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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 219
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Sprache mit den Schulleitern wählte er sodann aus deren Kollegien qualifizierte einführende
Lehrer, so zum Beispiel Leo Wohleb34 vom Berthold-Gymnasium, der später als Staatspräsident
(Süd-) Badens zu politischer Prominenz gelangen sollte. Die acht Referendarinnen, die
wiederum nur in Mädchenklassen unterrichten durften, überwies er dem Mädchen-Realgymnasium
(heute Goethe-Gymnasium) zur Ausbildung in allen Fächern, so dass dort eine Art Filiale
des allgemeinen pädagogischen Seminars entstand. Der Seminarleiter sah sich veranlasst,
dem Ministerium gegenüber die Bestallung einer einführenden Lehrerin eigens zu begründen:
Daß eine Lehrerin (die angesehene Dr. Johanna Kohlund) unter den einführenden Lehrern ist,
entspricht meiner Absicht, die besonderen weiblichen Belange des Vorbereitungsdienstes
durch eine Dame vertreten zu lassen.

Zusammen mit den einführenden Lehrern formulierte Dr. Martin sodann eine Reihe von
Ausbildungsrichtlinien, so für das Hospitieren bei den einführenden Lehrern und ihren Fachkollegen
, für den Unterricht der Referendare und dessen systematische Auswertung, für die
Thematik und Gestaltung der Seminarsitzungen. Die Ausbildungsordnung selbst hatte keine
Seminare für die einzelnen Fachdidaktiken vorgesehen. Die vom Philologenverein veranlasste
Korrektur hatte solche zumindest nahe gelegt. Und Dr. Martin war Praktiker genug, um zu wissen
, dass sich Unterricht nur von konkreten Fächern und nicht von einer wie immer gearteten
Unterrichtstheorie her erschließt.

Die Fachdidaktiksitzungen sollten gehaltenen Unterricht analysieren, kommenden Unterricht
vorbereiten, vor allem aber die theoretischen Fragen des Faches systematisch und möglichst
im Anschluss an die Praxis behandeln... . Hierfür stellen die einzelnen einführenden
Lehrer besondere Pläne auf die mit dem Seminarleiter durchgesprochen werden. Besonderen
Wert legte Dr. Martin darauf, dass die Lehramtsreferendare durch kleinere und gelegentlich
größere Referate zu lebendiger Mitarbeit herangezogen werden. Diese Selbsttätigkeit der
Lehramtsreferendare, als Beispiel wohlverstandenen Arbeitsunterrichts, und die ausgiebige
und ungezwungene Aussprache aller Beteiligten gibt diesen Sitzungen den Charakter fördernder
Arbeitsgemeinschaften. Über die fachdidaktischen Sitzungen sollte Protokoll geführt
und das Protokollbuch regelmäßig dem Seminarleiter vorgelegt werden. Weitere Pflichten der
einführenden Lehrer waren die Betreuung und Bewertung der schriftlichen Arbeiten, die Bewertung
der Probelektionen und eine umfassende schriftliche Gesamtbeurteilung der Referendare
gegen Ende des dritten Ausbildungshalbjahres. Die einführenden Lehrer unterstanden
in allen Ausbildungsfragen dem Seminarleiter, blieben aber im Hauptamt ihren jeweiligen
Schulen zugeordnet. Als Ausgleich für ihre zeitraubende Tätigkeit erhielten sie eine Unterrichtsreduktion
von zwei bis drei Wochenstunden35 sowie die Aussicht auf eine bevorzugte
Beförderung in höhere Gehaltsgruppen.36 Die neue Ausbildung hatte also möglichst kostenneutral
zu sein.

Am 25. Januar 1929 nahm das pädagogische Seminar von Freiburg seinen Dienstbetrieb auf.
Am 16. März übersandte Dr. Martin dem Ministerium die letzten Ausbildungspläne der einführenden
Lehrer. Damit, so schloss sein Begleitschreiben, ist die Errichtung des Pädagogischen
Seminars in Freiburg im Wesentlichen vollendet?1

In den Freiburger Ausbildungsplänen findet sich weniger der Versuch, eine Einheit der Bildung
in der Vielfalt der Fächer zu begründen, wie dies Dr. Ott vorgeschwebt hatte und wie er
dies an seinem Karlsruher Seminar zu verwirklichen suchte. Das Freiburger Begriffsrepertoire

34 Leo Wohleb wurde allerdings bereits 1930 als Direktor nach Donaueschingen berufen. Zu seiner Biographie vgl.
neuerdings Hans Schadek/Volker Ilgen/Ute Scherb: Ein badisches Leben. Leo Wohleb 1888-1955 (Stadt und
Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg im Breisgau 19). Freiburg 2002.

35 Schreiben des Kultusministeriums an die Stadt Freiburg vom 12.6.1930. In: GLA 235/35564.

36 Schreiben des Kultusministeriums vom 11.5.1930. In: GLA 235/39730, sowie vom 5.7.1932. In: GLA
235/42363.

37 GLA 235/39730.

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