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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 213
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0213
Das Freiburger Studienseminar und die
Gymnasiallehrerausbildung in Baden (Teil I)

Von

Wolfgang Günter

Dem Freiburger Studienseminar
zu seinem 75-jährigen Bestehen.

Die Kunst zu lehren ist eine große und schwere Kunst. Sie ist nicht das Werk der bloßen Natur
oder des Zufalls, sie ist das Resultat mehrjähriger Übung und Erfahrung, die jedoch immer
besondere natürliche Anlagen voraussetzt.1 Friedrich Gedike, der diese Sätze 1790 schrieb,
wusste, wovon er sprach: Als Direktor des Friedrichswerderschen Gymnasiums zu Berlin hatte
er 1787 auf Geheiß des Preußischen Unterrichtsministeriums mit dem Aufbau eines Semina-
riums begonnen, das in einem vierjährigen Kursus Universitätsabsolventen zu Lehrern ausbilden
sollte.2 Gedikes Schöpfung wurde zum Urbild der heutigen Seminare für die Kandidaten
des höheren Lehramtes.3 Sie gehört zu jenen Reformen vor der Reform, mit denen Preußen
sein Bildungswesen seit dem Ende des 18. Jahrhunderts schrittweise und aus dem Geist der
Aufklärung heraus erneuert hat.

Es sollte allerdings bis zum Jahre 1890 dauern, ehe Preußen das Konzept von Gedike zum
flächendeckenden Leitbild seiner Gymnasiallehrerausbildung machte. Zwar hatte Preußen
bereits 1810 mit dem Examen pro facultate docendi ein wissenschaftliches Staatsexamen für
alle Lehramtskandidaten eingeführt. Und 1826 hatte es ein Probejahr eingerichtet, in dem die
Kandidaten durch Hospitation und eigene Unterrichtsversuche das pädagogische Handwerk
erlernen sollten. Aber erst 1890 führte Preußen als Reaktion auf immer lauter gewordene
öffentliche Forderungen4 ein zusätzliches Seminarjahr vor dem Probejahr ein. Über 70 neue
Gymnasialseminare sollten hinfort bis zu acht Kandidaten durch geordnete theoretische Unterweisung
in der Unterrichts- und Erziehungslehre ... sowie durch Darbietung vorbildlichen
Unterrichts und Anleitung ...zu eigenen Unterrichtsversuchen für das nachfolgende Kandidatenjahr
qualifizieren.5 Dem dienten wöchentliche pädagogische Besprechungen grundsätzlicher
Fragen der Pädagogik und Didaktik sowie gezielte Einführungen in alle wichtigen
Aspekte von Schule und Unterricht. Eine schriftliche Arbeit über ein didaktisches oder pädagogisches
Problem - aber noch keine Prüfung im eigentlichen Sinne - schloss das Seminarjahr

1 Friedrich Gedike: Ausführliche Nachricht von dem mit dem Friedrichswerderschen Gymnasium verbundenem
Seminarium für gelehrte Schulen [1790]. In: Hans Heinrich Mandel: Geschichte der Gymnasiallehrerbildung
in Preussen-Deutschland 1787-1987 (Historische und Pädagogische Studien 14). Berlin 1989, S. 233.

2 Vgl. Mandel (wie Anm. 1), S. 7-25; Klaus Schaffner: Die Gründung des Gymnasiallehrer-Seminars am Friedrichswerderschen
Gymnasium in Berlin durch Friedrich Gedike vor 200 Jahren. In: Zeitschrift für Pädagogik 34,
1988, S. 839-860; Karl-Ernst Jeismann: Das preußische Gymnasium in Staat und Gesellschaft. Die Entstehung
des Gymnasiums als Schule des Staates und der Gebildeten 1787-1817. Stuttgart 1974, S. 101 f; 191 f.

3 So bereits Eduard Spranger: Wilhelm von Humboldt und die Reform des Bildungswesens. Berlin 1910, S. 219.

4 Die Forderungen steigerten sich während der 80er-Jahre im Rahmen der sogenannten Überbürdungsdiskussion,
die wiederum gegen die rigorose Strenge der traditionellen höheren Schule Front machte, vgl. Hartmut Titze:
Lehrerausbildung und Professionalisierung. In: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Bd. 4. Hg. von
Christa Berg. München 1991, S. 348.

5 Mandel (wie Anm. 1), S. 48 f.

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