FZAS-Loge, sondern auch in ihre Aktivitäten. So
wurden für die Zeit bis zum Ende des Maurerjahres 1920/21 - ein solches endet stets am

18 Mebes, Schau-ins-Land 121 (wie Anm. 3).

19 Dr. Kurt Floericke, im Ersten Weltkrieg im Stab von v. Mackensen in Rumänien, war beruflich sehr eng mit der
Franckschen Verlagshandlung in Stuttgart sowie mit „Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde" verbunden, die
in einer Zeit des aufkommenden populärwissenschaftlichen Naturkundeinteresses Mitte 1912 reichsweit schon
100.000 Mitglieder zählte. Floericke schrieb zahlreiche naturkundliche, vor allem ornithologische Abhandlungen
und Monographien. Seine Biographie ist seitens des Verf. in Vorbereitung.

20 In der heutigen Weltfreimaurerei gibt es drei Lager: das von England (der Mutter-Großloge von 1717) dominierte
konservativ-liberalistische, das in Skandinavien und teilweise Deutschland etablierte christliche sowie das
von Frankreich dominierte progressive Lager. In etlichen Ländern, so auch in Frankreich oder in Belgien, Chile,
Italien usw. existieren beide Lager nebeneinander, deren eine (konservative) Seite sich der dritten verschließt,
während die progressive Seite für Besucher der beiden anderen Lager stets offen ist. Zwischen der ,englischen'
und skandinavischen' Seite einerseits und der französischen' andererseits existiert seit 1877 ein Schisma mit
der Konsequenz der Nichtanerkennung der letzteren seitens des englisch-skandinavischen Lagers und seinem
Besuchsverbot bei den betreffenden französischen Freimaurerlogen.

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