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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 200
(PDF, 58 MB)
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lingen. Bei diesem Bestand an zahlenden Mitgliedern war die finanzielle Situation der
Bauhütte nach den zwei Jahren ihrer Existenz relativ ausgeglichen, und doch schien sie auf die
Hilfe ihrer Mannheimer Mutterloge angewiesen zu sein, die ihr im Sommer 1922 einen Betrag
von 7.000,- Mark auf die Dauer von zehn Jahren unkündbar überließ. Die Freiburger verpflichteten
sich, „das Kapital mit 5 % halbjährlich zu verzinsen" und die Zinsen ab dem 1. Februar
1923, ferner am 1. August 1923 und so fort nach Mannheim zu überweisen. In einem
zweiten Brief mit gleichem Tagesdatum (18. Juli 1922) bedankten sich Stuhlmeister Richard
Bloch und sein Schriftführer Albert Walter bei derselben Loge für die Überlassung eines Harmoniums
(Abb. 3).21

Überliefert ist aus dem Jahresbericht bis Juni 1922 überdies folgende Protokollnotiz: „Ohne
viel Aufhebens wurde im letzten Jahre eine Anzahl unserer Brüder veranlasst, mit Hilfe der
Parteien, kulturpolitischer Vereine etc. angebotene öffentliche Ämter als Gemeinderäte, Bezirksräte
, Ehrenämter im staatlichen oder kommunalen Dienst sowie leitende Ämter in Vereinen
etc. anzunehmen, um hier im Sinne unserer Ideen zielbewusst und fruchtbar zu wirken.
Durch Vermittlung einzelner unserer Brüder fanden im abgelaufenen Jahr in verschiedenen
oberbadischen Städten große öffentliche Versammlungen statt, in denen durch Redner von
Weltruf für den pazifistischen Gedanken geworben wurde. An etwa 17 Gästeabenden versammelten
wir um uns eine beträchtliche Zahl führender Intellektueller des Breisgaus, die sich fast
ausnahmslos an der auf unsere Vorträge folgenden Aussprache fleißig beteiligten. [...] Am
Ende unseres Arbeitsjahres sahen wir wiederholt hervorragende Mitglieder der französischen
Freimaurerei bei uns als willkommene Gäste. [...] Nie schlugen unsere Herzen höher vor Begeisterung
[...], (da) Bruder Cauwel (aus Paris) [...] die Aufgaben, die die französischen Brüder
sich zur Paziflzierung unserer beiden Nationen gestellt haben, auseinander setzte! Wir alle
hatten das Gefühl, [...] dass mit diesen Stunden [...] der Wendepunkt der deutschen Freimaurerei
nach aufwärts erreicht ist." Und aus einem vertraulichen Vierteljahresplan vom 1. Januar
1923 erfahren wir an konkreten Vortragsthemen der Mitglieder unter anderem für den 15.1.
„Die Weltanschauung des FZAS (2. Teil)", für den 29.1. „Der Erlösungsgedanke", für den

26.2. „Die Moral in der Politik", für den 12.3. „Der faustische Gedanke in der Freimaurerei",
für den 19.3. „Wie stärken wir den Toleranzgedanken in der Jugendbewegung?" und für den

26.3. „Die freimaurerischen Gedanken in Nietzsches ,Zarathustra"\ Spätere Vörtragsthemen
lauteten „Innere Mission", „Vom Lehrling zum Gesellen", Vom Gesellen zum Meister", „Freimaurerische
Formen", „Die Rosenkreuzer und das Freimaurertum", „Arbeiterschaft und Friedensfrage
", „Der geringe Erfolg in der Kirchenaustrittsbewegung", „Die böhmischen Brüder",
„Menschenkenntnis als Grundlage einer gesunden Volkswirtschaft", „Kirche und Kunst"
sowie „Sittliche Wirkungen der Kunst", die ebenfalls die Freiburger Mitglieder vorbereitet
hatten.

Im Juni 1923 schließlich betrug die tatsächliche Mitgliederzahl 46 Brüder. Als Bücherwart
neu in den Beamtenrat gewählt wurde Karl Andelfinger, Kaufmann aus Emmendingen; in den
Ehrenrat Alfred Kramer (Stellvertreter Friedrich Läubin); Beisitzer Carl Eccard (Stellvertreter
Carl Mayer, Hauptlehrer aus Reute) und Reinhard Groß (Stellvertreter Wilhelm Heim, Ziseleurmeister
aus Lörrach). Bis Juni 1924 war die Mitgliederzahl auf 53 angewachsen, darunter
war ein Bruder, Stefan Meier aus Unterlinden, Reichstagsabgeordneter, und andere führend in
diversen Ortsgruppen des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" aktiv. Nach Angaben im Oktoberheft
1924 der Bundeszeitschrift „Sonnenstrahlen" setzte sich dann der neue Beamtenrat folgendermaßen
zusammen:

21 Dieser Brief mit den beiden Unterschriften (sowie zahlreiche weitere Briefe des ersten Freiburger FZAS-Stuhl-
meisters im Besitz d. Verf.) hat insofern einen besonderen historischen Wert, als das Leben Richard Blochs, geboren
„28.6.87 in Freiburg", zwei Dekaden nach diesen Ereignissen mit „Verschollen - Auschwitz" endete. Man
vergleiche hierzu den Teil III dieser Arbeit in Schau-ins-Land 123 (2004).

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