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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 261
(PDF, 58 MB)
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weiterverkaufen wollte, bis zum Krämer mit Privatgeschäft im eigenen Haus - nicht mehr nur einem
Marktstand - aufgezeigt. Von dort an diente der Münstermarkt allein dem Endverbraucher (Stephanie
Zumbrink), die Marktfreiheit galt nun das ganze Jahr, und nicht nur während der Jahrmärkte.

Kauf und Verkauf kann allerdings nur dann ohne Zwist und Hader abgewickelt werden, wenn man sich
über das zu verwendende Maß und Gewicht sowie über die gültigen Münzen einig ist. Daher hielt es die
Obrigkeit für angebracht, die gängigen Maße links und rechts vom Hauptportal des Münsters einzumeißeln
(Peter Kalchthaler). Wie klein ein Brötchen in Notzeiten sein durfte, konnte jeder dort selbst
überprüfen. Änderte sich doch damals nicht der Brotpreis, sondern das Gewicht, je nachdem, wie teuer
das Getreide gerade war. Da man als selbstverständlich annahm, dass die Einwohner am Sonntag die
Messe besuchten, konnte auch jeder gleich feststellen, wie groß ein Firstziegel und wie dick eine Bodenfliese
zu sein hatten.

Für uns ist es heute selbstverständlich, dass - fast - überall die gleichen (metrischen) Maße und Gewichte
verwendet werden. In den früheren Jahrhunderten, als vielfältige Maß- und Gewichtssysteme angewandt
wurden und ein wahrer Münzenwirrwarr herrschte, wurde den Menschen einiges abverlangt.
Bald jede Stadt und jede Herrschaft hatte in dem ,Flickenteppich' des süddeutschen Raumes eine eigene
Vorstellung, wie viel ein Pfund zu wiegen und wie viel eine Elle - es gab allein in Baden 111 unterschiedlich
lange Ellen! - zu messen hatte. Dieses Durcheinander beendeten im 1806 geschaffenen
Großherzogtum Baden verschiedene Maßreformen (Mona Djabbarpour). Dass nicht jedem beispielsweise
das neue Weinmaß gefiel - Johann Peter Hebel war es „zu klein ausgefallen"! -, ist verständlich. Mit der
Einführung des metrischen Maßsystems in Baden 1829 erfolgte der erste Schritt zur Normierung. Ein Jahr
nach der Reichsgründung wurde 1872 schließlich in ganz Deutschland Maß, Gewicht und Münze vereinheitlicht
. Die alten badischen Gewichte gelangten nun in die Museen, in Freiburg in das Augustinermuseum
. Dieser Tatsache verdanken wir heute den reichen Vorrat an Ellen, Sestern, Waagen und Gewichten
. Zum ersten Mal seien diese Bestände in ihrer Vielfalt der Öffentlichkeit vorgestellt worden, bemerkt
Maria Schüly. Die meisten Exponate stammen aus dem 19. Jahrhundert, einige reichen ins 17. Jahrhundert
zurück, z.B. die große Kölner Münzwaage. Das jüngste Ausstellungsstück, eine Neigungstafelwaage
aus den 1930er Jahren, dürfte noch vielen bekannt sein. Es bleibt zu hoffen, dass das Augustinermuseum
diese Sammlung weiter führt.

Der größere Teil dieser Publikation ist natürlich den Längen- und Hohlmaßen sowie den Waagen und
Münzwaagen, den Gewichten und Einsatzgewichten gewidmet. Eine kurze Einleitung führt ins jeweilige
Thema ein, danach folgt die Abbildung der Gegenstände mit detaillierter Angabe über Alter, Herkunft,
Material, Größe usw. Leider wird nicht immer das Fassungsvermögen der Gefäße nach heutigem Maß
und Gewicht angegeben. Nicht alle Erklärungen sind verständlich, so S. 53: „Das Maß des ersten Daumengliedes
wurde im Deutschen als Unze bezeichnet. Im Römischen Reich teilte man den Fuß z. T. in
Zwölftel, wovon sich das Wort Zoll ableitete, was wiederum die Unze meinte." Beim Molzer-Maß (S. 78
f.) wäre mancher dankbar für den Hinweis, dass sich mit diesem speziellen Maß der Müller seinen ihm
zustehenden Mahllohn entnahm, der je nach Mahlgut 1/12 bis 1/24 eines Sesters betrug.

Fotografisch besonders schön werden die gläsernen Hohlmaße dargestellt, die Humpen, Schoppen und
Flaschen aus Schwarzwälder Glashütten. Auch wenn die meisten Exponate aus dem süddeutschen Raum
stammen, so finden sich auch bayrische Einsatzgewichte neben russischen, französische Münzwaagen
neben bergisch-märkischen. Gerade die Münzwaagen, meist gleicharmige Balkenwaagen, sind besonders
interessant, legen sie doch Zeugnis ab über das umlaufende Geld. Häufig entsprechen die den Münzwaagen
beigefügten Gewichtssteine nämlich dem vorgeschriebenen Gewicht damals gängiger Münzen, dem
Dukaten und dem Louis d'or, der Pistole (mit „Dopion" ist wohl die Duplone gemeint!) und anderen.

Wie sehr im übrigen die Zeitgenossen die badische Maß- und Gewichtsordnung von 1829 (Mona Djabbarpour
) beschäftigte, zeigt Johann Peter Hebels ,belehrende' Glosse „Des Adjunkts Standrede über das
neue Maß und Gewicht". Ob allerdings die Zuhörer nachher schlauer waren, bleibt zu bezweifeln ...

Ursula Huggle

Eichstetten. Die Geschichte eines Dorfes. Band II. Von 1800 bis heute. Hg. von Thomas Steffens im
Auftrag der Gemeinde Eichstetten. Gemeinde Eichstetten, Eichstetten 2000. 375 S., zahlreiche Färb- und
S/W-Abb., Tabellen.

Der Herausgeber hat ein Autorenteam gewonnen, das die Vergangenheit Eichstettens aus verschiedenartigsten
Blickwinkeln darstellt. Besondere Berücksichtigung fand dabei das Schicksal der jüdischen Be-

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