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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 23
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Südwesten der Altstadt in der Hand des Klosters war. Er bildete die Voraussetzung, um mit
einem grundlegenden Umbau des Gebäudekomplexes zu beginnen. Nach dem Tod Mynsin-
gers7 führte sein Nachfolger Gallus Vöglin (1585-1597) die Bauarbeiten bis 1587 zu Ende.8
Er ließ das heterogene, mittelalterlich geprägte Häuserkonglomerat zu einem repräsentativen
Klosterhof umgestalten (Abbildung 3c).

Das östliche Haus an der Niemensstraße wurde weitgehend abgerissen und in verkleinerter
Form, abgerückt von der Straße, neu errichtet (Abbildung 4). Hier waren im Erdgeschoss
Küche und Speisesaal untergebracht. Der Festsaal im oberen Stock nahm das gesamte Ge-
schoss ein und war mit aufstuckierten Renaissance-Ornamenten verziert.9 Die Wände waren
mit zweireihigen Blendbögen bedeckt, während die Türeinrahmung und die Fensternischen 1
reiches Beschlagwerk aufwiesen.

Die beiden anderen mittelalterlichen Häuser wurden im Äußeren zu einem zweigeschossigen
Vorderhaus zusammengezogen und mit einem Stufengiebel zur Peterstraße versehen. Auf
dem geschwungenen Sturz einer Seitentür (Abbildung 4, am rechten Rand) findet sich eine
rückwärts geschriebene Jahreszahl (5851), eine manieristische Spielerei, wie sie zu Ende des
16. Jahrhunderts öfter auftritt.10 Vermutlich wurde auch ein repräsentativer Eingang zur Niemensstraße
eingebaut. Eine später an den Treppenturm versetzte Wappenkartusche von 1586
könnte von dieser Tür stammen.11 Im Haus waren über geräumigen Weinkellern Verwaltungsräume
untergebracht, außerdem waren hier Gästezimmer für die in Freiburg weilenden Brüder
und eine Abtswohnung mit einem prächtigen Kachelofen vorhanden.12

Abgerückt vom Hauptgebäude wurde an der Peterstraße ein freistehender Kapellenbau mit
Rundfenstern und Stufengiebel errichtet.13 Seine Lage war kein Sonderfall; auch die Kapelle
des Stürzeischen Palais („Basler Hof, Kaiser-Joseph-Straße 176, errichtet 1494-1496) stand
im hinteren Teil des Grundstücks an einer Seitenstraße.14 Die Peterhof-Kapelle war dem Heiligen
Kreuz geweiht und lag im Hochparterre, darunter ein halb eingetiefter, gewölbter Keller,
der vermutlich als Archiv genutzt wurde. Betreten werden konnten die beiden Räume durch
zwei übereinander liegende Türen in der Nordwand, gegenüber dem Vorderhaus. Eine Außentreppe
führte zur Kapelle hinauf.

Der niedrige Kapellenraum wird von einem sehr flachen Gewölbe mit gotischen Sandstein-

7 Chronik des Klosters St. Peter von 1770. Gregor Baumeister: Synopsis Annalium Monasteriy S. Petri in nigra
Silva O.S.B, Erzbischöfliches Archiv Freiburg (EAF), Ha 583, Eintrag zu 1586.

8 Ebd., Eintrag zu 1587.

9 Abbildung der Handwaschnische im Speisesaal und der Wandverkleidung des Festsaals bei Albert/Wingen-
roth (wie Anm. 2), S. 214.

10 Abbildung bei Albert/Wingenroth (wie Anm. 2), S. 214. Ebd., S. 217 wird vermutet, dass die Tür ursprünglich
in der Mittelachse gelegen habe.

11 Die zugehörige Inschrift lautet: Gallus, Abbte zu S. Peter, Prior zue S. Ulrichen auff und im Schwartzwaldt Anno

1586. Abbildung bei Albert/Wingenroth (wie Anm. 2), S. 215.

12 Gregor Baumeister: Compendium Actorum, Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 65/532, S. 527, Eintrag zu

1587. An dieser Chronik des Klosters St. Peter schrieb Gregor Baumeister, Mönch und Archivar des Klosters,
ab 1758.

13 Beschreibungen der Kapelle bei Franz Xaver Kraus: Die Kapelle im Peterhofe zu Freiburg i. Br. In: Zeitschrift
der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und
den angrenzenden Landschaften 11, 1894, S. 75-83; Friedrich Kempf: Die Kapelle des Peterhofes. In: Freiburg
im Breisgau - Die Stadt und ihre Bauten. Hg. vom Badischen Architecten- und Ingenieur-Verein. Freiburg 1898,
S. 364-370; Albert/Wingenroth (wie Anm. 2), S. 218-221 mit zwei Abbildungen; Martin Hesselbacher: Die
Kapelle des Peterhofes zu Freiburg im Breisgau. In: Bewahren und Gestalten. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag
von Günther Grundmann. Hg. von Joachim Gerhardt u. a. Hamburg 1962, S. 69-80; Leo Schmidt:
Freiburger Stadtbaugeschichte 1500-1800. In: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 2. Vom Bauernkrieg
bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft. Hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart
1994, S. 242-276, hier S. 260 f. mit Abbildung; Peter Kalchthaler: Freiburg und seine Bauten. Freiburg 1990,
S. 94-97, hier S. 96 f. mit Abbildung der Renovierungen der Kapelle 1768, 1892 und 1957.

14 Albert/Wingenroth (wie Anm. 2), S. 91-120, hier S. 94 und 96 f.

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