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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 222
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provinz46 bereits erfolgreich erprobt hätten. Danach sollten Lehrer anderer Schulen die praktische
Ausbildung der Referendare übernehmen, während sich die bisherigen einführenden
Lehrer auf den Unterricht in Fachdidaktik und auf Unterrichtsbesuche bei ihren Referendaren
zu konzentrieren hätten. Ein Vorteil dieser Lösung sei außerdem, dass dadurch das Seminar
in Zukunft mehr Referendare aufnehmen könne. Bei den Referendaren machte Dr. Martin
ebenfalls gewichtige Probleme aus: Manche litten offenbar schwer unter finanziellen Sorgen.
Die dadurch verursachten Depressionszustände und die Notwendigkeit, vielen Privatunterricht
zu erteilen, ... waren dem Vorbereitungsdienst jedenfalls nachteilig. Abschließend kam
der sonst so zurückhaltende Dr. Martin auch auf seine persönlichen Probleme mit der neuen
Ausbildung zu sprechen: Die Arbeit des Seminarleiters in diesem ersten Jahre war kaum zu
leisten und könnte im nächsten Jahr in gleichem Umfange nicht mehr gemacht werden. Es ist
jedoch anzunehmen, daß sie im kommenden Jahre etwas leichter sein wird, da nun ein Überblick
gewonnen und wichtige Richtlinien erarbeitet sind. Trotz allem aber verursacht dies Nebenamt
eine riesige Belastung. Letzteres konnte Ministerialrat Dr. Armbruster, der im Frühjahr
1931 wiederum als Regierungsbeauftragter die mündliche Prüfung in Freiburg leitete, aus
eigener Anschauung bestätigten.47

Die erste Reaktion auf den Bericht von Dr. Martin erfolgte bereits im Februar 1930. Das Ministerium
teilte mit, dass das Finanzministerium den Betrag von 40.000 RM für Unterhaltszuschüsse
an Referendare freigegeben habe, die nach Bedürftigkeit und Leistung zu verteilen
seien. Von den landesweit 74 Referendaren sollten immerhin 61 monatliche Gratifikationen
zwischen 20 und 75 RM erhalten.48 Wenig später übernahm das Ministerium auch den Vorschlag
, die Funktionen des einführenden Lehrers zu entflechten und die Referendare über alle
Schulen des Ausbildungsortes zu verteilen. Die bisherigen Amtsinhaber, die die fachdidaktische
Ausbildung ihrer Fachgruppe leiteten, wurden in der Folge nach preußischem Vorbild
Fachleiter genannt,49 während sich bei den Lehrern, die die schulpraktische Ausbildung an den
Ausbildungsschulen betreuten, die Bezeichnung Mentor durchsetzte.

Im Dezember 1929 wies das Ministerium dem Freiburger Seminar wieder 24 Referendarinnen
und Referendare zu, die ihren Vorbereitungsdienst im Januar 1930 antraten. Damit begann
die Ausbildung am pädagogischen Seminar Freiburg in Routine überzugehen.

In die Freude über die gelungene Premiere mischte sich alsbald bitterer Wermut: Das Ministerium
teilte im März 1930 allen Seminaren mit, dass für die frisch ausgebildeten Assessoren
keine freien Stellen bereitstünden, so dass man sie nicht als Beamte übernehmen könne. Man
stelle jedoch allen geeigneten Absolventen anheim, zunächst als freiwillige Hilfsarbeiter bis
zu sechs Wochenstunden unentgeltlich zu unterrichten.50

Damit war die Anstellungskrise der Zwischenkriegszeit in Baden angelangt.51 In der Folge
stiegen die Referendarzahlen am Freiburger Seminar stetig an. Betrug die Zuweisungsquote

46 Vgl. dazu Mandel (wie Anm. 1), S. 81-92.

47 Bericht vom 10.4.1931: Die Arbeit des Seminardirektors ist in Freiburg ganz außergewöhnlich groß; sie hat nur
bewältigt werden können, weil Dr. Martin eine bewundernswerte Arbeitskraft besitzt und über eine hervorragende
Erfahrung als Schulmann verfügt. In: GLA 235/39730.

48 Erlass vom 21.2.1930. In: GLA 235/42368.

49 Clausing (wie Anm. 40) wusste 1931 zu berichten: Nunmehr ist beabsichtigt, die Fachleiter allmählich in planmäßige
Funktionsstellen überzuführen. Damit bahnte sich die in die Gegenwart führende Entwicklung an, die
das Seminar als ein Kollegium von Seminarleiter und Fachleitern versteht.

50 Runderlass vom 20.3.1930. In: GLA 235/39730. Allerdings hatte das Ministerium bereits im Februar 1929 bekannt
gegeben, dass künftig Lehramtsassessoren nur noch nach Bedarf und nach den Leistungen im ersten und
zweiten Examen eingestellt würden. Vgl. Amtsblatt 1929, S. 17.

51 Vgl. dazu Hartmut Titze: Der Akademikerzyklus. Historische Untersuchungen über die Wiederkehr von Überfüllung
und Mangel in akademischen Karrieren. Göttingen 1990, besonders S. 95-106 sowie Axel Nath: Die
Studienratskarriere im Dritten Reich (Sozialhistorische Untersuchungen zur Reformpädagogik und Erwachsenenbildung
8). Frankfurt 1988, S. 35-176.

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