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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 212
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len, den Fortbestand der Simultanschule als christlicher Gemeinschaftsschule mit konfessionellem
Religionsunterricht unter Aufsicht des Klerus zu sichern. Dagegen waren für die Universität
Freiburg sogenannte „Konkordatslehrstühle" (W. Hug) eingeplant, auf welche nur Katholiken
berufen werden durften. Um sich den Rückhalt in der Fraktion zu sichern, entschied
sich die badische SPD-Führung für einen außerordentlichen Sonderparteitag im November
1932, ließ abstimmen und musste erfahren, dass hier das Konkordat die Ablehnung erfuhr. Die
Partei trat daraufhin aus der Regierungskoalition aus. Im Landtag gelang dessen Annahme in
erster Lesung schließlich nur deshalb, weil bei Stimmengleichheit des Zentrums, der Deutschen
Volkspartei und der Wirtschaftspartei mit dem Restvotum der Stichentscheid des Vorsitzenden
den endgültigen Ausschlag gegeben hatte.

Rolf Gustav Haebler meldete sich nach diesem Ereignis im Januarheft 1/1933 der genannten
Bundeszeitschrift ein letztes Mal. Indem er die politisch wesentlichen Punkte im (endgültig
am 11. März 1933 ratifizierten) Konkordatsvertrag, die sich auf die Schule bzw. auf den
Religionsunterricht beziehen, eingehend erläuterte und auch die Bedenken der „Arbeitsgemeinschaft
sozialdemokratischer Lehrer Badens" dazu leicht gekürzt im Wortlaut wiedergab,
schloss er seine dreiseitigen Ausführungen mit der folgenden Mahnung: „Im Landtag wurden
[...] bei vollbesetztem Haus die Verträge angenommen - freilich nur durch Stichentscheidung
des Landtagspräsidenten in der ersten und mit einer (durch Fehlen bürgerlicher Abgeordneter
verursachten) Mehrheit von 2 Stimmen in der zweiten Lesung. Das ist eine sehr schmale Basis
, die nicht machtpolitisch zu rechtfertigen ist. Aber das ist nicht das Wesentliche. Dieser
Kampf beweist, dass das badische demokratische Linkszentrum' eine Legende ist. Die konterrevolutionäre
Situation ist offenbar. Baden liefert zum Vormarsch der Restauration einen
neuen, ganz eindeutigen Beitrag: diese Reaktion ist nicht nur verfassungsfeindlich, nicht nur
antipazifistisch, sie ist und wird mehr und mehr kulturelle Reaktion sein. Darüber sollte sich
auch die Freimaurerei ganz klar werden. Aber da ein sehr großer Teil der deutschen Großlogen
selbst kulturell reaktionär geworden ist, so bleibt auch hier die Aufgabe des FZAS bestehen;
ja, sie wird immer aktueller, immer dringender, und die geistige und aktivistische Linie des
Reformfreimaurertums erfährt immer größere Rechtfertigung durch die antikulturelle Entwicklung
Deutschlands" (S. 21).

Die Äußerungen des Logenbruders Haebler - formuliert wenige Wochen vor der sogenannten
„Machtergreifung" der Nationalsozialisten - verraten noch ein wenig Hoffnung, zumindest
kämpferische Entschlossenheit. Den Mitgliedern der Freiburger FZAS-Loge „Zur Brudertreue
" war danach ganz und gar nicht mehr zumute. Bereits gegen Ende des Jahres 1932 gaben
sie ihr Logenheim im Stadtgarten-Restaurant mit dessen neuem Pächter Max Weik auf und
tagten nun in einem Clubzimmer des (ebenfalls Wilhelm Trescher gehörenden) „Wiener
Cafes" in der Kaiserstraße 25a. Anfang April 1933 schließlich löste sich der FZAS für das Gebiet
des Deutschen Reiches ganz auf.

Im folgenden und letzten Teil III dieser Arbeit wird die Struktur der in Freiburg wirkenden
Logenmitglieder und das Schicksal von einigen von ihnen in der Emigration oder den Konzentrationslagern
beschrieben.27

27 Mein herzlicher Dank gilt nach wie vor den französischen Archivaren Pierre Mollier und Francois Rognon nebst
Mitarbeitern in Paris sowie bezüglich neuester Dokumentenfunde und sonstiger Unterstützung meiner Forschungsarbeit
in Zürich Jörg Berger, Willy Gantner, Alexander Weber und Michael G. Winkler. Last not least
auch Herrn Dr. Ulrich P. Ecker, Stadtarchiv Freiburg.

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