Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 265
(PDF, 58 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0265
wicklung im 12. und 13. Jahrhundert kaum beachtet. Dieser Tatbestand ist recht überraschend, denn der
Quellenbestand ist durch die Urkundenveröffentlichungen im neuen Freiburger Urkundenbuch durch
Hefele und das Urkundenbuch des Heilig-Geist-Spitals recht gut erschlossen. Trotzdem schien sich kein
Forscher dieser Aufgabe annehmen zu wollen. Diese Lücke schließt nunmehr die Veröffentlichung von
Mathias Kälble.

Zu Beginn bietet der Autor einen breiten Überblick über die Marktgründung und zeigt, wie die ansässige
Bevölkerung in der folgenden Zeit mit den „burgenses" und „mercatores" verschmolz und erfolgreich
einen eigenen bürgerlichen Rechtskreis begründen konnte.

Die weitere innere Entwicklung Freiburgs erfolgte zwischen den beiden Spannungspolen Herrschaft
und Genossenschaft. Doch in der Praxis erfolgte die Formierung der Stadtgemeinde und der Ausbau
einer eigenen Ratsverfassung parallel zum Ausbau der Zähringer Territorialherrschaft, denn den zährin-
gischen Städten kam beim Ausbau und der Sicherung der zähringischen Landesherrschaft große Bedeutung
zu. Wichtiges Bindeglied zwischen Stadt und Gemeinde ist der Rat, dessen stadtherrlichen Charakter
Kälble besonders hervorhebt. So entstand ein stadtherrliches „consilium", das zentrale Funktionen des
Stadtherrn in der Stadt übernahm. Dass es sich schließlich zum städtischen Rat weiterentwickeln konnte,
war nur möglich, weil das mit Vertrauensleuten des Herzogs besetzte Gremium einen größeren Spielraum
für die städtische Selbstverwaltung ermöglichte.

Die enge Zusammenarbeit des Stadtherrn mit der städtischen Führungsschicht setzte sich auch nach
1218 fort. So kam es nach dem Aussterben der Zähringer zu einem reibungslosen Herrschaftsübergang
an die Grafen von Urach, weil die städtische Führungsschicht den neuen Stadtherrn im Konflikt mit dem
staufischen König unterstützte.

Der für Freiburg bedeutsame Einschnitt geschah erst 1248, als die Bürgergemeinde eine Verfassungsreform
erzwang. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war es aber zu einer immer stärkeren sozialen
Ausdifferenzierung der Freiburger Gesellschaft gekommen. Einerseits stiegen die alten Geschlechter häufig
in den Ritterstand auf und bildeten eine immer stärker abgeschlossene Gruppe, andererseits meldeten
neue, aufstrebende bürgerliche Gruppen ihre Ansprüche an. Diesen Aufstieg der neuen Eliten aus Handel
und Gewerbe stellt Mathias Kälble sehr ausführlich dar. Er untersucht ihre Verwandtschaft- und Heiratsbeziehungen
und zeigt, wie diese Familien schon vor 1248 im Heilig-Geist-Spital als Stifter und Verwalter
ein identitätsstiftendes Zentrum gefunden hatten.

Der soziale Wandel dauerte auch in der zweiten Hälfte des Jahrhundert unvermindert stark an. Zwar
konnten sich die alten Familien im Ratsgremium der Alten Vierundzwanzig noch lange Zeit wichtige
Machtpositionen sichern, doch die Kräfteverhältnisse verschoben sich immer mehr zu Gunsten der „ho-
mines novi" und der in Zünften organisierten Gewerbetreibenden, die schließlich im neuen Stadtrecht
1293 weitgehende Gleichberechtigung durchsetzen konnten.

Auch das Verhältnis zum Stadtherren, den Grafen von Freiburg, änderte sich nach 1248 grundlegend.
War die alte städtische Elite noch durch persönliche Dienstbarkeit eng mit dem Stadtherren verbunden
gewesen, so beruhte nunmehr die Verbindung auf dem finanziellen Potential der kaufmännisch geprägten
Geschlechter, denen der Graf widerstrebend immer mehr gräfliche Rechte gegen finanzielle Unterstützung
abtreten musste. Damit begann eine Periode neuer Spannungen zwischen Stadtherr und Stadtgemeinde
, die schließlich im Übergang an Österreich 1368 ihr Ende finden sollte.

Kälble hat mit seinem Buch ein Werk von außerordentlicher wissenschaftlicher Qualität vorgelegt. Besonders
gefallen hat die klar gegliederte Darstellung, mit der der schwierige Stoff bewältigt wird. Da er
immer wieder prosopographische Methoden für seine Untersuchung einsetzt, ist der Leser für das ausführliche
Orts- und Personenregister dankbar. Zudem regt seine Fragestellung an, das Verhältnis zwischen
Stadtherren und städtischen Führungsschichten auch im folgenden Jahrhundert zu erforschen.

Willy Schulze

Günther Klugermann: Freiburg. Ereignisreiche Zeiten. Die 60er Jahre. Staatsarchiv Freiburg, Fotos von
Willi Pragher. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2002. 70 S., S/W-Fotos.

Dieser Bildband stellt die Fortsetzung einer Reihe dar, denn Günter Klugermann legte bereits einen Band
zu den 50er Jahren mit historischen Fotos aus dem Staatsarchiv vor. Der Fotograf Willi Pragher sollte bekannt
sein, doch wären zwei oder drei Sätze zu seiner Person sicherlich hilfreich gewesen. Zur Ergänzung
: der 1908 in Berlin geborene Fotograf lebte seit 1950 in Freiburg. Als Pressefotograf arbeitete er
auch für die Badische Zeitung. Als er 1992 in Freiburg starb, hinterließ er eine große Fotosammlung.

265


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0265