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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 234
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mine, um Sport und Sportlehrgänge drehten, ragt nur ein einziger individueller Vermerk hervor
: ein Antrag Dr. Ganters um einen ministeriellen Obulus für ein jährliches Treffen von Referendaren
und Fachleitern zu einem einfachen Abendtisch, um unsere jungen Amtsgenossen
in rein menschlicher Umgebung kennenzulernen.™ Dieser Versuch, den öden Schematismus
der zentral gelenkten Amtsvorgänge aufzulockern, kontrastiert merkwürdig mit dem zunehmenden
politischen Druck, dem sich die Referendare ausgesetzt sahen. So mahnte das Ministerium
die Seminarleitung bei der Zuweisung neuer Referendare im Januar 1939, diese noch
einmal besonders auf die Notwendigkeit des aktiven politischen Einsatzes in der Partei oder
deren Gliederungen aufmerksam zu machen. Ohne aktive politische Betätigung kommt eine
spätere Übernahme in den höheren Schuldienst nicht in Frage.139 Verstärkt wurde dies mit intensiveren
Kontrollen: Mit Schreiben vom 16. März 1939 forderte das Ministerium die Referendare
beispielsweise auf, ihre Wohnadressen seit dem 1. Januar 1932 anzugeben sowie das
Datum, an dem sie der Partei oder ihren Gliederungen beigetreten sind.140

Der Ausbruch des Krieges verlängerte zunächst die Sommerferien und unterbrach damit die
Ausbildung. Später störte er durch die häufige Einberufung von Referendaren zum Wehrdienst
.141 Rasch begannen aber neue Herausforderungen die dienstliche Aufmerksamkeit auf
sich zu ziehen. Vom November 1940 bis Ende 1941 fanden am Freiburger Seminar Umschu-
lungskurse für elsässische Gymnasiallehrer statt.142 Dem Seminar wurden zudem immer häufiger
elsässische Referendare zur Ausbildung zugewiesen. Badische Direktoren - so auch Dr.
Ganter143 - sahen sich vorübergehend in das Elsass abgeordnet, um dortige Gymnasien in das
deutsche Bildungssystem überzuleiten. Dem zusätzlichen Bedarf an Gymnasiallehrern suchte
das badische Kultusministerium - das nach der Annexion des Elsass auch für dessen Bildungswesen
verantwortlich war und seit 1942 in Straßburg residierte - dadurch abzuhelfen,
dass es jene Lehrerinnen und Lehrer für den höheren Schuldienst aktivierte, die es 1934 in den
Volksschuldienst abgedrängt hatte.144 Seit dem November 1942 fanden die Assessorenprüfungen
der badischen Seminare nicht mehr in Karlsruhe sondern in Straßburg statt. Gleichzeitig
begann das Ministerium, ein weiteres Studienseminar in Straßburg aufzubauen.145

Während des Jahres 1940 warf dann die vom Reichserziehungsminister Rust bereits 1938
angekündigte Ausbildungsreform ihre Schatten voraus. Die Ordnung des Vorbereitungsdienstesfür
das Lehramt an Höheren Schulen im Deutschen Reich146 selbst trat am 27. Dezember
1940 in Kraft. Sie verkürzte das Referendariat auf ein Jahr, nannte die pädagogischen Seminare
reichsweit in Studienseminare um und erhob sie zu eigenständigen, siegelführenden Behörden
(§ 9) mit einem hauptamtlichen Seminarleiter, den wiederum der Reichserziehungsminister
ernannte (§ 10). Neben seinen Leitungsaufgaben kam dem Seminarleiter der Unterricht
in der pädagogischen Arbeitsgemeinschaft zu, die das Gefühl für die erzieherische
Verantwortung ... fördern und... festigen sollte, die nur innerhalb der nationalsozialistischen
Weltanschauung erfaßt und erlebt werden kann (§ 19). Für die unterrichtliche Schulung waren
die Fachleiter, erfahrene Schulmänner, zuständig, die auf Vorschlag des Seminarleiters be-

•38 Schreiben vom 8.3.1939; ablehnender Bescheid vom 8.5.1939. Beides in: GLA 235/35457.
139 Schreiben vom 9.1.1939. In: GLA 235/39792.
'40 In: GLA 235/39792.

141 Schreiben von Dr. Ganter an das Kultusministerium vom 9.1.1940. In: GLA 235/35457.

142 Schreiben des Kultusministeriums vom 13.2.1941. In: GLA 235/35457.

143 Schreiben des Ministeriums vom 27.7.1940. In: GLA 235/20204.

144 Vgl. Aktennotiz vom 14.11.1940. In: GLA 235/42373 und den Erlass vom 12.12.1940. In: GLA 235/39792.

145 Vgl. GLA 235/42373. Am 20.11.1943 berichtete Dr. Seeger, Seminarleiter von Straßburg, dass an seinem Seminar
inzwischen Ausbildungsmöglichkeiten für Deutsch, Geschichte, Erdkunde, neuere Sprachen und Leibesübungen
bestünden, dass aber die Besetzung der übrigen Fachgruppen bislang an der durch die Kriegsverhältnisse
bedingten Lehrerknappheit gescheitert sei. In: GLA 235/42363. Im August 1943 nahmen erstmals
Straßburger Referendare an der badischen Assessorenprüfung teil. In: GLA 235/35457.

146 Amtsblatt des Reichsministeriums 7,1941, S. 13-19.

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