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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 29
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0029
Architekt verbunden blieb. Thumb hat später tatsächlich auch für den Freiburger Peterhof Entwürfe
geliefert. Der Architekt des Bauvorhabens von 1730/31 war aber der Freiburger
Stadtbaumeister Bechter. Johann Georg Bechter war Maurer und Steinhauer aus Wangen im
Allgäu, bat 1716 in Freiburg um das Zunftrecht, das er am 25. Juli 1717 erhielt, und war als
Meister, später Stadtwerkmeister in Freiburg tätig. Er verstarb 1755.24

Bechters Urheberschaft geht u. a. aus dem von Gregor Baumeister, Mönch und Archivar des
Klosters Sankt Peter, zusammengestellten Geschichtswerk „Compendium Actorum" von 1758
hervor, in dem es zum Jahr 1730 heißt: Das ehrwürdige Kapitel ging mit dem Freiburger Architekten
Johann Georg Bechter einen Vertrag ein, um in jener Stadt einen neuen Weinkeller
und darüber ein Archiv zu erbauen. Im oberen Dachwerk wurden einige Kammern gemacht,
und zwar für den Herrn Abt selbst nahe der alten Kapelle, ja so viele, dass der Raum bis zum
alten Bau erfasst und gemacht werden konnte. So wurde am 22. August... der Grundstein gelegt
durch den ehrwürdigsten Herrn Abt.25

Der detaillierte Vertrag des löbl. Gotteshaus St. Peter mit H. Hans Georg Bechter Baumeister
zu Freiburg wegen des Newen Gehaus im Haus zu Freiburg aus dem Jahr 1730 ist als Kopie
erhalten in dem Verzeichnis „Actorum Curie Nostrae Friburgensis...".26 Das Gebäude soll
vom Prälathen-Zimmer grad hinüber bis zur Capein gehen, bestehend aus einem gewelbt Keller
von 64 auf 34 Schuh und ober dem Keller noch 2 Stock. Weiter heißt es: Erstlich übernimbt
... H. Baumeister das Gebau über sich und verspricht, solches nach Ausweis des Risses zu verfertig
[en], den Keller... auf seine Kosten auszugraben, den Grund hinweg zuführen, den Keller
mit Werksteinen zu beleg[en] und mit einem 3 Schuh dieffen dauerhaften Gewölb zu bedecken
. Darüber soll ein bombenfreyes Archivgewölbe entstehen und im Obergeschoss ein proportioniert
Gang und Zimmer von Stuccator-arbeith. Nach Vereinbarungen über die
Bodendeckung, Hausteinarbeiten an Torbogen, Fenstern und Dachgesims und sogar Anweisungen
über die Cloaca oder Loca Secreta folgt die Regelung der Bezahlung: Bechter erhält
in drei Raten insgesamt 3750 Gulden.27

Äußerlich nicht angetastet wurde 1730/31 das schon bestehende Vorderhaus, wie die Vogelschau
zeigt (Abbildung 7). Mit dem Zwischentrakt erschöpften sich die Baumaßnahmen
aber keineswegs. Vom 15. April 1732 datiert ein Vertrag mit Bechter für den Bau einer
Scheune.28 1734 ist erneut ein Vertrag mit ihm im Protokoll des Klosters St. Peter notiert.29
Schon 1730 wurde ein Quartierhaus des breisgauischen Militärs, das auf dem Gelände der Abtei
einquartiert war, errichtet.30

24 Franz Dieth/Norbert Lieb: Die Vorarlberger Barockbaumeister. München 1960, S. 77; Friedrich Hefele: Vorarlberger
und Allgäuer Bauleute zu Freiburg i. Br. im 18. Jahrhundert. In: Alemania, 4. Jg. Heft 3, 1930, S. 109
ff.

25 Baumeister (wie Anm. 16), S. 810 zum Jahr 1730 (übersetzt aus dem Lateinischen).

26 Actorum Curie Nostrae Friburgensis Etc. Ab An. 1725, GLA, 67/1288, S. 32-34, vgl. Ludwig Schneyer: Die
Baugeschichte des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald. Phil. Diss. (masch.). Freiburg 1923, S. 48.

27 Es gibt weitere Quellenbelege für Bechters Autorenschaft: In einem Rechnungsbuch aus St. Peter ist am
22.3.1730 eine Zahlung von 500 fl. (Rheinische Gulden) an Bechter für das Gebau zu Freyburg verzeichnet,
GLA, 102/58. Gubler zitiert außerdem das Kapitelsprotokoll mit dem Auftrag an Bechter für die cella vinaria
in Freiburg, bezieht diesen Auftrag aber nicht auf den Peterhof, da er von Thumbs Autorschaft ausgeht, vgl.
Gubler (wie Anm. 23), S. 45. Hefele (wie Anm. 24), S. 109 ff. berichtet über eine Beschwerde gegen den Baumeister
Bechter, nach der er bei der erbawung des St. Peterischen Hofes beschäftigt war. Der Peterhof sei „nach
seinem Riss" erbaut worden, wie Hefele mündlich mitteilte (Brief von J. Schlippe an W. Müller vom 2.11.1931,
LDA, Außenstelle Freiburg, Ortsakten). Auf die Autorschaft Bechters hat bereits Schneyer in seiner unveröffentlichten
Dissertation (wie Anm. 26), S. 48 hingewiesen.

28 Schneyer (wie Anm. 26), S. 48.

29 Kapitelsprotokolle St. Peter, Priesterseminar St. Peter, 414, lt. Schneyer (wie Anm. 26), S. 48.

30 Baumeister (wie Anm. 16), S. 810: Im selben Jahr wurde ebenda ein Diversorius für die Amtsträger der Schutztruppen
zu bauen angefangen, außerhalb unseres Hauses, was sehr unserer Bequemlichkeit diente (übersetzt aus
dem Lateinischen).

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