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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 8
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0008
Der ehemalige zentrale Wirtschaftshof des Ortes, der Bollhof, existiert bis heute als Staffelgiebelbau
aus dem Jahr 1581 mit zugehörigem Trotthaus.5 An seiner Stelle stand vermutlich
bereits der in mittelalterlichen Quellen mehrfach belegte Vorgängerbau. Die kleine Sackgasse
daneben trägt ebenfalls den Namen Bollhof. Auf der heute bebauten, jenseits des Dorfbachs
gelegenen sanften Steigung verzeichnete noch die Deutsche Grundkarte der Ausgabe
von 1967 den Flurnamen Bollmatten, der auf zum Ort bzw. Hof Boll gehörende Wiesen hinweist
.6

Zur frühen Geschichte der St. Georgener Ortsteile

Der auf -ingen endende Ortsname Wendlingens deutet auf eine Entstehung im fünften oder
sechsten Jahrhundert hin. Die beiden weiteren Ortsteile Uffhausen und Hartkirch dürften erst
in jüngerer Zeit entstanden sein. Uffhausen, dessen Ortsname Bezug auf eine ältere, unterhalb
gelegene Siedlung nimmt, scheint von Wendlingen aus etwas weiter oberhalb wohl noch im
sechsten Jahrhundert gegründet worden zu sein.7 Der Ortsname Hartkirch legt eine Entstehung
während der Christianisierung der Alemannen nahe, die ab dem ausgehenden siebten Jahrhundert
in größerem Umfang einsetzte.8

Mit aller Vorsicht lässt sich für Boll eine noch spätere Entstehung als für Uffhausen annehmen
. Ein Hinweis darauf steckt auch hier im Ortsnamen. Gemeinhin werden Orte des Namens
Boll auf das althochdeutsche bol (=Hügel) zurückgeführt.9 Worauf sich diese Etymologie bei
unserem Boll beziehen soll ist unklar, da es im Bereich der Siedlung keine markanten Erhebungen
gibt.10 Schlüssiger scheint hier die von Stärk vorgeschlagene Herleitung des Namens
vom althochdeutschen bohl, das für sumpfiges Wiesengelände steht.11 Solche schlechteren

St. Georgen. Festschrift zur Einweihung des Kindergartens 1967 mit Ergänzungen zur Ortsgeschichte. Freiburg
1967, vor dem hinteren Buchdeckel beigegeben.

5 Dieses Datum gibt Zahn (wie Anm. 4), Nr. 12, wo er den Bollhof beschreibt. Siehe auch Abbildung 2 mit dem
auch hier mit Nr. 12. bezeichneten Bollhof am linken Bildrand. Vgl. Schlatterer (wie Anm. 4), S. 123 Nr. 12;
vgl. Johann Baphst Kolb: Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden.
Bd. 3. Karlsruhe 1816, S. 304. Nach Kolb waren aus dem Bollhof bis ins 19. Jahrhundert sechs „besondere Häuser
und Lehngüter entstanden". Im Sturz eines Erdgeschossfensters an der Ostseite des Bollhof-Gebäudes findet
sich die eingemeißelte Jahreszahl 1755, eingerahmt von den Initialen „F" und „L", wohl des bis 1762 bezeugten
Besitzers Fritz Längle, vgl. Zahn (wie Anm. 4).

6 Deutsche Grundkarte 1:5000 Nr. 8012.6; so auch auf der Gemarkungskarte von 1887, abgebildet in Schlatterer
(wie Anm. 4), S. 141, 172, siehe auch Text auf S. 173.

7 Die Funde aus den bei Uffhausen entdeckten Gräbern weisen in diese Zeit, vgl. Michael Hoeper: Alamanni-
sche Besiedlungsgeschichte im Breisgau, Reihengräberfelder und Gemarkungsgrenzen. In: Römer und Ala-
mannen im Breisgau. Studien zur Besiedlungsgeschichte in Spätantike und frühem Mittelalter (Archäologie und
Geschichte Bd. 6). Sigmaringen 1994, S. 28 ff., Grafik auf S. 30.

8 Vgl. Eyla Hassenpflug: Frühe Kirchen, ihre Patrozinien und die Bestattungen. In: Der Südwesten im 8. Jahrhundert
aus historischer und archäologischer Sicht. Hg. von Hans Ulrich Nuber, Heiko Steuer und Thomas
Zotz (Archäologie und Geschichte Bd. 13). Ostfildern 2004, S. 189; zur Christianisierung Sönke Lorenz: Die
Alemannen auf dem Weg zum Christentum. In: Die Alemannen und das Christentum. Zeugnisse eines kulturellen
Umbruchs. Hg. von Sönke Lorenz und Barbara Scholkmann (Schriften zur Südwestdeutschen Landeskunde
Bd. 48 Quart 2; Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Bd. 71). Leinfelden-Echterdingen 2003,
S. 65-111; vgl. zu den Ortsnamen Hoeper (wie Anm. 7), S. 28 ff.; vgl. allgemein zur Siedlungsgeschichte im
deutschen Südwesten Michael Hoeper: Alamannische Besiedlungsgeschichte nach archäologischen Quellen.
Ein kurzer Abriß der Besiedlungsentwicklung des frühen Mittelalters in Südwestdeutschland. In: Die Alemannen
und das Christentum, a.a.O., S. 13-37; vgl. Thomas Zotz: Siedlung und Herrschaft im Raum Freiburg am
Ausgang des 11. Jahrhunderts. In: Freiburg 1091-1120. Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt. Hg. von
Hans Schadek und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte Bd. 7). Sigmaringen 1995, S. 59 f.

9 Vgl. allein zu den badischen Orten dieses Namens Krieger (wie Anm. 3), Sp. 242 f.; vgl. Adolf Bach: Deutsche
Namenkunde. Bd. 2/1-2. Die Deutschen Ortsnamen. Heidelberg 1953-1954, § 248 S. 219, § 288 S. 256 ff.,

10 § 741 S. 548.

Allenfalls der sanfte Anstieg zum Schönberg, auf dem die Flur „Bollmatten" lag oder der etwas weiter entfernte
Hägebuck kämen in Frage.

11 Stärk (wie Anm. 4), S. 338; ähnlich auch Martin Wellmer: Siedlung und Flurformen bis zur Ausbildung der

8


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