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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
123.2004
Seite: 30
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2004/0030
Das Thumb-Projekt und Schäden bei der Beschießung 1744

Bereits 1737 zeigt sich, dass mit dem Bau von 1730/31 die Bestrebungen zur Erweiterung des
Stadthofes nicht erlöschen: Die Abtei arrondiert ihren Grundbesitz, indem sie das Gelände der
„alten Münze" an der Niemensstraße erwirbt.31 Vielleicht war dies der Anstoß zu neuen Planungen
für den Peterhof. Darauf deutet ein Zeichnungssatz hin, der im Generallandesarchiv
Karlsruhe verwahrt wird (Abbildung 9) und der Peter Thumb zugeschrieben werden muss.32
Thumb beabsichtigt, den Peterhof unter Einbeziehung des Altbestandes zu einer Dreiflügelanlage
zu vereinheitlichen. Das Vorderhaus wird ersetzt durch ein großes elfachsiges Corps de
Logis mit drei Geschossen und mächtigem Mansarddach an der Niemensstraße, mit einer Nebenfront
von fünf Fensterachsen zur Peterstraße. Der Kapellentrakt bekommt ein Gegenüber,
indem Thumb den bisher isoliert stehenden Wirtschafts- oder Scheunenbau Bechters von 1732
in der Südostecke des Grundstückes mit einem Verbindungstrakt an den Hauptbau anschließt.
So entsteht ein von drei Seiten eingefasster Hof. Wäre der Plan ausgeführt worden, stünde der
Peterhof als eine der bedeutendsten Bauleistungen des 18. Jahrhunderts in Freiburg da. Doch
dazu kam es nicht, und so vermerkt eine spätere Hand auf der Zeichnung lakonisch: Riß zum
Petershof in Freiburg nach dem aber nicht gebauet worden.

1744 wurde Freiburg durch französische Truppen belagert und die Beschießung der Stadt
beschädigte auch den Peterhof. Die Schäden scheinen gravierend gewesen zu sein, jedenfalls
forderte das städtische Bauamt in einem Schreiben vom 27. April 1745 einen Neubau.33 Daraufhin
besichtigte der Klosterbaumeister Johann Willam34 die Anlage und berichtete, dass am
20. September 1745 mit Bechter wegen des Neubaus ein Vertrag abgeschlossen wurde.35 Vielleicht
stammen aus diesem Zusammenhang zwei anonyme Grundrisse im Generallandesarchiv
, die deutlich weniger kunstvoll als das Thumb-Projekt sind, aber auf ihm basieren.36 Die
Behebung der Schäden von 1744 hat sich aller Wahrscheinlichkeit nach, wohl aus finanziellen
Erwägungen, nur auf Reparaturen beschränkt.

Die zweite Barockisierung 1766/67

Zum durchgreifenden Umbau des Komplexes kam es erst 1766 unter Abt Philipp Jakob Stey-
rer (1749-1795). Er notiert in seinem Tagebuch am 7. Mai 1766 etwas überspitzt: der ganze
Freiburger Peterhof mit Ausnahme des Gemeinschaftsraumes, der Küche und des Speiseraumes
liegt abgebrochen darnieder.1'1 Kurz darauf, am 13. Juni 1766, erfolgte die Grundsteinlegung
.38 Baumeister schreibt in seiner Klosterchronik zum Jahr 1766: In diesem Frühjahr läßt
unser Abt einen großen baufälligen Theil des Petershofes zu Freyburg niederreißen und ein
neues Gebäude anfangen, welches zu Ende des Herbstmonaths vollendet wird. Unsere Un-

31 Baumeister (wie Anm. 16), S. 868, lt. Schneyer (wie Anm. 26), S. 49.

32 GLA, G Baupläne St. Peter / 122 (38), 122 (42), 122 (43), vgl. Hans-Martin Gubler: Der Vorarlberger Barockbaumeister
Peter Thumb 1681-1766. Ein Beitrag zur Geschichte der süddeutschen Barockarchitektur. Sigmaringen
1972, S. 91. Im Zusammenhang mit diesen Zeichnungen wird auch der Entwurf eines Treppenhauses
gesehen. Abbildung bei: Das Vermächtnis der Abtei. 900 Jahre St. Peter auf dem Schwarzwald. Hg. von Hans-
Otto Mühleisen. Karlsruhe 1993, S. 482 mit Abbildung 226.

33 Actorum Curie Nostrae Friburgensis (wie Anm. 26), S. 188, lt. Schneyer (wie Anm. 26), S. 49.

34 Johann Willam, geb. 1702, Baumeister in St. Peter von 1739-1764, Vorarlberger Baumeister und Bauleiter der
Abteineubauten in St. Peter nach den Plänen Peter Thumbs, vgl. Dieth/Lieb (wie Anm. 24), S. 121.

35 Actorum Curiae Nostrae Friburgensis (wie Anm. 26), S. 192 f., lt. Schneyer (wie Anm. 26), S. 49.
™ GLA, 122 (40) und G 122 (41).

37 Franz Kern: Philipp Jacob Steyrer, 1749-1795 Abt des Benediktinerklosters St. Peter im Schwarzwald. Studie
zur Geschichte des vorderösterreichischen Benediktinertums (Phil. Diss. Freiburg 1957). In: FDA 79, 1959/60,
S. 92.

38 Veronika Mertens: Nicht nur die Wissenschaft. Ein Kunstführer durch die Universität Freiburg. Freiburg 1995,
S. 28.

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