Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 259
(PDF, 58 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0259
dersetzen musste. Besondere Bedeutung kam dabei dem meist spannungsgeladenen Verhältnis zum nahe
gelegenen Freiburg i.Ü. zu - es war nur knapp 30 km Luftlinie entfernt - , dessen Entwicklung eine ähnliche
Dynamik wie Bern aufwies. Dagegen war das schon deutlich entferntere und schwächere Solothurn
ein vergleichsweise ungefährlicher Gegenspieler.

Die inhaltliche Breite dieses Kapitels vermeidet bewusst eine zu sehr auf Bern zentrierte Darstellung.
Zugleich deckt sie damit Aspekte ab, die im Band über das 15. Jahrhundert etwas zu summarisch abgehandelt
worden waren.

Das folgende Großkapitel „Bern - die Stadt" wendet den Blick wieder auf die innerstädtischen Verhältnisse
(Wirtschaft, Gesellschaft, innerstädtische Politik). Bemerkenswert ist, dass auch Bern im 14.
Jahrhundert keinesfalls von innerstädtischen Konflikten verschont geblieben ist, wie sie auch andere
Städte in jener Epoche durchmachen mussten.

Da Bern schon früh die Grundlagen für sein späteres Großterritorium legte, umfasst das folgende Großkapitel
„Bern - das Land" als Einstimmung zu diesem Themenkreis eine breit angelegte Beschreibung
struktureller Elemente des Umlands (Dörfer, Burgen, Klöster).

Das folgende Kapitel „Geistliches und geistiges Leben" behandelt vor allem die ersten geistlichen und
karitativen Einrichtungen Berns (St. Vinzenz-Pfarrkirche, Dominikanerkirche und Spitäler). Daneben verfügte
die Stadt über ein gut entwickeltes geistiges Leben, wie die Beiträge zu kunstgeschichtlichen Themen
, Liturgie und Musik jener Zeit belegen. Bemerkenswert ist auch, dass sich in Bern ein literarisches
Leben entwickeln konnte (Heinrich von Strättlingen, Johann von Ringgenberg und vor allem Ulrich
Boner).

Das Abschlusskapitel „Das Ausgreifen aufs Land" kehrt wieder zur politischen Geschichte zurück. Die
komplizierte und oft undurchsichtige Bündnis- und Territorialpolitik erfährt hier eine breite und sehr gute
Darstellung. Hier wird auch der Stellenwert des Bündnisses von 1353 mit den Eidgenossen eingeordnet.

Die zahlreichen Beiträge des Buches lassen erkennen, warum Bern so schnell einen derartig erfolgreichen
Aufstieg schaffen konnte. Deutlich treten Mut und Beharrlichkeit als Grundzüge bernischer Politik
hervor, aber auch, wie Rainer Christoph Schwinges betont, ein gewisses Glück bei allen Unternehmungen
, das den gezielten Einsatz kriegerischer Gewalt durchaus einschloss. Berns Randlage und die damit
verbundene relative Königsferne gaben der Stadt wichtigen Spielraum, und die Stadt konnte als Reichsstadt
durch die Übernahme von Reichsaufträgen einiges Kapital schlagen. Wichtiges politisches Instrument
war vor allem im 13. und 14. Jh. die Ausbürgerpolitik, die früh ein gezieltes Ausgreifen ins Umland
ermöglichte, lange bevor andere städtische Rivalen damit begannen. Gleichzeitig wird aber ein anderes
Charakteristikum bernischer Territorialherrschaft deutlich. Die Stadt verzichtete auf eine schnelle und
gründliche Durchsetzung der Herrschaft in den erworbenen Gebieten und beschränkte sich auf das Mannschaftsrecht
, wodurch sie ein beträchtliches militärisches Potential nutzbar machen konnte. Die Durchsetzung
und Intensivierung städtischer Herrschaft erfolgte dann erst im folgenden Jahrhundert.

Auch der zweite Band vermochte die hohen Erwartungen, die nach dem Erscheinen des ersten Bandes
an ihn gerichtet waren, voll zu erfüllen. Das Problem inhaltlicher Überschneidungen und Wiederholungen
wurde durch die geschickte Disposition und das Setzen anderer Schwerpunkte auf ein geringes Maß
reduziert. Kurzum, es handelt sich um ein wichtiges und sehr schönes Buch! Willy Schulze

Eva-Maria Butz: Adlige Herrschaft im Spannungsfeld von Reich und Region. Die Grafen von Freiburg
im 13. Jahrhundert. Teil 1: Die Grafen von Freiburg im 13. Jahrhundert, Teil 2: Quellendokumentation
zur Geschichte der Grafen von Freiburg 1200-1368 (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg
Bände 34/1 und 34/2). Stadtarchiv Freiburg, Freiburg 2002. 365 S. und 297 S.

Schon im Spätmittelalter starben die Grafen von Freiburg nach dem Verlust der namensgebenden Stadt
als Grafen von Neuenburg ohne direkten männlichen Nachkommen aus und es war ihnen nicht gelungen,
ein eigenes Territorium aufzubauen. Trotz großer regionaler Bedeutung erfuhren die Freiburger Grafen
daher auch kaum eine angemessene Würdigung oder eingehende Untersuchung, wie sie ihren Vorfahren,
den Herzögen von Zähringen, oder ihrem verwandten Zweig, den Fürstenbergern zuteil wurde. Meist sind
die Grafen nur als die großen Verlierer bekannt, die selbst Freiburg als Herzstück ihres Besitzes verloren,
da sich die Stadt freiwillig dem Haus Habsburg unterstellte und ihrem einstigen Stadtherren nur noch der
Exodus in entferntere Regionen übrig blieb.

Mit diesem Bild von einem desaströsem, selbstverschuldet in den Ruin gegangenen Geschlecht räumt
die Autorin mit ihrer sorgfältigen Untersuchung auf und zeigt ein sehr fein differenziertes Bild von Auf-

259


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0259