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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 263
(PDF, 58 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0263
sind diese 25 Jahre der Ära Winterer mit 26 Beiträgen vertreten, die Zeit von 1918 bis 1945 mit nahezu
vierzig.

Bei der Suche nach prominenten Namen fallen Reichskanzler Joseph Wirth und Erzbischof Conrad
Gröber auf, auch Professoren wie Staudinger, Heidegger, Eucken und Constantin Dietze. Stellvertretend
für die Opfer des staatlich praktizierten Antisemitismus' der NS-Zeit stehen der Lederhändler Max Mayer
(vgl. Lotte Paepcke, Ein kleiner Händler), der Anwalt Robert Grumbach, der Mediziner Siegfried
Tannhauser, die Philosophin Edith Stein, die Chemikerin Bertha Ottenstein und die Journalistin Käthe
Vordtriede.

Mit dem fortschreitenden 20. Jahrhundert steigt der Frauenanteil, kommt jedoch auch nach 1945 über
ein knappes Viertel nicht hinaus. Als Typus kommen die Trümmerfrauen vor, jedoch namenlos und nicht
als Individuen, die „Freiburger Stadtgeschichte geschrieben haben". Die frühesten Frauenportraits stammen
aus dem 16. Jahrhundert und behandeln das Schicksal dreier Bürgerinnen, die als Hexen verbrannt
wurden. Außer weiblichen Angehörigen regierender Häuser - Marie Antoinette und die Großherzoginnen
Stephanie, Luise und Hilda - wurden die Klosterleiterin Euphemia Dorer, die Stifterin und Wentzinger-
Freundin Katharina Egg und die Akteurinnen des Weiberkriegs von 1757 berücksichtigt.

Das Buch ist auf Breitenwirkung angelegt, ein wissenschaftlicher Apparat fehlt infolgedessen. Die
Bildquellen sind jedoch präzise verzeichnet, während Hinweise auf Archivalien fehlen. Die Literaturangaben
sind sehr knapp gehalten. Die Badischen Biographien Neue Folge sind erwähnt, die Baden-Würt-
tembergischen Biographien dagegen nicht, obwohl die Bearbeiter die Beiträge zu Martzloff, Dietze, Föhr,
Steiger und Sellinghausen wohl kaum übersehen haben. Renate Liessem-Breinlinger

Gedächtnis in Stein. Die Synagoge in Kippenheim 1852-2002. Hg. im Auftrag des Fördervereins Ehemalige
Synagoge Kippenheim e. V. von Uwe Schellinger. Verlag Regionalkultur, Heidelberg u.a. 2002.
320 S., 119 Abb.

Am 7. September 2003, dem Europäischen Tag der jüdischen Kultur, konnte nach über zwanzigjähriger
Planungs- und Bauzeit die ehemalige Kippenheimer Synagoge gut 150 Jahre nach ihrer Errichtung ihrer
Bestimmung als nunmehr Gedenkort für das Schicksal der Juden in der Ortenau übergeben werden.
Wesentlich zur Beförderung des Unternehmens trug die Gründung eines Vereins im Jahre 1996 bei, der
sich die Erhaltung, Instandsetzung und geistige Betreuung des Ortes und die Auseinandersetzung mit diesem
angelegentlich sein ließ und läßt. Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit steht somit die Erforschung von
Geschichte und Bedeutung des Landjudentums am mittleren Oberrhein und besonders im bis 1933 durch
eine starke jüdische Gemeinde - 15,6% Anteil im Jahre 1875! - gekennzeichneten, ehedem zum baden-
badischen Mahlberg, später zum Bezirksamte Euenheim gehörenden Kippenheim.

Hier wie in den anderen Orten am Oberrhein mit starkem jüdischem Anteil erwuchs jüdisches Gemeindeleben
erst nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges zu neuer, zarter Blüte, eingeengt
in den vorgegebenen Zwängen des frühneuzeitlichen Staates, in dem ihnen als Bürger zweiter Klasse auch
das Recht auf freie Religionsausübung in einer Synagoge untersagt war. Erst die mit der Zeit der Aufklärung
anhebende geistige Neuorientierung erlaubte auch diesem Bevölkerungsteil allmählich die Gestaltung
seines religiösen Eigenlebens im Rahmen der politischen Gemeinde. Hierzu bedurfte es auch eines
geeigneten Versammlungsortes in Gestalt einer Synagoge als funktionellem Räume für das geistige
Judentum mit der Möglichkeit zu Lehre und Unterweisung im Glauben und in den Gesetzen sowie zu
gottesdienstlichen und rituellen Handlungen. Zu diesem Behufe erwarb die jüdische Gemeinde zu Kippenheim
nach längeren Verhandlungen mit der staatlichen Seite das Recht zum Neubau eines Gotteshauses
, des mittlerweile dritten Gebäudes im Orte. Der Baumeister Georg Jakob Schneider (1809-1883) aus
dem Kaiserstuhl, Erbauer des Freiburger Colombi-Schlößchens, bediente sich neoromanischer Bauelemente
in der Fassadengestaltung in Verbindung mit neogotischen Versatzstücken in Form einer Zinnen-
bekrönung als Symbol wehrhaften Glaubens, ein Prinzip, wie er es in ähnlicher Weise auch bei seinen anderen
Synagogenbauten in Müllheim, Rust, Ihringen und Altdorf, nicht zuletzt auch in Freiburg anwandte.

Der vorliegende Sammelband schildert in zehn Beiträgen unterschiedlicher Gewichtung die Entwicklung
der wohlhabenden jüdischen Gemeinde am Beispiel ihres Gotteshauses und dessen Schicksals.
Neben der reinen Baugeschichte und einem etwas kurz geratenen Überblick jüdischen Lebens und Wirkens
in der Zeit von 1852 bis 1940 bestimmt das Ende der Synagoge als Versammlungsraum im Jahre
1938 und deren Schicksal in der Nachkriegszeit - geplanter, aber nicht zustande gekommener Ankauf
durch die katholische Gemeinde, dann Werkhalle und Warenlager - naturgemäß den Schwerpunkt der Ab-

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